Rheinland-Pfalz Sprechstunde per Videochat: Rheinland-Pfalz testet Telemedizin

Ein Telemedizin-Projekt gibt es bereits in Aachen. Dort sind Telenotärzte mit Rettungssanitätern verbunden. Auf den Monitoren se
Ein Telemedizin-Projekt gibt es bereits in Aachen. Dort sind Telenotärzte mit Rettungssanitätern verbunden. Auf den Monitoren sehen die Ärzte allgemeine Patienteninformationen, EKG-Daten oder auch ein Livebild aus dem Rettungswagen. Das Prinzip soll nun bei rheinland-pfälzischen Landärzten getestet werden.

Auf dem Land gibt es immer weniger Ärzte. Jene, die noch da sind, haben dadurch größere Einzugsgebiete. Deshalb können sie nicht überall sein. Unter anderem in der Südpfalz soll nun moderne Technik Abhilfe schaffen. Aber ist dies tatsächlich eine Lösung für das Problem?

Auf dem Land kann ein Arzt nicht überall sein. Das gilt besonders dann, wenn sein Gebiet immer größer wird, da andere Praxen schließen, weil der Inhaber keinen Nachfolger findet. Doch Sprechstunden und Untersuchungen können deshalb nicht einfach ausfallen. Mobilfunktechnik soll nun eingesetzt werden, um die Distanz zwischen Wohnort und Hausarztpraxis zu überwinden. Das Land Rheinland-Pfalz startet eine Initiative mit dem Namen „Telemedizin-Assistenz“. In vier Pilotregionen – in den Regionen um Bad Bergzabern und Dahn, sowie um Alzey, Betzdorf und Daun – soll zwei Jahre lang die Telemedizin getestet werden: Technik, die es ermöglicht, Daten von Patienten in die Praxis zu übermitteln. Voraussichtlich werden alle Krankenkassen an dem Projekt teilnehmen, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) Donnerstag im Mainzer Landtag. Dadurch stehe allen Praxen mit jeweils allen Patienten die Teilnahme an dem Versuch offen.

"Kein Ersatz für den persönlichen Kontakt"

Konkret könnte eine telemedizinische Sprechstunde so aussehen: Ein Telemedizin-Assistent (TMA) kommt zum Patienten in die Wohnung und bringt einen Telemedizin-Rucksack mit. Darin befinden sich alle notwendigen Instrumente, um Vitalparameter wie etwa den Blutdruck, die Herzfrequenz oder den Blutzuckerspiegel zu messen. Die Daten werden über das Mobilfunknetz direkt an die Praxis übermittelt, wo der Arzt sie auswertet. Bei Bedarf kann der Mediziner auch per Video zugeschaltet werden und sich direkt mit dem Patienten austauschen. „Das ist kein Ersatz für den persönlichen Kontakt mit dem Arzt“, sagte Peter Enders (CDU) Donnerstag im Landtag. Aber vor allem Routinebesuche bei älteren Patienten könnten so von speziell geschulten Angestellten, die keine Ärzte sind, übernommen werden. Enders hatte bereits 1999 in einer Kleinen Anfrage das Thema Telemedizin in den Landtag gebracht. Trotzdem mahnte er, dass man nicht vom Problem ablenken dürfe, dass es zu wenig Ärzte gebe.

Leasingvertrag für Elektroautos

Über die Notwendigkeit der Telemedizin herrschte im Parlament Einigkeit. Kathrin Anklam-Trapp (SPD) sagte: „Es wird Zeit, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen.“ Steven Wink (FDP) erklärte, man habe mit der Telemedizin „den Geist der Zeit getroffen“. Auch Sylvia Groß (AfD) begrüßte das Vorhaben. Nach Ansicht von Katharina Binz (Grüne) muss man bei dem Vorhaben verstärkt auf den Datenschutz achten. Deshalb werde der Landesdatenschutzbeauftragte in das Pilotprojekt einbezogen. Die Grünen-Politikerin lobte, auch das Thema Klimaschutz sei bedacht. Denn jeder teilnehmenden Praxis solle ein Leasingvertrag für ein Elektroauto angeboten werden. Nach der Sommerpause sollen die Hausärzte und ihre Assistenten zu Informationsveranstaltungen eingeladen werden. Fünf bis zehn Praxen pro teilnehmender Region seien vorgesehen, heißt es im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Wichtig sei, forderte Binz, dass Telemedizin nach erfolgreicher Testphase auch überall eingeführt und von den Krankenkassen bezahlt werde.

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