Rheinland-Pfalz Mit

Im vergangenen Sommer konnten die rheinland-pfälzischen Jäger den unter Wildschäden leidenden Landwirten und Gartenbesitzern Hoffnung machen: Ungewöhnlich viele Wildschweine waren im zurückliegenden Jagdjahr erlegt worden. Können die Waidmänner auch im laufenden Jahr an dieses Ergebnis anknüpfen? Jürgen Müller befragte dazu Günther Klein vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz.

Die rheinland-pfälzischen Jäger haben im Jagdjahr 2012/2013 bei Wildschweinen die zweithöchsten Abschusszahlen überhaupt erzielt. Können Sie schon absehen, wie sich die Abschüsse im laufenden Jahr entwickeln werden, das am 31. März zu Ende gehen wird?

Noch liegen die Zahlen aus dem wichtigen dritten Quartal nicht vor. Bei der Zwischenbilanz nach dem von April bis Ende September laufenden ersten Halbjahr war die Schwarzwildstrecke um etwa ein Drittel rückläufig.

Wie lassen sich solche enormen Schwankungen erklären?

Nach den hohen Abschusszahlen des Vorjahres sind einfach weniger Wildschweine in der Natur vorhanden. Dann können auch weniger Tiere geschossen werden. Hinzu kommen Umwelteinflüsse: War der Winter wie 2012/2013 kalt und schneereich, dann überleben viele Frischlinge nicht. Haben wir ein Mastjahr wie in 2013, dann findet das Schwarzwild ein üppiges Nahrungsangebot aus Eicheln, Bucheckern und Kastanien vor, was wieder zu wachsenden Beständen führen kann.

Der Winter ist bisher ungewöhnlich mild. Heißt das, dass wir in Verbindung mit dem Mastjahr wieder mit einem sprunghaften Anstieg der Wildschweinbestände rechnen müssen?

Die Reproduktionsrate von Wildschweinen ist sehr hoch. Finden die Schwarzkittel optimale Bedingungen vor, dann können sich ihre Bestände innerhalb eines Jahres verdreifachen. Aber wir Jäger haben uns vorgenommen, nicht nachzulassen, um den Bestand auf dem erreichten niedrigen Niveau zu halten.

Seit Jahrzehnten lässt sich beobachten, dass die Abschusszahlen zwar jährlich stark schwanken, aber über längere Zeiträume betrachtet in der Tendenz nach oben gehen. Das scheint darauf hinzudeuten, dass die Bestände trotz steigender Abschusszahlen immer größer werden. Wie ist das zu erklären?

Dazu gibt es keine einfache Erklärung, weil hier viele Faktoren eine Rolle spielen, auf die wir zum Teil auch keinen Einfluss haben. Stichwort Klimawandel. Früher gab es bei uns nur alle sieben Jahre ein Mastjahr, heute alle zwei Jahre. Der Klimawandel führt auch zu milderen Wintern. Dadurch wird die natürliche Bestandsregulation, die dazu führt, dass Jungtiere den Kältetod sterben, außer Kraft gesetzt. Außerdem ist in den vergangenen Jahrzehnten die Maisanbaufläche deutlich ausgeweitet worden. Häufigere Mastjahre und größere Maisflächen haben den Wildschweinen ein so üppiges Nahrungsangebot bereitet, dass sie sich wie im Schlaraffenland fühlen müssen. Dadurch lässt sich Schwarzwild auch nur schwer mit ausgelegtem Mais vor die Hochsitze locken. Wildschweine sind intelligente Tiere. Die wissen, dass es an den Hochsitzen knallen kann. Deshalb meiden sie solche

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