Rheinland-Pfalz Jungbrunnen für Hütten im Naturpark

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KAISERSLAUTERN (jüm). Immer höhere Anforderungen und immer mehr Papierkram: Viele Betreiber von Hütten im Pfälzerwald beklagen diese Entwicklung seit Jahren. Angesichts der Bedeutung solcher Häuser für den Tourismus hat der Bezirksverband Pfalz jetzt die Initiative ergriffen.

Das Schweizerhaus gilt Kennern als Juwel. Generationen von Ausflüglern genossen am Haardtrand oberhalb der südpfälzischen Gemeinde Weyher den atemberaubenden Ausblick über die Rheinebene, wussten die urige Hausmannskost zu schätzen. Doch seit Ende 2012 ist die Hütte der Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins (PWV) Weyer geschlossen. Nachdem sich die bisherigen Pächter aus Altersgründen zurückgezogen hatten, wollten die Behörden eine neue Konzession erst dann erteilen, wenn bestimmte Auflagen in technischer und hygienischer Hinsicht erfüllt sind. Dass Handlungsbedarf besteht, bestreitet Werner Götz, der Vorsitzende der PWV-Ortsgruppe Weyher, keineswegs: In dem im Jahre 1933 eröffneten Schweizerhaus gibt es weder eine Stromversorgung noch einen Wasser- oder Abwasseranschluss, als stilles Örtchen dient ein Plumpsklo. Erste Überlegungen, das Haus an das Stromnetz und die Kanalisation im 1200 Meter entfernten Ort anzuschließen, erwiesen sich jedoch für die Ortsgruppe als unbezahlbar. Das Schweizerhaus ist kein Einzelfall, wie PWV-Geschäftsführer Bernd Wallner auf Anfrage bestätigt. Seit Jahren haben immer wieder Ortsgruppen seines Vereins damit zu kämpfen, die oft recht abgelegenen Häuser den heutigen Standards anzupassen. Ähnliches gilt für die Naturfreunde, wie der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder (CDU) bestätigt, der seit Anfang des Jahres 2014 auch für den Naturpark Pfälzerwald Verantwortung trägt. Dabei komme den Hütten dieser beiden Vereine sowie vergleichbaren Einrichtungen anderer Betreiber eine Schlüsselrolle in Sachen naturnaher Tourismus zu. Deshalb biete der Bezirksverband interessierten Betreibern seine Hilfestellung an. Wieders Idee: Der Bezirksverband als Naturpark-Träger könnte eine gewisse Steuerungsfunktion übernehmen. Dabei sollte am Anfang eine Bestandsaufnahme stehen, was bei jeder einzelnen Hütte anzupacken ist, um die heutigen Standards im Hinblick auf Brandschutz, Hygiene oder Baurecht zu erfüllen. Danach ließe sich die Investitionssumme ermitteln und ein Sanierungsprogramm aufstellen. Mit diesen Aufgaben könnte ein Architekturbüro betraut oder befristet ein Architekt beim Bezirksverband beschäftigt werden, schlägt der Bezirkstagsvorsitzende vor. Was das Projekt besonders anspruchsvoll macht: Jede Hütte ist anders. Während die eine ehrenamtlich betrieben wird, ist die andere verpachtet. Verantwortlich für eine Hütte ist meist ein eigener Verein, bei PWV und Naturfreunden sind das die Ortsgruppen. Es gibt mitgliederstarke Ortsgruppen mit gut besuchten Häusern, die in den vergangenen Jahren aus eigener Kraft modernisiert haben. Dazu zählt beispielsweise das weithin bekannte Weinbiethaus bei Neustadt, das nach einem Pächterwechsel für monatelange Renovierungsarbeiten geschlossen wurde und nun in einigen Wochen wieder seine Pforten öffnen wird. Ein anderes Beispiel ist die PWV-Ortsgruppe Rodalben, die ihr beliebtes Hilschberghaus um einen Turmanbau erweitern möchte und darüber im Clinch mit der Kreisverwaltung in Pirmasens liegt. Daneben gibt es aber auch kleinere Vereine mit weniger gut besuchten Hütten. Über die Dimension dieses Projektes macht sich Wieder keine Illusionen. Er geht von einer Größenordnung von etwa 100 Hütten im Naturpark aus. Entsprechend schätzt er den Finanzbedarf auf eine Millionensumme. „Aber es bringt nichts, die Augen davor zu verschließen“, sagt der Bezirkstagsvorsitzende. „Das Problem wird uns einholen.“ Angesichts der Bedeutung der Häuser für die Region will Wieder nun bei der Mainzer Landesregierung um finanzielle Unterstützung werben. Sein Vorschlag: Es wird ein mehrjähriges Programm aufgelegt, das mit Mitteln aus dem „Investitionsstock“ des Landes gespeist wird. Dabei handelt es sich um ein Förderinstrument, das im Landesfinanzausgleichsgesetz verankert ist. Und die PWV-Ortsgruppe Weyher? Nach den ernüchternden Erkenntnissen hinsichtlich der zu erwartenden Modernisierungskosten hat man dort keineswegs die Hände in Schoß gelegt, berichtet der Vorsitzende Götz. „Wir haben uns umgesehen, wie anderswo vergleichbare Probleme bewältigt wurden.“ Das Ergebnis könnte nun eine Insellösung sein. Statt eines Anschlusses an die Gemeinde-Leitungen soll künftig ein Gasgenerator für Strom sorgen und ein Fäkalientank könnte die alte Sickerwassergrube ablösen. Hinzu kommen eine zeitgemäße Toilettenanlage sowie der Anbau eines Küchen- und Techniktraktes. Geschätzte Kosten: „Nur“ noch 160.000 Euro. Das ist freilich immer noch eine Summe, die das Eigenkapital der Ortsgruppe von 70.000 Euro deutlich übersteigt. Ein Spendenaufruf hat bisher immerhin 20.000 Euro gebracht. Werner Götz begeistert, dass sich das Schweizerhaus so großer Beliebtheit erfreut und hofft auf weitere Unterstützung (Infos dazu im Internet unter www.pwv-weyher.de). Eine Geldspritze des Landes wäre in dieser Situation natürlich hochwillkommen. Unter dessen beschäftigen den Vorsitzenden aber weitere Behörden-Auflagen: Seine Bauvoranfrage an die Kreisverwaltung sei nur mit der Bedingung positiv beschieden worden, künftig 30 Kubikmeter Löschwasser in einem Erdtank an der Hütte vorzuhalten. Für alle Fälle.

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