Rheinland-Pfalz Mehr Sicherheit in Überlandbussen

Mainz (lrs). Mit einem neuen Sicherheitstraining in Mainz schult die Omnibusverkehrsgesellschaft Rhein-Nahe (ORN) Überland-Busfahrer im Umgang mit Konfliktsituationen. In dem bundesweit größten Projekt dieser Art seien bisher insgesamt 330 Busfahrer ausgebildet worden, sagte Projektleiterin Dagmar Yancey in Mainz. Ziel der Schulungen sei, dass die Fahrer „Konflikte gerade auf nächtlichen Fahrten im Voraus erkennen und verhindernd eingreifen“. Insgesamt sollen in Mainz mehr als 1000 Personen ausgebildet werden.

Spätabends, nur noch wenige Fahrgäste sitzen im Nachtbus. Ein Mann bedrängt seine Sitznachbarin. Sie protestiert erfolglos, blickt hilfesuchend nach vorne zum Fahrer. Den Umgang mit Situationen wie in diesem Rollenspiel üben Busfahrer bei diesem Sicherheitstraining. In dem hellen Schulungsraum in der Mombacher Straße hängen Plakate und eng beschriebene Wandtafeln. Seit September 2013 werden hier Gruppen im Umgang mit Konflikten geschult. Ziel sei es, dass die Fahrer drohenden Streit und Aggressionen im Voraus erkennen und verhindernd eingreifen, sagt Yancey. Das Projekt basiere unter anderem auf Trainingsprogrammen der Deutschen Bahn für Zugschaffner. Markus Kohlberger (41) fährt seit 2002 für die ORN. Er erinnert sich an eine nächtliche Fahrt, auf der eine zehnköpfige Gruppe laut im hinteren Teil seines Busses debattierte. „Da hatte ich schon Herzklopfen, einzuschreiten“, sagt Kohlberger. Deshalb habe er sich für die neue Schulung in Mainz angemeldet. Zwei Tage lang bildet Disponent Frank Horn die Busfahrer hier aus. Er vermittelt psychologische Theorien zur Deeskalation und Kommunikation, um „Sensibilität für das Gegenüber zu wecken“. Oft lasse sich schon am Gang, an Gestik und Mimik der Fahrgäste erkennen, ob Konflikte drohten, sagt Horn. Rollenspiele sollen als zweiter Schwerpunkt der Schulungen zeigen, wie mit sachlichen Worten auf hochgelegte Schuhe oder tropfendes Eis reagiert werden kann. Gewalttätige Auseinandersetzungen wie eine Schießerei oder Prügelei seien hingegen selten und würden deshalb nicht nachgespielt, sagt Yancey. Wie häufig es zu Konflikten in Überland-Bussen komme, könne sie nicht sagen. Auch ein Sprecher der Deutschen Bahn nennt keine Zahlen. Das Sicherheitstraining sei jedoch eine Folge der zunehmenden Nacht- und Überlandfahrten und auch ein Angebot, um sich gegenüber privaten Konkurrenten zu behaupten.

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