Rheinland-Pfalz Mehr E-Bikes unterwegs: Pendlerrouten lassen auf sich warten

rad

Beim Trend zum Elektro-Fahrrad liegt Deutschland im europäischen Spitzenfeld. Doch der Ausbau der schnellen Routen für Pendler verläuft holprig. Und so mancher fährt dann eben sicherheitshalber doch lieber mit dem Auto zur Arbeit.

Immer mehr Menschen sind beruflich oder privat mit E-Bikes, Pedelecs und Lastenrädern unterwegs. Auf vielen Radwegen sind die motorisierten Fahrer bereits in der Überzahl. Damit wächst auch das Bedürfnis nach gut ausgebauten Fernwegen - für Pendler, Freizeitsportler und Ausflügler. Dazu kommt: „In Rheinland-Pfalz gab es noch nie ein größeres Budget und noch nie größere Planungskapazitäten für Radverkehrsinfrastruktur als heute“, sagt Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP). Doch von den sieben geplanten Pendlerradrouten ist noch keine einzige befahrbar.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) sieht bei Schmitt zwar mehr Engagement für die Radrouten als bei ihrem Vorgänger, Bundesverkehrsminister Volker Wissing (auch FDP), wünscht sich aber trotzdem „deutlich mehr Power und eine klare Aussage, dass das geht und gewollt ist“, wie die Geschäftsführerin Sara Tsudome sagt.

Wie ist die Ausgangslage?
In einer ersten Studie wurden schon 2014 sieben potenzielle Korridore für Pendlerradrouten (PRR) ermittelt, mit denen attraktive Stadt-Umland-Verflechtungen vor allem für Arbeits- und Ausbildungspendler geschaffen könnten. Diese PRR sollten überwiegend auf vorhandenen Straßen und Wegen und mit planbaren Investitionen geschaffen werden. So sollte die Umsetzung zeitnah und kostengünstig und umfangreiche, aufwendige Baurechtsverfahren vermieden werden. Für vier der sieben Routen gibt es allgemeine Machbarkeitsstudien. Fertig ist noch keine.

Welche sieben Pendlerradrouten soll es geben?
Die erste Radroute für Pendler ist auf 30 Kilometern zwischen Bingen–Ingelheim und Mainz geplant. Die Route zwischen Karlsruhe/Wörth und Worms teilt sich in drei Abschnitte. 23 Kilometer verlaufen zwischen Worms, Frankenthal und Ludwigshafen. Es folgen 13,5 Kilometer von Ludwigshafen nach Schifferstadt, der größte Teil von Schifferstadt über Speyer nach Wörth soll etwa 59 Kilometer lang werden.

Die dritte Verbindung erstreckt sich über 25 Kilometer zwischen Trier und Schweich. Zwischen Landau und Neustadt an der Weinstraße sind es 20 Kilometer.

Noch in Arbeit sind die Machbarkeitsstudien für die etwa 14 Kilometer lange Route zwischen Kaiserslautern und Landstuhl, die 125 Kilometer zwischen Koblenz und der Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen und für die 46 Kilometer zwischen Koblenz und Boppard - mit Abzweigungen ins Lahn- und Moseltal.

Der ADFC bezweifelt, ob die sieben Routen sinnvoll gedacht sind. „Es wurde nicht über Landesgrenzen hinaus gedacht“, kritisiert Tsudome und nennt die Pendlerströme zwischen Mainz und Wiesbaden sowie zwischen Ludwigshafen und Mannheim als Beispiele.

Welche Routen sind bis wann befahrbar?
Einzelne Teilstücke der Route Bingen-Ingelheim-Mainz sind inzwischen fertig, bis Ende des Jahres sollen es laut Ministerium 18 Kilometer sein. Die Fertigstellung der gesamten ersten PRR - also von rund 30 Kilometern - ist bis Ende 2024 geplant. Wann die Räder auf alle sieben Routen rollen können, ist noch nicht absehbar. „Da kann kein seriöser Zeithorizont angegeben werden“, heißt es im Ministerium. „Wichtig ist eine fundierte Planung, vor der die Willensbildung in den Kommunen steht.“

Das Planungsrecht liege bei den Kommunen und die Fortschritte hingen somit stark von deren Willen ab, stellt Tsudome vom ADFC fest. So laufe es „prima“, wenn eine Kommune wie Ingelheim das in die Hand nehme, und schleppend, wenn nicht. Als Beispiel nennt sie Budenheim.

Was kritisiert der ADFC noch?
Der ADFC habe dem Konzept der Landesregierung von Anfang nicht zugestimmt, sagt Tsudome. Denn Rheinland-Pfalz folge nicht den bundesweiten Standards. Die Qualität der geplanten Routen sei geringer und Möglichkeiten, Förderung vom Bund zu bekommen vergeben worden. Viele Abschnitte der Radwege sollten über bestehende Wirtschaftswege geführt werden. Damit müssten sich die Kommunen bei der Umsetzung aber auch mit vielen Grundstückseigentümern einigen.

x