1. FC Kaiserslautern Anstoss: Kärrnerarbeit
Gerry Ehrmann lief sichtbar beschwingt in die Kabine. Als er die wartende Journalistenschar passierte, zogen sich seine Mundwinkel nach oben. Und die Kaiserslauterer Torwartlegende sprach: „Endlich mal wieder eine Truppe mit Charakter.“ Gemessen am Auftritt gestern gegen den TSV 1860 München lässt sich dies mit Fug und Recht behaupten und bestätigen. Wer eine Partie in der 86. Minute zu seinen Gunsten entscheidet, dem wohnt der unbedingte Siegeswille inne. Der Erfolg war höchst verdient und deutlich knapper als das Verhältnis klarer Torchancen von 9:4. Selbst wenn dem FCK „nur“ ein Teilerfolg gelungen wäre, hätte das Publikum die Leistung zu Recht goutiert. Der Anhang der Roten Teufel darf sich über einen klug zusammengestellten Kader freuen, in dem Spieler auf der Bank „brennen“, um einen am Ende womöglich müden Gegner den entscheidenden Hieb zu versetzen. Timmy Thiele hätte gewiss lieber von Anfang an gespielt, doch er schmollte nicht und empfahl sich lieber für künftige Starteinsätze. Mit welchem Tempo, Feingefühl und Überblick er das Siegtor vorbereitete, das war eine Augenweide. Es darf sich glücklich schätzen, wer einen solchen Stürmer in der Hinterhand hat. Makellos spielte der FCK nicht, das hatte auch niemand erwartet. Die Chancenverwertung muss ein Thema bleiben, die Roten Teufel hätten die Partie früher entscheiden können und müssen. Auffällig wurde in der ersten Halbzeit zudem mehrmals, dass André Hainault in der Viererabwehrkette neben dem großartig spielenden Kevin Kraus ein Schnelligkeitsdefizit aufweisen könnte. Exemplarisch sei die Szene in der neunten Minute genannt, als Adriano Grimaldi dem Kanadier entwischte und es der FCK dem Pfosten verdankte, nicht in Rückstand zu geraten. Dann gegen eine stabile Truppe wie 1860 zurückkommen zu müssen, wäre ein „wahres Vergnügen“ geworden, wie Michael Frontzeck ironisch feststellte. Einerlei: Die ersten drei Punkte sind verbucht, der FCK hat den Fan-Vorschuss an Vertrauen mit einer leidenschaftlichen Darbietung unterfüttert. Frontzeck kommt es zupass, dass es noch etliches zu tun gibt und der Sieg knapp ausfiel. So blieben „alle im Sattel“ und würden erkennen, wie schwierig es sei, in der Dritten Liga zu punkten. Großaspach ruft. Das nächste Stück Kärrnerarbeit auf dem Weg zurück Richtung Unterhaus.