Rheinland-Pfalz Lässt sich das Allergie-Kraut eindämmen?

NEUSTADT (jüm). Gelingt es, eine weitere Ausbreitung des Beifußblättrigen Traubenkrauts in Rheinland-Pfalz aufzuhalten? Die vom Mainzer Umweltministerium finanzierte Meldestelle meldet erste Erfolge. Darüber hinaus wird untersucht, welche Methoden sich für ein Zurückdrängen der auch als Ambrosia bekannten Pflanze eignen.

In diesen Tagen beginnt in der Pfalz das Traubenkraut zu blühen, wie Pollichia-Geschäftsführer Oliver Röller beobachtet. Das ist die heikelste Phase für den Menschen, weiß der promovierte Biologe, der die landesweite Meldestelle koordiniert. Reichen doch nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes schon wenige Pollen aus, um allergische Beschwerden auszulösen. Die Blüte – und damit auch der Pollenflug – klingt erst Ende September wieder ab. Nähern sollte man sich dem Kraut in diesen Wochen deshalb nur mit entsprechenden Schutzmaßnahmen, betont der Pollichia-Geschäftsführer. Insbesondere Atemschutzmaske und Handschuhe empfiehlt er dringend, wenn es darum geht, Ambrosien im eigenen Garten auszureißen und zu entsorgen. Die Pflanze wurde schon im 19. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Doch erst seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts scheint sie auf dem Vormarsch zu sein. Nach einem ersten Pollichia-Aufruf gingen im Jahre 2013 bereits 170 Fundmeldungen ein. Nach Röllers bisherigen Erkenntnissen kommt das „Allergie-Kraut“ zwar schwerpunktmäßig in der Pfalz vor, ist aber durchaus auch im nördlichen Landesteil anzutreffen. So sei erst in dieser Woche ein großer Bestand im Rhein-Hunsrück-Kreis gemeldet worden. Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) reagierte im vergangenen Jahr mit der Einrichtung eines landesweiten Internet-Meldeportals. Fachleute der Pollichia nehmen dort Beobachtungen von Bürgern entgegen, prüfen, ob es sich auch tatsächlich um das Beifußblättrige Traubenkraut handelt und stellen die bestätigten Meldungen in eine Datenbank ein. Inzwischen ist nach Röllers Worten klar, dass nur mit entschlossenen Gegenmaßnahmen eine weitere Ausbreitung mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken verhindert werden kann. Die Erfolgsaussichten dafür sind durchaus vielversprechend, versichert der Pollichia-Geschäftsführer. So seien 2014 auf einer Waldkreuzung bei Lauterschwan im Süden des Pfälzerwaldes sämtliche dort entdeckten 800 Pflanzen ausgerissen worden. In diesem Jahr seien an der gleichen Stelle nur noch rund 100 Ambrosien nachgewachsen. Auch sie wurden komplett entfernt. Zweites Beispiel: Bei Jockgrim wurde im Sommer 2014 ein Ackerrandstreifen gemulcht, nachdem dort ein Massenbestand des Krautes erkannt wurde. In diesem Jahr wurden lediglich noch 600 Ambrosien gezählt, die ebenfalls herausgerissen wurden. Laura Fußer, eine Studentin der Umweltwissenschaften an der Universität in Landau, geht derzeit in Zusammenarbeit mit der Meldestelle der Frage nach, wie der Pflanze am effektivsten beizukommen ist. Dazu werden momentan verschiedene Versuchsflächen angelegt, erläutert Röller. Ziel sei es, das Ausbreitungspotenzial unter verschiedenen Standortbedingungen und Bekämpfungsmaßnahmen zu testen. Mit anderen Worten: Wo ist zum Beispiel Ausreißen auf Dauer gesehen wirkungsvoller als Mulchen? Das Bewusstsein für das Ambrosia-Problem ist gewachsen, stellt Röller erleichtert fest. Werden neue Fundorte im Internet bekannt, werde sich mancherorts um die Pflege der betroffenen Flächen gekümmert, „ohne dass wir das initiieren müssen“. So sei dies zum Beispiel bei Jockgrim und Kandel gewesen. Als ausgezeichnet bezeichnet der Geschäftsführer auch die Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden und der Straßenverwaltung, die ausgesprochen flexibel reagiere. Werden die Methoden zur Früherkennung und Bekämpfung weiter optimiert, könne das Ambrosia-Problem unter Kontrolle gebracht werden. Sicher ist aber auch: „Das wird ein Problem auf Dauer bleiben.“ Info Wer Ambrosia-Pflanzen erkennt, kann ihren Standort per E-Mail an die Adresse ambrosia@konat.de melden. Auf der Internetseite des Mainzer Umweltministeriums finden sich ausführliche Informationen zu dem Kraut. So beispielsweise, woran man es erkennt und mit welchen Arten es verwechselt werden kann. Die Adresse: mulewf.rlp.de. Unter der Rubrik „Mensch und Umweltschutz“ findet sich das Stichwort „Ambrosia“.

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