Rheinland-Pfalz In den Fußstapfen des „First Gentleman“

TRIER (nob). Morgen sind in Trier rund 85.000 Wahlberechtigte aufgerufen, ihren neuen Oberbürgermeister zu wählen. Zwei Männer und eine Frau bewerben sich um den Chefsessel im Rathaus. Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass die Entscheidung erst bei einer Stichwahl in zwei Wochen fallen wird.

Die SPD, mit 15 Sitzen zweitstärkste Kraft im Trierer Stadtrat, hat Wolfram Leibe (54) ins Rennen geschickt. Er war Chef der Trierer Agentur für Arbeit, ist inzwischen jedoch beruflich als Geschäftsführer zur Regionaldirektion Baden-Württemberg nach Stuttgart gewechselt. Hiltrud Zock (51) ist parteilos und politische Quereinsteigerin. Sie wurde von der CDU nominiert, die mit 20 Mandaten die größte Fraktion im Stadtrat stellt. Die studierte Soziologin betreibt in Trier eine PR-Agentur. Die Grünen (neun Ratssitze) bieten Fred Konrad (52) auf. Er ist Landtagsabgeordneter und gilt in Mainz als profilierter Sozialpolitiker. Als Kommunalpolitiker sitzt er im Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land und im Kreistag Südwestpfalz, als Kinderarzt betreibt er eine Praxis in Kusel. Konrad lebte bis zum 21. Lebensjahr in Trier. Der neue Trierer OB wird Amtsinhaber Klaus Jensen beerben. Dessen Amtszeit endet im März 2015. Mit Verweis auf sein Alter hatte Jensen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Der frühere SPD-Staatssekretär im Mainzer Sozialministerium ist seit 2004 mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer verheiratet. Jensen war zur OB-Wahl im September 2006 als parteiloser Kandidat angetreten und hatte schon im ersten Wahlgang mit fast 67 Prozent der Stimmen seinen Mitbewerber von der CDU abgehängt. Der 62-Jährige ist der erste SPD-Oberbürgermeister Triers. Seit dem Zweiten Weltkrieg bis Anfang 2007 war das Amt eine Domäne der CDU. Beim bevorstehenden Urnengang erwarten die Parteien einen knapperen Ausgang. Das zeigt sich auch im Wahlkampf. Nicht nur die Anzahl von Wahlplakaten und Redeschlachten ist deutlich größer als vor acht Jahren. Zumindest die beiden großen Parteien boten auch bundespolitische Prominenz auf. So brachte CDU-Landeschefin Julia Klöckner den früheren Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, mit zum Wahlkampf nach Trier und Ministerpräsidentin Dreyer keinen geringeren als den amtierenden SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel. Ob alles dies reichen wird, ein paar Trierer mehr zu den Urnen zu bringen als vor acht Jahren, ist ebenfalls offen. Damals lag die Wahlbeteiligung bei dürren 43 Prozent. Nach Einschätzung eines Sprechers der Stadtverwaltung gibt das bis gestern zählbare Interesse an der Briefwahl Anlass zur Hoffnung, dass am Sonntag etwa die Hälfte der Wahlberechtigten ihr Kreuzchen machen werden. Themen des Wahlkampfs waren vor allem die Verkehrsprobleme im engen Moseltal sowie die Schullandschaft im chronisch klammen Trier. Der künftige Chef – oder die künftige Chefin – im Rathaus wird sich nach der Wahl vielleicht zuerst nach einer Mehrheit im Stadtrat umschauen wollen. Koalitionen gibt es derzeit keine. Neben CDU, SPD und Grünen sind in dem 56-köpfigen Gremium auch noch FDP (2 Sitze), Linke (3), AfD (2), Piraten (1) und FWG (4) vertreten. Und Klaus Jensen? Der hat angekündigt, ab April seine Ehefrau beim einen oder anderen zusätzlichen Termin als „First Gentleman“ von Rheinland-Pfalz begleiten zu wollen.

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