Rheinland-Pfalz Kommentar: Nicht unterversorgt

Für eine freie Entscheidung braucht es auch Ärzte, die Abtreibungen

vornehmen. In Rheinland-Pfalz gibt es davon nicht viele – aber es reicht.

Die Anzahl der Abtreibungen bei Frauen aus Rheinland-Pfalz geht seit fünf Jahren zurück, im Ländervergleich nimmt Rheinland-Pfalz damit einen erfreulichen drittletzten Platz ein. Die Zahlen sagen nicht, ob es in Rheinland-Pfalz zu weniger ungewollten Schwangerschaften gekommen ist, oder ob sich Frauen, die ungewollt schwanger wurden, öfter für das Kind und damit gegen eine Abtreibung entschieden haben. Doch egal wie: Dass weniger Rheinland-Pfälzerinnen abtreiben lassen, ist eine gute Nachricht. Bedenklich dagegen ist der von Pro Familia beobachtete Trend, dass es immer weniger Ärzte gibt, die eine Schwangerschaft beenden. Weil Frauen in einer Gesellschaft, in der Freiheit und Selbstbestimmung zentrale Werte sind, das Recht haben sollten, sich für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden. Nicht leichtfertig. Nicht ohne Beratung. Nicht ohne zeitliche Einschränkungen. Doch zumindest zu Beginn einer Schwangerschaft sollen betroffene Frauen eine Wahl haben. Dafür braucht es Ärzte, die bereit sind, eine Schwangerschaft abzubrechen – ebenfalls freiwillig, selbstbestimmt. Regional mag es in Rheinland-Pfalz Unterschiede in der medizinischen Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen geben, eine Unterversorgung für das gesamte Bundesland belegen die Zahlen allerdings nicht. Immerhin stehen den 1033 Rheinland-Pfälzerinnen, die den Eingriff 2017 in einem anderen Bundesland durchführen ließen, 1145 Frauen gegenüber, die aus anderen Bundesländern für den Eingriff nach Rheinland-Pfalz gekommen sind. Nach dem Kriterium Eingriffsort gab es also etwas mehr Abtreibungen in Rheinland-Pfalz als nach dem Kriterium Wohnsitz der Frauen. Bei der Suche nach einem Arzt denken Menschen eben nicht unbedingt in Landesgrenzen. Und nicht alle Frauen wollen einen Schwangerschaftsabbruch in der Nähe ihres Wohnorts vornehmen lassen.

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