Rheinland-Pfalz US-Soldaten ärgern sich über Internetanbieter

Ramstein (gana). Eine schlechtere Leistung, dafür der dreifache Preis – mit diesem Problem sieht sich derzeit ein Teil der rund 57.000 in der Westpfalz stationierten Amerikaner konfrontiert. Der Ärger mit einem Internetanbieter hat zudem Auswirkungen auf die zahlreichen Vermieter in der Region.

Für die US-Amerikaner, die in der Westpfalz leben, ist der Internetanschluss so wichtig wie fließendes Wasser oder Elektrizität. Um den Kontakt mit ihren Angehörigen – sei es in den USA oder in den Einsatzgebieten – zu halten, sind sie auf schnelles Internet angewiesen. Viele nutzen zudem das Netz, um englischsprachige Filme abzurufen. Vermieter sind daher meist schnell mit der Frage nach der Internetgeschwindigkeit konfrontiert. In vielen Häusern sind daher Anschlüsse von Kabel Deutschland vorhanden, weil die Firma schnelles Internet verspricht. Andere Anbieter sind meist keine Alternative, da deren Übertragungsrate nicht an die Leistung von Kabel Deutschland heranreicht. Aber genau mit diesem Anbieter gibt es seit ein paar Wochen Probleme. In sozialen Netzwerken und Internetforen warnen Soldaten, die bereits hier leben, ihre Kameraden, die aus Amerika kommen und auf Wohnungssuche sind. Bisher konnten die Soldaten einen Tarif von Kabel Deutschland nutzen, bei dem sie 19,95 Euro im Monat zahlen mussten. Dafür gab es einen Internetzugang mit einer Übertragungsrate von 100 Megabit pro Sekunde. Aber die Zeiten sind vorbei. Zumindest für Amerikaner, die einen neuen Vertrag mit Kabel Deutschland abschließen wollen. Für das Geschäft mit den Truppenangehörigen ist jetzt die Telepost Kabelservice GmbH (TKS) zuständig. Das Unternehmen ist eine hundertprozentige Tochter von Kabel Deutschland. Für die Soldaten bietet TKS nun einen Tarif, bei dem 64,95 Euro im Monat fällig sind und die Datenübertragungsrate bei 32 Megabit pro Sekunde liegt. Anhand der Bankverbindung kann Kabel Deutschland genau erkennen, bei welchen Kunden es sich um US-Amerikaner handelt. Da das Unternehmen zudem die Anschrift der Betroffenen kennt, kann es die Adresse bei einem Mieterwechsel sperren. Da der nächste Mieter in den meisten Fällen ebenfalls ein Mitglied der in Deutschland stationierten Streitkräfte ist, muss er sich nun an TKS wenden, wenn er schnelles Internet haben will – zumindest in den Teilen der Westpfalz, in denen Kabel Deutschland der marktbeherrschende Anbieter ist. Das ist vor allem in Kaiserslautern und Umgebung der Fall. Will dort ein US-Amerikaner einen neuen Vertrag mit Kabel Deutschland abschließen, wird er umgehend an die Tochterfirma TKS verwiesen. Viele Amerikaner sind darüber verärgert, sie können nicht verstehen, warum sie plötzlich mehr bezahlen müssen und dafür eine deutlich schlechtere Leistung erhalten als die Vormieter. Noch hat sich das nicht bei allen Vermietern rumgesprochen, aber es gibt bereits erste Vorfälle, in denen Soldaten ihre Wohnungen gekündigt haben, weil sie kein schnelles Internet zur Verfügung haben. Auf Anfrage bestätigt Kabel Deutschland, dass die Tochterfirma TKS die amerikanischen Truppenangehörigen betreut. Kabel Deutschland sei lediglich noch der Vorlieferant. Die Leistungsmerkmale von TKS seien „speziell auf diese Kundengruppe zugeschnitten und mit den zentralen Stellen des US-Militärs abgestimmt“. Eine Unternehmenssprecherin informiert, dass Verträge von Kabel Deutschland in der Regel eine Laufzeit von 24 Monaten haben. Im Gegensatz dazu hätten TKS-Anschlüsse keine Laufzeit und seien täglich kündbar. Die Sprecherin weist auf die „hohe Fluktuation der Kundengruppe“ hin, der man entgegenkommen wolle. Allerdings berichten Vermieter und Soldaten, dass die meisten Armeeangehörigen zwei Jahre in Deutschland stationiert seien, ein Großteil von ihnen sogar drei. Die Sprecherin von Kabel Deutschland erklärt, dass die US-Militärangehörigen bei TKS zudem ein TV-Angebot mit mehr als 90 Original-US-Fernsehkanälen in Echtzeit beziehen könnten. Das gebe es in der Form bei Kabel Deutschland nicht. Die Unternehmenssprecherin verweist darauf, dass die US-Militärangehörigen sich frei entscheiden könnten, ob sie die TKS-Angebote annehmen oder nicht. Beschwerden amerikanischer Soldaten seien bisher keine bekannt. Die Vertragsmodalitäten seien mit den Dienststellen des US-Militärs abgestimmt. Das Bundeskartellamt informiert auf Anfrage der RHEINPFALZ, dass bei der Behörde eine Beschwerde über das Verhalten Kabel Deutschlands eingegangen sei. Allerdings sei derzeit nicht geplant, zu prüfen, ob ein Verstoß gegen das Kartellrecht vorliegt. Laut einem Behördensprecher erreichen das Bundeskartellamt monatlich Beschwerden im vierstelligen Bereich. Die Mitarbeiter könnten unmöglich alle prüfen. Im Fall von Kabel Deutschland sei es jedoch möglich, zivilrechtliche Schritte einzuleiten, so der Sprecher weiter. Das Bundeskartellamt behalte sich aber vor, ein Verfahren einzuleiten.

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