Rheinland-Pfalz Verdächtiges aus der Blumenkiste

Dass es bei einer Gartenschau die eine oder andere floristische Entdeckung zu machen gibt, ist sozusagen systemimmanent. Das Landauer Großereignis treibt allerdings auch ganz seltsame Blüten. Nein, falsch, Blüten suchen die Gärtner im vorliegenden Fall tunlichst zu verhindern. Die Rede ist von grünem Blattwerk, das ein wenig an die Finger einer Hand erinnert. Klar, sagt der Südpfälzer: Käschde. Nein, sagt der Botaniker: Cannabis. Oder ganz schnöde ausgedrückt: Hasch. Den hat eine Leserin jetzt mitten in der Landauer Innenstadt entdeckt. Er wächst ganz prächtig in einer großen Blumenkiste, irgendwo auf einer der vielen Brücken über die Queich. Details werden an dieser Stelle nicht genannt. Soll ja keiner sagen, die Redaktion hätte Beihilfe geleistet Der Hanf hat im Zusammenhang mit der Gartenschau eine Vorgeschichte. So hatte ein RHEINPFALZ-Leser aus Gleishorbach im Frühjahr angeregt, auf dem Areal auch ein Hanfbeet anzulegen, zum Beispiel neben dem Nachbau eines steinzeitlichen Langhauses, wo auch so uralte Kulturpflanzen wie Urkorn und Emmer angebaut werden. Doch damit konnte er sich nicht durchsetzen, trotz Verweisen auf Hildegard von Bingen (1098 - 1179). Die große Mystikerin – nicht dass wir da im Nachhinein einen Zusammenhang konstruieren wollten – soll das Kraut seiner medizinischen Wirkung wegen sehr geschätzt haben. Auch die Landauer Stadtverwaltung geht auf Distanz. Das sei kein bewusst gewählter Zierhanf, und ganz sicher auch keine städtische Pflanzaktion, betont Pressesprecher Michael Niedermeier. „Wir wissen auch nicht, wie der da rein gekommen ist.“ Er räumt ein, dass der jüngste Fund nicht der einzige ist. „Hanf haben wir auch in anderen Kübeln festgestellt.“ Wo immer sich bisher die spitzen Blätter aufgefächert haben, sind sie ohne viel Aufhebens gejätet worden. Wie Gras Es bestehe aber auch kein Grund zur Sorge, denn nur bei sehr viel Licht und Wärme könne der Hanf auch Blüten ansetzen. Und nur die enthalten den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). „Die Blätter sind unproblematisch“, betont Niedermeier. Auch Jürgen Hanß, der Leiter des Rauschgiftkommissariats der Kripo Landau, bleibt ganz entspannt. Mit Indoor- und Outdoor-Hanf-Anlagen hat er immer wieder mal zu tun, aber nicht in Fußgängerzonen. Bis die Pflanzen Blüten ansetzen, müssten sie ausgewachsen sein, zwei bis zweieinhalb Meter groß. „Bis dahin hat uns aber längst schon jemand Bescheid gesagt.“ Und überhaupt – es gibt ja auch Sorten, deren Anbau erlaubt ist. Immerhin war Hanf einst nicht nur ein Faserlieferant für Stoffe, sondern erlebt als ökologisches Dämmmaterial eine gewisse Renaissance. Dass dafür nur Sorten mit ganz niedrigem THC-Gehalt angebaut werden, darüber wacht die Bundesopiumstelle. Anträge wären über die Stadt- oder Kreisverwaltungen zu stellen, sagt Hanß. Wobei seine Klientel eher dazu neigt, die Bürokratie nicht überzustrapazieren. Die Stadtverwaltung Landau rätselt, wer oder was ihr das Haschisch unter die Weste gejubelt hat. Verunreinigte Blumenerde vielleicht. Oder „urban gardening“, also das Gärtnern auf Restflächen, das leicht anarchistische Rückerobern der Stadt. Niedermeier tippt allerdings am ehesten auf einen Scherz. Hanß hat aus langer Berufserfahrung einen anderen Erklärungsversuch parat: Er hatte mal den Fall, dass eine Pflanze aus einer Vogelfuttermischung aufgegangen war. Waren bestimmt lustige Vögel. Damals hatte er Absicht ausgeschlossen: „Die Dame war 86 Jahre alt.“ Oder es ist ein politisches Statement: Die eigens zur Gartenschau aufgestellten Blumenkübel sind überdimensionierte Weinkisten. Da fühlt man sich gleich an die uralte Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern der Hasch-Freigabe erinnert, worüber in der Frühphase des Oberbürgermeister-Wahlkampfes auch die Kandidaten Thomas Hirsch (CDU) und Lukas Hartmann (Grüne) einmal diskutiert hatten. Angeblich sind ja schon viel mehr Menschen durch Alkohol gestorben als durchs Kiffen. Das musste wohl mal wieder gesagt werden – durch die Blume.

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