Rheinland-Pfalz Feuerwehren machen sich nass

Otterberg. Sie springen in voller Montur in Schwimmbäder, waten durch Seen und liefern sich spektakuläre Wasserschlachten – die Cold Water Challenge, zu deutsch etwa Kaltwasser-Herausforderung, ist bei den Feuerwehren in der Pfalz angekommen. Was als Spendenaktion in den USA begann, ist bei den Freiwilligen von Feuerwehr bis THW der Hit des Sommers. Doch es gibt Kritiker.

Schwarzer Rauch steigt aus dem Mülleimer, der einsam auf einem Waldweg steht. Schon naht Rettung – die Feuerwehr Otterbach (Landkreis Kaiserslautern) ist da. Mit großem Tatütata biegt das Feuerwehrauto um die Ecke, die Kameraden springen ab und beginnen mit dem Löschen. Tröpfchen für Tröpfchen geben sie das kühle Nass aus einem Weiher von Hand zu Hand weiter. Von hinten nähert sich derweil ein Löschboot – und spritzt nicht nur den Mülleimer, sondern auch die Wehrleute klatschnass. Was nach einem Slapstick-Film aussieht, ist genau das – das Video ist der Beitrag der Freiwilligen Feuerwehr zur sogenannten Cold Water Challenge (CWC). Dabei geht es darum, sich gegenseitig auf möglichst kreative Art und Weise nass zu machen. Die Spielregeln sind einfach. Eine Wehr, die bereits an der CWC teilgenommen hat, nominiert per Internet drei andere. Diesen bleiben 24 Stunden Zeit, sich eine Aktion auszudenken, ein Video zu drehen und auf der Internetplattform Youtube hochzuladen. Dass es schnell gehen muss, seien Feuerwehrleute ja gewohnt, sagt Brandmeister Harald Laier von der Feuerwehr Otterberg (Landkreis Kaiserslautern). Als seine Kameraden für die CWC baden gingen, hielt er die Kamera. „Jetzt sind halt die Feuerwehren dran“, sagt der 34-jährige Laier pragmatisch. Davor seien es die Lieder „Happy“ und der „Gangnam Style“ gewesen, die die Leute zu eigenen Videos inspirierten. „In ein bis zwei Monaten redet da kein Mensch mehr drüber“, ist er überzeugt. Doch bis dahin mache das Ganze vor allem eins: Spaß. Der ist den Videos anzumerken. Die meisten der Aktionen sind mit einem Augenzwinkern und einem ironischen Unterton versehen. Die Liste der Wehren, die mitgemacht haben, wird immer länger, darunter sind Landau, Annweiler (Südliche Weinstraße), Hauenstein und Wallhalben (beide Südwestpfalz). „Die Feuerwehr kann sich da mal aus einem anderen Blickwinkel präsentieren“, sagt Laier, der für den Landesfeuerwehrverband als Blogger aktiv ist und auf der Homepage Informationen rund um die CWC bündelt. Doch nicht alle sind von dem Trend angetan – so wie Klaus Müller (SPD), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler. Er hat seinen Wehren verboten, an der CWC teilzunehmen: „Um den Druck von den Leuten zu nehmen“. Müller will die Kameraden vor Gruppenzwang bewahren. „Die Wehren haben so viele ehrenamtliche Aufgaben, sie müssen nicht bei allem mitmachen“, ist er überzeugt und verweist auf die Unfallgefahr bei den Aktionen. Zudem sieht es der Bürgermeister kritisch, dass bei der CWC die offizielle Ausrüstung genutzt wird. Damit aus den Spaß-Aktionen nicht unvermittelt ernst wird, hat sich mittlerweile der Deutsche Feuerwehrverband geäußert – via Facebook, ist die CWC bisher doch vor allem eine Sache in den sozialen Medien. Die CWC sei gut für die Kameradschaft und das generationenübergreifende Miteinander in der Wehr, heißt es dort. Allerdings sollten die Mitglieder sowohl auf die Unfallverhütungsvorschriften achten, als auch den „Dienstweg für die Genehmigung öffentlichkeitswirksamer Materialien“ beachten. Sprich: Bevor eine Wehr für die CWC zum Wasserschlauch greift, sollte sie die Erlaubnis beim Wehrführer und dem zuständigen Bürgermeister einholen. In die gleiche Richtung geht die Stellungnahme der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Zwar gebe es bisher keine Berichte über Menschen, die bei der CWC verletzt worden sind, die Unfallkasse warnt ihre Mitglieder jedoch vor leichtsinnigem Verhalten. Denn selbst offizielle Gemeinschaftsveranstaltungen, die von den Freiwilligen Feuerwehren initiiert werden, seien nicht automatisch versichert, sagt Frank Reintges von der Unfallkasse. Schwierig sei es insbesondere dann, wenn die Aktion nicht von den Feuerwehrträgern – Verbandsgemeinden, Gemeinden oder Städten – abgesegnet worden sei. Die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord in Schleswig-Holstein geht bereits einen Schritt weiter: Sie versichert die CWC nicht. Aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium sind ebenfalls Bedenken zu hören, man sehe die CWC skeptisch, heißt es aus der Pressestelle. Landesfeuerwehrinspekteur Hans-Peter Plattner macht es in einer E-Mail an die Feuerwehren deutlicher. Er rät, sich nicht an der CWC zu beteiligen. Dass die CWC nicht nur eine Spaßveranstaltung ist, sondern durchaus einen ernsten Hintergrund hat, zeigt indes die Feuerwehr Ottweiler aus dem Landkreis Neunkirchen. In den USA war die CWC ursprünglich mit einem Spendenaufruf für wohltätige Zwecke verknüpft. Nachdem die Ottweilrer ihr Video hochgeladen hatten, spendeten sie 112 Euro an Paulinchen, eine Initiative für brandverletzte Kinder. Dort freut man sich über die CWC – deutschlandweit seien bisher mehr als 10.000 Euro an Spendengeldern zusammen gekommen, schreibt der Verein auf seiner Facebook-Seite.

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