Rheinland-Pfalz Wetterextreme setzen auch Pfälzer Reben zu

Durch Sonnenbrand geschädigte Rieslingtrauben.
Durch Sonnenbrand geschädigte Rieslingtrauben.

Sonnenbrand und Trockenstress – Folgen der Wetterextreme in diesem Sommer zeigen sich an zahlreichen Pfälzer Reben. Schäden richteten örtlich zudem Sturm und Hagel an. Die meisten Trauben aber bieten derzeit kerngesund einen erfreulichen Anblick. Hinsichtlich des Jahrgangs bestehe momentan „viel Grund für Optimismus“, meinen die Weinbauexperten des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt.

Sie rechnen derzeit mit einer insgesamt „mittleren, marktgerechten“ Erntemenge, wie es im jüngsten Rebschutz- und Weinbauinformationsdienst des DLR heißt. Bei dieser vorläufigen Prognose gilt es allerdings zu bedenken, dass es witterungsbedingt während der Reife – die bei späten Sorten wie Riesling noch gar nicht begonnen hat – zu weiteren Ausfällen kommen könnte. Auch wenn aktuell Regen noch herbeigesehnt werde, könne anhaltende Feuchtigkeit im August „die Situation rasch ins Gegenteil verkehren“. So wird denn auch die Populations-Entwicklung der gefürchteten Kirschessigfliege (KEF), für die schwül-warmes Wetter günstig ist, nun „etwas angespannt“ beobachtet, wie Gerd Götz vom Institut für Weinbau und Oenologie am DLR gestern sagte. Den Winzern rät dieses wegen des Schädlings ab Beginn der Beerenumfärbung früher roter Rebsorten dringend zu erhöhter Aufmerksamkeit und regelmäßiger Kontrolle der Anlagen auf möglichen Befall.

Sonnenbrandgefahr ist gebannt

In Sachen Trockenstress dagegen hat sich die Lage dank Regen den Fachleuten zufolge inzwischen in vielen Gebieten vorerst entspannt – allerdings nicht überall. Denn die Niederschlagsmengen waren örtlich „extrem unterschiedlich“, betont Götz. „Mancherorts ist mittlerweile genug Regen gefallen für eine ausreichende Wasserversorgung der Reben bis zum Herbst. Andererseits herrscht regional noch immer großer Bedarf.“ Als Beispiel dafür führt der Weinbauberater den Raum Edesheim, Weyher und Rhodt in der Südpfalz an. Aufatmen können die Winzer wohl auf alle Fälle bezüglich der Sonnenbrandgefahr, selbst wenn es noch mal übermäßig heiß werden sollte. Denn die Empfindlichkeit der Beeren diesbezüglich nimmt mit deren Reifebeginn ab, wie der Fachmann erklärt. Wegen des verbreiteten Sonnenbrandes seien die Winzer zuvor aber schon „sehr nervös“ gewesen. In Einzelfällen zeigten 50 bis 60 Prozent der Trauben am Stock mehr oder weniger starke Schäden. Insgesamt schätzen die Fachleute des DLR den Ertragsverlust auf etwa zehn Prozent, denn in vielen Fällen seien auch gar keine Trauben betroffen. Zu Schäden habe übrigens nicht allein die außergewöhnlich starke Sonneneinstrahlung an den extrem heißen Sommertagen geführt, sondern auch die Hitze an sich: „Zum Teil sind die Beeren dadurch regelrecht verkocht“, beschreibt Götz die Auswirkungen.

Weinernte deutlich geringer als im Vorjahr

Der Sonnenbrand habe aber nur zu Mengeneinbußen, nicht zu Qualitätseinbußen geführt. Er könne sogar zur – der Minderung eines eventuellen Fäulnisrisikos dienenden – Auflockerung kompakter Trauben beitragen, wenn auf einer Seite Beeren schrumpfen und eintrocknen. „Sobald deren Stiele ganz trocken sind, fallen die verbrannten Beeren oft von selbst ab. Man braucht sie also nicht aufwendig von Hand zu entfernen“, merkt Götz an. Was die zu erwartende Erntemenge anbelangt, gilt für die Experten im DLR schon jetzt als sicher, dass die Weinerntemenge 2019 pfalzweit „deutlich geringer“ ausfallen wird als im Vorjahr. „Wir rechnen derzeit mit einem höchstens durchschnittlichen Ertrag“, sagte Götz. Zu den Gründen dafür zählt, dass nach Feststellungen des DLR insgesamt „deutlich weniger Beeren an jeder Rispe sind und weniger Trauben am Stock als im Vorjahr“. Allerdings zeigt sich beim Ertragsniveau einem aktuellen Lagebericht des Instituts für Weinbau und Oenologie zufolge pfalzweit „ein sehr heterogenes Bild“. In Abhängigkeit von Boden, Rebsorte und Bewirtschaftung sei „die Spreizung extrem groß“.

Nicht mehr lange auf Neuen Wein warten

Für Prognosen in puncto Jahrgangs-Qualität ist es noch zu früh. „Die Grundtendenz ist positiv, aber entscheidend ist das Wetter in den nächsten vier bis sechs Wochen“, äußert Götz sich zurückhaltend. Jetzt steht erstmal der Verlauf der Reife im Blickpunkt , die bei Frühsorten bereits deutliche Fortschritte mache. So haben sich beispielsweise Regent- und Frühburgunder-Beeren überwiegend schon dunkel gefärbt. Insgesamt lägen die Trauben in ihrer Entwicklung zeitlich im langjährigen Mittel, gegenüber 2018 – wo sie einen extremen Vorsprung hatten – aber um etwa zwei bis drei Wochen zurück. Mit dem Beginn der Hauptweinlese wird daher nach wie vor erst in der zweiten Septemberhälfte gerechnet. Auf den ersten Neuen Wein indes wird nicht mehr lange zu warten sein: Traditionsgemäß dürfte am Weinstraßen-Erlebnistag am letzten August-Sonntag welcher offeriert werden. Und den allerersten zu probieren gibt’s höchstwahrscheinlich schon etwas früher ...

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