Wandern im Pfälzerwald Ruinenromantik mit Schorle-Garantie: Runde mit Hardenburg und Limburg
Der Anfang ist schnell erzählt. Vom Wanderparkplatz südwestlich der Limburg ging es zunächst zwischen Wochenendhäusern hindurch, dann, der Wegmarke mit zwei Ruinen und zwei Weihern folgend, hinab ins Große Eppental, vorbei am dortigen Naturfreundehaus mit seinem hübsch altmodischen Goldfischbassin, einmal um den idyllisch verwilderten Schlangenweiher herum und auf der anderen Talseite den Berg wieder hoch, schwitzend in der vorsommerlich gleißenden Aprilsonne, die den Pfälzerwald-Kiefern, die hier knorzig wachsen, mediterrane Anmut verleiht.
Jetzt stehen wir vor den geborstenen Massen der Hardenburg und betrachten, was nach der Zerstörung durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1794 übrig blieb. Als hätte jemand geometrische Formen aus Sandstein – Zylinder, Kuben, Oktogon – in teils ramponiertem Zustand aufeinandergestapelt, so schaut das aus.
Von der hochmittelalterlichen Burg, welche die Grafen von Leiningen – kaum hatte man sie 1205 zu Schutzvögten des benachbarten Klosters Limburg erhoben – unrechtmäßig auf Landbesitz der Abtei errichteten, ist im Grunde nichts mehr zu erkennen.
Mit ihren monumentalen runden Bollwerken und den ehedem dazwischen aufragenden Wohnbauten, die man über sechs- und achteckige Treppentürme betrat, gehört die Hardenburg architekturgeschichtlich der Frühen Neuzeit an. Sie erinnert, wenn man ihre Ruinen vor dem inneren Auge vervollständigt, an die stolzen Höhenburgen auf Albrecht Dürers Kupferstichen.
Der damit gegebene Zeithorizont passt: Ab dem späten 15. Jahrhundert und besonders in den Jahrzehnten zwischen 1501 und 1564 wurde die Hardenburg von den Leininger Grafen zu einer Kombination aus Renaissanceschloss und Renaissancefestung ausgebaut. Wie stattlich diese Residenz war, zeigt eine um 1600 gefertigte lavierte Federzeichnung aus dem „Kurpfälzischen Skizzenbuch“, die als Reproduktion im Besucherzentrum der Burg zu sehen ist.
Pfälzer Teller unter Linden
Ein paar Schritte zurück! Denn unmittelbar vor der Hardenburg lädt die Lindenklause zur zünftigen Rast. Die urige Hütte offeriert typische Pfälzer Hausmannskost. Im Freien sitzt man an Biertischen unter dem zarten Grün der gerade austreibenden Linden, verspeist „Fleeschknepp“ oder „Lewwerknedel“ vor der Kulisse der feudalen Ruine, und das an jener Stelle, wo mutmaßlich zu gräflichen Hochzeiten Turniere stattfanden: Auf einer alten Karte aus dem späten 18. Jahrhundert wird der bemerkenswert plane Lindenplatz jedenfalls als Turnierplatz tituliert.
Weiter geht’s: den Burgweg zwischen Ruine und Lindenplatz hinab, am ehemaligen Lustgarten vorbei, dann am Waldrand oberhalb des Dürkheimer Ortsteils Hardenburg entlang nach Hausen. Dort führt ein Treppenweg aus dem Wald hinunter zu einem kleinen Friedhof. Anschließend passieren wir Wohngebiet, bis ein Weg zwischen Isenach und einem Wohnhaus zum Herzogweiher abzweigt, dessen in der Sonne glitzernde Wasserfläche Ferienstimmung aufkommen lässt. Hinter der neugotischen Protestantischen Kirche in Grethen beginnt dann ein teilweise ganz schön fordernder Treppenpfad, der uns wieder empor führt, zum zweiten Hauptziel dieser Wanderung: der Klosterruine Limburg.
Einer der schönsten Orte im Pfälzerwald
Dass Salierkaiser Konrad II. die „ererbte Lintburg“ vor 1032 in ein Kloster verwandeln ließ, ist verbrieft. Dass dies am selben Tag geschah wie die Grundsteinlegung des Speyerer Doms, ist hingegen nur eine nette Legende. Aus der salierzeitlichen Klostergründung entwickelte sich eine mächtige Benediktinerabtei, die jahrhundertelang eine wichtige Rolle in der Region spielte – bis sich die Grafen von Leiningen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit dem Pfälzer Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen zofften.
Die Leininger mussten die Schutzvogtei über das Kloster Limburg, die sie, wie schon erwähnt, seit 1205 ausgeübt hatten, an die Kurpfalz abtreten. Dafür rächte sich Graf Emich IX. (nach früheren Zählungen der achte Leininger Emich), indem er das Kloster im August 1504, während eines weiteren kriegerischen Konflikts mit der Kurpfalz, abfackeln ließ.
Damit setzte ein schleichender Verfall ein, der im Laufe des 16. Jahrhunderts durch Reformation und Säkularisation noch forciert wurde. Das Ergebnis: reinste Ruinenromantik. Denn mit ihrem romanischen Kern und den gotischen Zutaten wie dem Südwestturm oder den Maßwerkfenstern im Chor gehört die Limburg schlichtweg zu den schönsten Stätten in der Pfalz, inklusive Gartenlokal im Innenhof des einstigen Kreuzgangs – für die Schorle zum Abschluss.
Wegweiser
Rundwanderung „Äbte, Grafen, Herzöge“, Länge: 8,3 Kilometer (mit Besichtigungen gut 9 Kilometer), 240 Höhenmeter. Die Wegmarkierung zeigt die beiden Ruinen und die beiden Weiher. Öffnungszeiten der Hardenburg: Donnerstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr (letzter Einlass um 17 Uhr). Öffnungszeiten der Limburg: täglich 9 bis 20 Uhr. Einkehrmöglichkeiten: Lindenklause bei der Hardenburg (Mi-So 10-17 Uhr), „Konrad 2“ auf der Limburg (Mi-Sa 12-21 Uhr, So 12-19 Uhr), Naturfreundehaus Groß-Eppental (Mi-So 11-18 Uhr)