Sport Griezmann zerstört deutschen Titeltraum

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Marseille. So kann es einem gehen. Die Franzosen haben gestern Abend Weltmeister Deutschland im EM-Halbfinale von Marseille mit 2:0 (1:0) weichgekocht. Ausgerechnet der zuvor überragende Kapitän Bastian Schweinsteiger hat die deutsche Niederlage mit einem unglücklichen Handspiel eingeleitet.

Und wieder hat der Bundestrainer eine Karte gespielt, die keiner erwartet hatte. Gegen die Gastgeber hat Emre Can (22) ein ordentliches Turnierdebüt gegeben. Benedikt Höwedes hat in der Viererkette den gelbgesperrten Mats Hummels gut ersetzt, Joshua Kimmich begann rechts in der Abwehr. Bastian Schweinsteiger hatte Can an seiner Seite. Toni Kroos rückte auf die „Zehn“. Didier Deschamps hatte keine Ausfälle zu beklagen. Der französische Nationaltrainer schickte die siegreiche Elf vom Viertelfinale gegen Island (5:2) ins Rennen. Für die deutsche Mannschaft ist es aus der Komfortzone rausgegangen. Und auch der Respekt der Franzosen vor der deutschen Mannschaft war riesig. „Les Bleus“ versuchten ihn zu kaschieren, in dem sie die ersten Minuten draufgingen wie verrückt. Da waren sie brandgefährlich. Der deutsche Torhüter Manuel Neuer musste sich gleich mal langmachen. Doch nach Doppelpass mit Blaise Matuidi war der Versuch von Antoine Griezmann nicht zwingend genug (7.). Fast eine Kopie der Chance auf der anderen Seite, wo Can den ausgezeichneten Hugo Lloris forderte (14.). Im Grunde hatte die deutsche Mannschaft ihren Gegner nach gerade mal einer Viertelstunde schon genau da, wo sie ihn haben wollte: ganz brav an zwei schönen Ketten aufgereiht hintendrin. Es gab Ecke um Ecke. Ein Tor lag in der Luft. Die Franzosen „zogen“ ganz geschickt zwei 25-Meter-Freistöße, machten auch ein Riesengedöns um sie, aber erst fand Payet seinen Meister in Neuer (28.) und dann Paul Pogba (38.). Gefährlicher die Situation kurz vor der Pause, als Olivier Giroud nach einem Boateng-Aussetzer alleine durch war, sein Schuss aber von Höwedes mit tollem Tackling abgewehrt wurde (43.). Und dennoch waren es die Franzosen, die mit einer 1:0-Führung in die Pause gingen. Der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli hatte Schweinsteigers unsinniges Handspiel bei einem Duell mit Patrice Evra nach einer Griezmann-Ecke gesehen. Griezmann verwandelte den Elfmeter sicher. Bedauerlich für die deutsche Mannschaft, dass gerade Schweinsteiger ein ähnliches Missgeschick wie Boateng im Halbfinale gegen Italien unterlief. Das zweite unglückliche, ja törichte Handspiel in der zweiten Partie hintereinander. Und ärgerlich, der Kapitän spielte ansonsten überragend. Nicht zuletzt wegen des Patzers fand Teammanager Oliver Bierhoff nach der Partie, die Niederlage sei „unglücklich und ein bisschen dumm“. Toni Kroos: „So blöd es klingt, wir haben bei dieser EM unser bestes Spiel gemacht. Man kann der Mannschaft nichts vorwerfen.“ Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild. Frankreich kam sehr flott aus der Kabine. Aber diesmal wartete die deutsche Elf nicht ab. Voller Stolz begannen die französischen Fans schon wieder, die Marseillaise anzustimmen. Und Bundestrainer Joachim Löw ruderte mit den Armen und wirkte immer verzweifelter. Was er sah, gefiel ihm nicht. Aber seine Mannschaft stemmte sich mit aller Macht gegen die drohende Niederlage. Als nach einer Stunde auch noch Boateng den Platz verlassen musste, schien sich alles gegen die deutsche Elf verschworen zu haben. Noch schwerer schien es nach der 72. Minute zu werden. In dieser machte nämlich nach einer Unachtsamkeit von Joshua Kimmich und einer zu kurzen Abwehr von Manuel Neuer Antoine Griezmann sein zweites Tor an diesem Tag. Kimmich traf im Gegenzug Aluminium und scheiterte in der Nachspielzeit an Lloris. „2:0 für Frankreich ist kein faires Ergebnis“, urteilte Manuel Neuer, „es gibt keinen blöderen Moment, als in einem Halbfinale auszuscheiden.“ Da hat er wohl recht. So spielTen sie Deutschland: Neuer (Bayern München) - Kimmich (Bayern München), Boateng (Bayern München)/61. Mustafi (FC Valencia), Höwedes (FC Schalke 04), Hector (1. FC Köln) - Can (FC Liverpool)/67. Götze (Bayern München), Schweinsteiger (Manchester United) /79. Sané (FC Schalke 04) - Özil (FC Arsenal), Kroos (Real Madrid), Draxler (VfL Wolfsburg) - Müller (Bayern München) Frankreich: Lloris (Tottenham Hotspur) - Sagna (Manchester City), Koscielny (FC Arsenal), Umtiti (Olympique Lyon), Evra (Juventus Turin) - Pogba (Juventus Turin), Matuidi (Paris Saint-Germain) - Sissoko (Newcastle United), Griezmann (Atlético Madrid)/90.+2 Cabaye (Chrystal Palace), Payet (West Ham United)/71. Kanté (Leicester City) - Giroud (FC Arsenal)/77. Gignac (Tigres de Monterrey) Tore: 0:1 Griezmann (45.+2, Handelfmeter), 0:2 Griezmann (72.) - Gelbe Karten: Can, Özil, Schweinsteiger - Evra, Kanté - Beste Spieler: Özil, Kroos - Lloris, Griezmann, Matuidi - Zuschauer: 69.000 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Rizzoli (Italien).

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