Rheinland-Pfalz Spielt der Nürburgring den Hockenheimring aus?

Nach einer Mitteilung der Nürburgring Capricorn GmbH sind sich der künftige Eigentümer des Nürburgrings, Robertino Wild, und der Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone einig darüber, dass die Formel 1 zwischen 2015 und 2019 jährlich am Nürburgring gastieren soll. Am Hockenheimring, der alle zwei Jahre im Wechsel mit der Eifelstrecke die Formel 1 austrägt, löste die Nachricht Verärgerung aus.

Unter der Überschrift „Langfristige Bindung der Formel 1 am Nürburgring in Sichtweite“ hieß es in der Mitteilung der Capricorn Nürburgring GmbH: „Ecclestone und Dr. Wild vereinbaren jährliche Austragung des ,Großen Preises von Deutschland’ über zumindest fünf Jahre am Nürburgring. Beide hätten sich außerdem auf ein neues Finanzierungsmodell mit einer ausgeglichenen Gewinnverteilung verständigt. „Umgehend“ sollten Gespräche mit potenziellen Partnern und Sponsoren aufgenommen werden, hieß es weiter. Zum Vergleich: 2011 soll die von Ecclestone geforderte Fahrerfeldgebühr am Nürburgring 20 Millionen Dollar betragen haben. Im Landeshaushalt waren damals 13,5 Millionen Euro Steuermittel für den Verlustausgleich vorgesehen. 2013 fand das Rennen in der Verantwortung der Insolvenzverwalter statt. Die Höhe des Verlustes wurde nicht mitgeteilt. Gegenüber der RHEINPFALZ bestätigte Ecclestone gestern nicht, dass es eine feste Vereinbarung mit dem Nürburgring gebe. Ein Sprecher der Eifelrennstrecke räumte auf Anfrage ein, es gebe keinen unterschriebenen Vertrag mit Ecclestone. Wild sei in der vergangenen Woche persönlich zu Gesprächen mit ihm in London gewesen. Capricorn-Gründer Wild hat den insolventen Nürburgring zusammen mit dem Unternehmen Getspeed für 77 Millionen Euro gekauft. Vorbehaltlich einer Zustimmung der EU-Kommission wird er die Geschäfte Anfang 2015 übernehmen. Zurückhaltend reagierte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD): „Ich freue mich, dass die neuen Eigentümer des Nürburgrings in konstruktiven Gesprächen mit Bernie Ecclestone sind und wünsche den Verhandlungsführen viel Erfolg. Es wäre sehr gut, wenn es ihnen gelänge, die Formel 1 langfristig an den Nürburgring zu binden“, sagte sie. Georg Seiler, Geschäftsführer des Hockenheimrings, schien sichtlich verärgert: „Das ist eine absolute Frechheit, eine solche Mitteilung offenbar ohne vertragliche Grundlage zu verbreiten“, sagte er auf RHEINPFALZ-Anfrage. Für den Hockenheimring sei es schädlich, wenn vom Nürburgring Aussagen wie die folgende verbreitet würden: „So haben Fans und Zuschauer Gewissheit, wo und wann das Highlight in der Königsklasse des Motorsports stattfindet.“ Nach Seilers Worten war das Verhältnis zwischen Nürburg- und Hockenheimring bisher partnerschaftlich. Die Rennstrecken hatten sich 2008 Jahren darauf geeinigt, die Formel-1-Rennen alternierend auszutragen, weil die Fahrerfeldgebühren beide in den Ruin zu treiben drohten. Als der überwiegend von der gleichnamigen Stadt getragene Hockenheimring die Defizite 2010 dennoch nicht mehr tragen konnte und mit dem Ausstieg drohte, kam Ecclestone den Verantwortlichen entgegen. Sie erreichen nach eigenen Angaben nun eine schwarze Null bei den Rennen. Wie Seiler ist auch der Aufsichtsratschef des Hockenheimrings und Oberbürgermeister von Hockenheim, Dieter Gummer (SPD), zuversichtlich, dass Ecclestone seinen Vertrag einhalten wird. Dieser sieht nach dem Formel-1-Rennen in diesem Jahr (20. Juli) Gastspiele 2016 und 2018 vor. „Sollte es so sein, dass der Nürburgring jährlich ein Rennen austragen wird, gehen wir von zwei deutschen Formel-1-Rennen in den betreffenden Jahren aus“, sagte Gummer. Robertino Wilds geschäftliches Handeln hatte erst jüngst Irritationen ausgelöst. Er hatte die langjährige Zusammenarbeit mit dem Veranstalter von „Rock am Ring“, Marek Lieberberg, beendet und einen neuen Partner für ein künftiges Musikfestival vorgestellt. (kad)

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