Rheinpfalz Horst Eckel spricht bewegende Worte bei Brief-Ausstellung von Sepp Herberger

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Horst Eckel gestern im Deutschen Fußballmuseum vor einem Foto aus seiner großartigen Laufbahn.

Fußball: Heute vor 65 Jahren wurde Deutschland Weltmeister. Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund sind seit Mittwoch Briefe von Sepp Herberger ausgestellt.

Dortmund. „Liebe Sportkameraden!“, beginnt Josef Herberger einen Brief, den er am 4. Juli 1955 verfasste. „Heute jährt sich der Tag, an dem wir in Bern Weltmeister wurden. Dieser 4. Juli 1954 wurde damit zum größten Tag in der Geschichte des deutschen Fußballs“, schrieb der damalige Bundestrainer. Seinen Namen schrieb er in Großbuchstaben, und seinem Rufnamen Sepp, unter dem er in die Historie des deutschen Fußballs einging, fügte er noch ein „L“ an. Auf der folgenden RHEINPFALZ-Seite findet Ihr alle Informationen zum 1. FC Kaiserslautern.

Mal siezte er, mal duzte er

In den Briefen, die seit Mittwoch im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zu sehen sind, ist mal von Seppl zu lesen, mal von Sepp, auch von Josef. Noch auffälliger jedoch ist, dass Herberger in der Anrede der Spieler zwischen Duzen und Siezen wechselt. Museumsdirektor Manuel Neukirchner, der das begleitende Buch „Post vom ,Chef’ – Herbergers Briefe an die Weltmeister“ herausgab, vermutete: „Beim Lob war es ein Sie, bei Tadel ein Du.“ Horst Eckel folgte dieser Vermutung und versicherte: „Es war immer ein bisschen mehr Lob als Tadel.“ Eckel ist der einzige Spieler des Kaders von 1954, der noch lebt. Er war mit 22 Jahren der jüngste Deutsche auf dem Feld, als Toni Turek wie ein Fußballgott hielt, Helmut Rahn aus dem Hintergrund schoss und das Spiel aus, aus, aus war. Vor 65 Jahren gewann Deutschland das WM-Finale im Berner Wankdorfstadion mit 3:2 gegen Ungarn.

Wanderausstellung durch Sportschulen

Die Briefe aus dem Nachlass Herbergers liegen als Originale im Archiv. In der nur ein paar Quadratmeter großen Ausstellung, die ab September durch deutsche Sportschulen wandern soll, finden sich Nachdrucke. Sie geben einen wertvollen Einblick in die Kommunikation zwischen Trainer und Spielern, zumal auch Briefe an den „Chef“ zu lesen sind. So auch der von Ottmar Walter, datiert vom 21. Februar 1969. Etwa einen Monat zuvor hatte der jüngere Bruder von WM-Kapitän Fritz einen Suizid versucht. „Mit dem Gedanken, nie wieder so etwas zu tun, will ich meine Zukunft gestalten“, schrieb Ottmar Walter, nachdem er sich bei Herberger für „Ihre große Hilfe“ bedankt hatte. Der letzte Satz lautete: „Damit ich mich auch beruflich für das Richtige entscheide, möchte ich Sie bitten, mit mir Ihrem väterlichen Rat zur Seite zu stehen.“

Vater-Sohn-Verhältnis zwischen Eckel und Herberger

Eckel, der mit den Walter-Brüdern, Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer den großen Block des 1. FC Kaiserslautern im WM-Kader bildete, sagte am Mittwoch: „Sepp Herberger war nicht nur mein Trainer, es war schon ein Vater-Sohn-Verhältnis.“ Vier Briefe, die Eckel vom „Chef“ erhielt, sind in der Ausstellung zu lesen, etwa der vom Oktober 1953. Herberger lobt Eckel darin zunächst für seine Leistung im Länderspiel gegen das Saarland: „Besonders gefreut habe ich mich, zu sehen, wie Sie sofort nach Ihrem Eintritt in das Spiel im Verein mit Jupp Posipal unsere Abwehr taktisch organisierten.“ Dass Eckel häufiger „direkt abspielte“, sei für den Trainer eine „frohe Überraschung“ gewesen. Es folgte aber auch Kritik: „Allerdings, und das muss auch gesagt werden, sind Sie dann gegen Spielschluss einige Male wieder in Ihren alten Fehler des zu langen Ballhaltens verfallen.“ Der Wechsel ins Duzen folgte dann bei der Aufforderung: „Und nun kommt bald Norwegen. Da hast Du einiges gutzumachen, lieber Freund. Deshalb empfehle ich Dir, Dich heute schon auf diese Aufgabe einzustellen und sich in ihr zu üben.“ Der früheste ausgestellte Brief ist von Sepp Herberger im Jahr 1942 geschrieben worden. Er ging genauso an Fritz Walter wie der vom 30. August 1944. „Der totale Krieg hat nun all meine Pläne, die ich in Bezug auf neue Möglichkeiten des Einsatzes unserer Ländermannschaft hatte, wieder verrinnen lassen“, heißt es darin. Knapp zehn Jahre später feierte der Bundestrainer, der seit 1933 Mitglied der NSDAP war und sich unter der Naziherrschaft stets so verhielt, dass seine Karriere als Fußballtrainer voranging, den bis dahin größten sportlichen Erfolg für die Bundesrepublik. Dass er in dem Brief an die Spieler zum Jahrestag vom „Endsieg in Bern“ schreibt, fällt ins Auge. Die historische Einordnung fehlt in der Ausstellung. So bleiben ausgewählte Briefe aus dem Nachlass Herbergers, die trotzdem einen Besuch wert sind.

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Weltmeister Horst Eckel bei der Sonderausstellung »Post vom Chef - Herbergers Briefe an die Weltmeister« in Dortmund.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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