Rheinland-Pfalz O’Leary lobt Flughafen Hahn, zieht aber Maschinen ab

Eine Torte, ein Trikot mit der Rückennummer 15 und viele freundliche Worte. Am Flughafen Hahn, dem gerade ein Geschäftsführer abhanden kam und der die Justiz unter anderem durch Untreue-Vorwürfe auf Trab hält, herrschte gestern Feierlaune: Die irische Fluggesellschaft Ryanair startete vor 15 Jahren den ersten Flieger vom Hunsrück aus.

LAUTZENHAUSEN. 36 Millionen Passagiere seien bisher von und nach Frankfurt-Hahn geflogen. Dass es zuletzt weniger waren, führt Ryanair-Chef Michael O’Leary (53) auf die „dumme“ deutsche Luftverkehrsabgabe zurück. Eine Steuer, die 2010 eingeführt wurde und gegen die Rheinland-Pfalz eine Normenkontrollklage eingereicht hat. Am 20. Mai wird sie vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verhandelt. Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) kündigte an, selbst hinzufahren. „Die Steuer ist eine ungerechte Sonderabgabe innerhalb Deutschlands, die uns am Hahn besonders trifft“, sagte er. Ryanair hat zum Sommerflugplan die Anzahl der Maschinen von neun auf sechs reduziert, gestern kündigte das Unternehmen an, im Winter nur noch vier Flugzeuge statt sechs zu stationieren. Begründet wurde der Schritt mit der deutschen Steuer und mit Lieferengpässen bei Flugzeugen. Dass gleichzeitig eine Maschine neu am Flughafen Köln/Bonn stationiert wurde, ist für O’Leary kein Widerspruch. Viele Flughäfen würden an Ryanair herantreten, sagte er. „Wir wären dumm, wenn wir das nicht gemacht hätten.“ Immer wieder gibt es Berichte, wonach Ryanair von größeren Flughäfen aus starten wolle, um besser zahlende Geschäftskunden als Passagiere zu gewinnen. Passend dazu hieß es gestern, dass Flüge nun auch über Reisebüros gebucht werden könnten und damit für Geschäftskunden attraktiver seien. Ryanair wolle an Flughäfen in erster und in zweiter Lage wachsen, sagte Marketing-Chef Kenny Jacobs. Auf die Frage, ob es nun Geschäftsstrategie sei, von Ballungsräumen, in denen mehr wohlhabende Menschen lebten, abzuheben, antwortete O’Leary flapsig: „Ich bin auch reich, und ich fliege oft nach Frankfurt-Hahn“. Für ihn sei dies ein erstklassiger Flughafen, deshalb unterhalte das Unternehmen dort auch eine Wartungsbasis und Trainingscenter für die Crew. O’Leary versprach, beim Wegfall der Luftverkehrsabgabe mehr als neun Maschinen im Hunsrück zu stationieren. Für den Winter kündigte Ryanair drei neue Flugziele an: Comiso auf Sizilien, Fuerteventura und Plovdiv in Bulgarien. Die neuen Flugleitlinien, Regeln, mit der die EU-Kommission die indirekte Subventionierung von Billigfluglinien an Regionalflughäfen unterbinden will, begrüßte O’Leary. Er bestritt aber, dass es dadurch teurer für Ryanair werden könnte.

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