Rheinland-Pfalz Kommentar: Fass ohne Boden

Der Hochstraßenkomplex erweist sich als Finanzdesaster – ohne dass bisher ein Stein umgedreht wurde.

Als hätte Ludwigshafen mit dem Abriss der Hochstraße Nord nicht schon genug am Hals: Nun stellt sich auch die Sanierung der Süd-Schwester als komplexer und kostspieliger heraus als angenommen. Selbst wenn das bisher noch keiner bestätigen will: Mindestens 70 Millionen Euro wird das Galeriebauwerk – im Prinzip eine neue Brücke unter der alten – wohl kosten. Mit Bund und Land sollen zwar schnell Gespräche über die Finanzierung geführt werden, aber solange keine Zahlen auf dem Tisch liegen, wird es aus Berlin und Mainz keine Zusagen geben. Zumal auch in diesem Fall – wie bei der Hochstraße Nord – Ludwigshafen alleiniger Baulastträger ist, weil es sich um eine kommunale Straße handelt. Das Projekt kann also, muss aber nicht gefördert werden – überregionale Bedeutung der 1959 fertiggestellten Trasse hin oder her. Erinnert sei an das zähe und insgesamt sieben Jahre lange Ringen um die Zuschüsse für den Rückbau der Nordtrasse. Und nicht zu vergessen: Die 154,2 Millionen Euro vom Bund und die 64,25 Millionen Euro vom Land sind fix an den damals ermittelten Aufwand von 291 Millionen Euro gekoppelt. Kostensteigerungen sind nicht inbegriffen. Die Forderung von Kämmerer Feid nach Finanzspritzen für die Hochstraße Süd mögen mit Blick auf die Notlage Ludwigshafens berechtigt sein, letztlich sind sie aber nicht mehr als ein frommer Wunsch. Für die seit 100 Tagen amtierende OB ist der sich zuspitzende Hochstraßenkomplex ein Desaster, das sie zwar nicht zu verantworten hat, dem sie sich in den nächsten acht Jahren aber stellen muss. Inklusive manch’ böser Überraschung, die womöglich noch im Untergrund lauert.

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