Rheinland-Pfalz Berater irren nicht

Bis in die Mainzer Staatskanzlei hatte es im Winter 2012/2013 eine Kategorie von Witzen geschafft, die bei der SPD gerade hoch im Kurs stand: Nicht die Saarländer, auf deren Kosten der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) die eine oder andere Pointe zum Besten gab, sondern die Berufsgruppe der Berater war es, über die sich Sozialdemokraten schlapp lachen konnten. Kostprobe gefällig? Im Nachhinein drängt sich die Vermutung auf, das Erzählen von Beraterwitzen könnte bei den damals Regierenden ein therapeutischer Akt gewesen sein. Viele aus der Zunft hatten sie am Nürburgring kommen und gehen gesehen. Nachdem Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) auf windige Berater hereingefallen war, setzten die Nachfolger Carsten Kühl (Finanzen) und Hendrik Hering (Wirtschaft) nur noch auf Top-Leute. Stolze 1,3 Millionen Euro kostete sie die Beratung alleine bis zum Frühjahr 2010. Ernst & Young entwickelte das Konzept, mit dem der Nürburgring wieder auf die Erfolgsspur gesetzt werden sollte und PriceWaterhouse Coopers (PWC) prüfte die Finanzierung mit Blick auf das EU-Beihilferecht. Zwei Jahre später war der Nürburgring pleite, das Land hatte ein EU-Verfahren wegen unerlaubter Beihilfen am Hals und im Regierungsviertel kursierten Beraterwitze. Jetzt, im Sommer 2014, stehen die Berater selbst wieder hoch im Kurs. Der angekündigte Rechnungshofbericht zum Nürburgring wirft bereits ganz dunkle Schatten voraus. Und die Wirtschaftsexperten, wie Unternehmensberater gerne genannt werden, sollen schon mal nach vorne verteidigen. Wie sich das anhört, erfuhren Journalisten diese Woche in Mainz. Erstens: Ernst & Young, heißt jetzt EY (sprich: Ih Wai). Zweitens EY ist mächtig, politische Vorgaben lassen sich die Berater nicht machen. Drittens: Das Konzept war richtig, die Zahlen plausibel. Irrtum ausgeschlossen. Viertens: Schuld am Misserfolg waren andere. Vielleicht kommt nach dieser Episode in der unrühmlichen Nürburgring-Geschichte der rheinland-pfälzischen SPD wieder eine Zeit für Berater-Witze. Stattdessen lohnt sich aber auch ein Blick in den Bericht des Landesrechnungshofs aus dem Jahr 2006. Dort hatte der damalige Präsident Volker Hartloff folgenden Satz niederschreiben lassen: „Berater waren beauftragt, die Gesellschaft für Beratungen mit anderen Beratern zu beraten“. Und welche Gesellschaft war gemeint? Richtig: Die Nürburgring GmbH.

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