Weinwelt Wein aus der Doppelgarage: Weingut Wind in Landau-Arzheim
Katrin Wind besitzt aktuell acht Hektar in Arzheim und Ranschbach. Winds Weine sind Spiegel ihrer Herkunft. Sie wurzeln zum Beispiel auf der Kleinen Kalmit, dem Calvus Mons, dem weißen Berg mit seinen Landschneckenkalk-, Mergel, Lehm- und Lössböden. Die Große Kalmit ist mit 673 Metern der höchste Berg des Pfälzerwaldes, daneben erhebt sich die Kleine Kalmit mit 272 Metern, die auch die Gemeinden Ilbesheim und Arzheim verbindet. Hier wachsen Katrin Winds Trauben, die etwa zu einem ausgezeichneten Riesling werden. Weinmagazine wie Falstaff loben den Tropfen in den höchsten Tönen.
Katrin Winds Vater hatte viele verschiedene Rebsorten angebaut. „Ich konzentriere mich auf nur wenige Rebsorten. Sorten, die zum einen in die Südpfalz und zu unseren Böden und unserem Klima passen, aber vor allem mir persönlich gefallen“, erklärt die Winzerin. In ihrem Weinsortiment sind neben Riesling noch Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller und Spätburgunder. Diese verkauft sie vor origineller Kulisse: Der Wein-Verkaufsraum ist die Doppelgarage ihrer Eltern und exakt 42,58 Quadratmeter groß. Eigentlich sollte das der Platz für die Autos ihrer Eltern sein. Aber die müssen anderswo parken. „Jedenfalls nicht in der Garage“, sagt die 33-Jährige lachend.
Ungeschminkte Weine
Nach dem Studium der Oenologie in Geisenheim hat Katrin Wind das Weingut kontinuierlich vergrößert und sich einen Ruf in der Weinbranche erarbeitet. Sie gründete ihr Weingut im Jahr 2011, eine kleine Rebfläche von 2,5 Hektar im Besitz der Familie diente ihr als Basis dafür. Heute produziert sie in Arzheim „nackte, ehrliche und ungeschminkte“ Weine, wie sie sagt: handverlesen, mit Spontanvergärung und ohne Schönungsmittel. Ihre „Garagenweine“ zeichnen sich durch geringe Hektarerträge, höchstmögliche Reife des Lesegutes, starke Konzentration des Mostes und Einsatz neuer Barriquefässer aus.
Phänomen der 90er-Jahre
Garagenweine sind in der Regel preisgekrönte und entsprechend teure Erzeugnisse von sehr kleinen Weingütern. Manches Garagenweingut lässt sich gut von einer einzigen Person bewirtschaften. Das Phänomen des Garagenweins geht wahrscheinlich auf die frühen 1990er-Jahre zurück. In den wohlhabenderen Kreisen waren private Weingüter zu dieser Zeit ein besonders gefragtes Luxusgut. Unklar ist jedoch, ob der Begriff ursprünglich aus den USA oder aus Frankreich stammt: In der US-Variante wird er auf die zahlreichen Kreativwerkstätten der 1970er- und 1980er-Jahre zurückgeführt, die in privaten Garagen untergebracht waren. Das galt zum Beispiel im Musikbereich für den Garagenrock oder im Computerbereich. In der französischen Erklärung wird der Begriff „vin de garage“ darauf zurückgeführt, dass die gesamte Produktion der sogenannten „micro chateaux“ in einer Garage Platz finden würde.
Auch in der Pfalz gibt es Garagenweingüter, darunter Katrin Winds Betrieb, der seinem Namen Ehre macht. Doch ihn sollte man bald besuchen, um das ungewöhnliche Ambiente noch erleben zu können, denn laut Wind ist geplant, die Räumlichkeiten anzupassen, um besser und effektiver arbeiten zu können. Auch die Umstellung auf Bio läuft gerade. Und dann wird eine Doppelgarage als Verkaufsraum nicht mehr ausreichen.