Rheinland-Pfalz 144 Anklage-Seiten mit Zahlenkolonnen

«Koblenz.» Mit 35 Millionen Schein-Briefen sollen vier Männer die Deutsche Post um 18 Millionen Euro betrogen haben. Seit gestern stehen die Geschäftsleute aus Hessen und Rheinland-Pfalz vor dem Landgericht Koblenz. Zum Prozessbeginn hat ein Oberstaatsanwalt Teile der 114-seitigen Anklageschrift mit vielen Zahlenkolonnen verlesen.

Die Angeklagten im Alter von 43, 48, 49 und 53 Jahren sollen von Januar 2013 bis März 2017 ein System von Schein-Postsendungen etabliert haben, um Rabatte für Großkunden zu kassieren. Dienstleister sammeln Sendungen großer Firmen ein und geben sie frankiert bei Sortierzentren der Post ab. Von der bekommen sie dafür Rabatte, die sich die Dienstleister und die Geschäftskunden teilen. Die Angeklagten sollen dieses System ausgenutzt und nie verschickte Briefe abgerechnet haben. Laut Oberstaatsanwalt Sven Regner hätten sie auch gar nicht das Personal gehabt, um die behaupteten Mengen zu verarbeiten. Zwei der Angeklagten bezichtigte er auch der Steuerhinterziehung in jeweils sechsstelliger Höhe, einem der beiden warf er die Organisation von Schwarzarbeit mit einem sechsstelligen Schaden vor. Der Hauptangeklagte hat laut Regner bereits gestanden und will auch vor Gericht aussagen. Ein anderer Mann schweigt. Die übrigen beiden Angeklagten haben vor Prozessbeginn Aussagen gemacht. Einer der Männer sitzt in Untersuchungshaft, einer in Strafhaft, zwei sind auf freiem Fuß. Das komplexe Verfahren zieht sich vermutlich bis 2019 hin.

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