Rheinland-Pfalz Kein Volltreffer

Schießübungen auf der Anlage in Landscheid.
Schießübungen auf der Anlage in Landscheid.

«Landscheid». Sie hatten es sich so schön vorgestellt und fünf Jahre lang dafür gekämpft: der Investor, der Landesjagdverband, der Ortsbürgermeister von Landscheid (Landkreis Bernkastel-Wittlich) und viele andere. In dem 2100 Einwohner-Ort in der Eifel sollte auf 15 Hektar der wohl modernste Schießstand Europas entstehen. Doch jetzt scheiterte das Projekt – vor allem am Widerstand der Nachbargemeinden.

Der bestehende Schießstand in Landscheid sollte für das Großvorhaben für drei Millionen Euro ausgebaut werden – nach den neuesten Erkenntnissen, umweltfreundlich und mit weniger Lärm. Noch vor zwei Wochen hatte der Ortsgemeinderat das Projekt durchgewunken. Am Montagabend sagte der Verbandsgemeinderat Wittlich-Land jedoch mit großer Mehrheit Nein. Damit ist das Vorhaben gescheitert. Für den Investor Michael Ostendorf, Farbenhersteller aus dem nordrhein-westfälischen Coesfeld, ist die Entscheidung „schlimm, unfair und nicht nachvollziehbar“. Der nach eigenem Bekenntnis „leidenschaftliche Jäger“ wollte in Landscheid einen Modellschießstand errichten. „Ich habe mir Schießplätze in ganz Europa angesehen“, sagt Ostendorf. „Das Beste davon sollte in Landscheid einfließen.“ Also wurde eine Gesellschaft mit Namen Target World gegründet, die ein Konzept erarbeitete. Gedacht war unter anderem an hochmoderne Schießstände, einen Jagdparcours, ein olympisches Wurftaubenleistungszentrum, eine Bogenschießanlage, ein Jagdausbildungsrevier, eine Büchsenmacherwerkstatt, dazu ein Bekleidungsgeschäft und natürlich Gastronomie mit Jobs für Köche und Kellner. Insgesamt sollten 30 bis 50 Arbeitsplätze entstehen. Für die Gemeinde Landscheid klang das Angebot verlockend. Deswegen stimmte sie zweimal für das Vorhaben, zuletzt am 24. August. Unterstützung kam auch vom Landesjagdverband. Dort freute man sich auf komfortable Bedingungen für die Aus- und Fortbildung der eigenen Mitglieder, Zustimmung gab es aber auch von Polizei und Sportschützen. Man verwies auf die ständig steigende Anzahl der Jägerinnen und Jäger, von denen der Gesetzgeber bald einen regelmäßigen Übungsnachweis verlangen werde. Ein moderner Schießstand in Landscheid erschien da willkommen. „Er hat überregionalen Modellcharakter und wird die Lärmsituation wesentlich verbessern“, so der Präsident des Landesjagdverbandes, Kurt Michael, noch vor wenigen Wochen. Bei so viel Zustimmung waren die Projektentwickler bis zuletzt optimistisch, grünes Licht zu bekommen. Die Bedenken wegen des Schießlärms glaubte man ausgeräumt zu haben. Durch eine geänderte Schussrichtung und leisere Munition werde die neue Anlage leiser sein als die alte. Überdies tue man etwas für die Umwelt und werde zum Beispiel die mit Bleischrot belasteten Flächen sanieren. „Im Ergebnis gibt es keine sachlichen oder fachlichen Ausschlusskriterien für unser Projekt“, resümierte der Geschäftsführer der Target-World, Bernd Bahr, kurz vor den entscheidenden Abstimmungen. Trotzdem ist das Projekt jetzt mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Im Verbandsgemeinderat Wittlich-Land stimmten am Montagabend 25 Mitglieder dagegen, nur sieben dafür. Vor allem die Nachbargemeinden von Landscheid blieben skeptisch. Von 7 bis 19 Uhr Schießbetrieb, auch an den Wochenenden – das war den meisten Ratsmitgliedern zu viel. Das widerspreche dem Ziel der Verbandsgemeinde, den sanften Tourismus zu entwickeln. Außerdem habe man schon genug Lärm von der US-Air-Base Spangdahlem und von der nahegelegenen Autobahn. Da half auch nicht das in letzter Minute nachgereichte Angebot, die Schießzeiten an Sonn-und Feiertagen zu reduzieren. Im Gegenteil. „Gerade die ständig geänderten Zahlen und Aussagen haben dem Ganzen geschadet“, meint Verbandsbürgermeister Dennis Junk. „Letztlich hat einfach das Vertrauen in die Investoren gefehlt.“ Eine Aussage, die selbst Investor Michael Ostendorf nachvollziehen kann. „Es ist uns nicht gelungen, die Bedenken gegen den neuen Schießstand zu zerstreuen“, räumt er ein: „ Das müssen wir uns ankreiden lassen.“ Trotzdem hält er die Entscheidung des Verbandsgemeinderats für grundfalsch und spricht von einer verpassten Chance für die Eifel. „Ich bin zutiefst enttäuscht“, sagt der Unternehmer. „Damit sind fünf Jahre Arbeit umsonst. Und für Landscheid ist das eine Katastrophe.“

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