Interviewlotto Autorin Britta Habekost: Gehe gerne auf Friedhöfen spazieren

Britta Habekost geht gerne im Nebel auf Friedhöfen spazieren, mag aber auch Sonnenschein und Reggae-Musik.
Britta Habekost geht gerne im Nebel auf Friedhöfen spazieren, mag aber auch Sonnenschein und Reggae-Musik.

Britta Habekost, Autorin der regionalen Elwenfels-Krimis, erzählt im Gespräch mit Vanessa Betz, was sie an der Pfalz liebt – und welches Vorurteil sie lange über Menschen hatte, die mit Dialekt sprechen.

Wie kann man Sie zum Lachen bringen?
Meinen Humorknopf kann man am besten kitzeln, wenn vermeintlich hochgeistige Themen veralbert werden. Ich mag intelligente Wortwitze und Komik, bei der man um die Ecke denken muss. Was bei mir immer funktioniert ist Satire à la Monty Python oder Little Britain. Und dann natürlich der Humor von meinem Mann, Chako Habekost.

Was ist das Seltsamste an Ihnen?
Dass ich ein bisschen schizophren bin in meinem Lebensgefühl. Ich habe eine ausgeprägte dunkle Seite an mir, die gerne im Nebel auf Friedhöfen spazieren geht, Kafka liest und Joy Division hört. Und gleichzeitig ist da so ein glückliches Blumenmädchen in mir, das zu Reggae Musik im Sonnenschein herumhüpft. Das drückt sich, denke ich, auch in meinen Büchern aus. Die Elwenfels-Bücher entspringen diesem heiteren Anteil, die Paris-Romane, die ich auch noch schreibe, aber der anderen Seite.

Welche historische Persönlichkeit hätten Sie gerne kennengelernt?
Die Schriftstellerin Mary Shelley. Ich wäre gerne ihre Freundin gewesen und mit ihr durch das Europa des frühen 19. Jahrhunderts bis nach Italien gereist. Sie war für ihre Zeit eine sehr progressive, moderne Frau und auf eine schwärmerische, aber auch radikale Weise tiefsinnig.

Wie würde Sie Ihre beste Freundin/Ihr bester Freund beschreiben?
Ein sicherer Hafen, in dem unsere Jugend immer noch sehr lebendig ist und aus dem immer noch Schiffe in verrückte Gewässer aufbrechen können.

Welche Superkraft hätten Sie gerne?
Ich hätte gerne die Fähigkeit, für jedes Land, in das ich reise, spontan die Sprache zu beherrschen.

Sie beschreiben Ihre Elwenfels-Krimis, die Sie mit Ihrem Mann Christian „Chako“ Habekost schreiben, als eine „satirisch-liebevolle Ode an Ihre Heimat“. Was begeistert Sie als Schriftstellerin an der Pfalz?
Die Mentalität der Pfälzer, die sich ja sehr stark in der Sprache ausdrückt, diese gelassene Schlagfertigkeit. Auf einer tieferen Ebene hat mich die Pfalz von meiner Erziehung geheilt, in der es immer hieß, dass nur intellektuell Beschränkte Dialekt sprechen und ich habe das als junger Mensch tatsächlich geglaubt. Was mich positiv herausfordert, ist das Finden poetischer, nicht klischeehafter Beschreibungen für unsere Natur hier, den Wein, den Wald, die alten Ortschaften.

Die Serie

5 plus 1 aus 55 – so könnte man unser Interviewlotto auch nennen. Dabei ziehen wir aus einem Pool von insgesamt 55 mehr oder weniger geistreichen und lustigen Fragen fünf und stellen außerdem eine individuelle Frage. Dieses Mal an die Autorin Britta Habekost. Die 41-Jährige lebt in Bad Dürkheim und schreibt gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pfälzer Kabarettisten Christian Habekost, die humoristisch-satirischen Elwenfels-Krimis. Hinzu kommen eher düstere, historische Kriminalromane, die im Paris der 1920er Jahre spielen. Aktuell stellen Britta und Christian Habekost ihren neuen Elwenfels-Roman „Traubentod“ vor. Die nächsten Lesungen sind am 21. Mai im Mannheimer Schatzkistl und am 15. Juli im Bürgerhof in Ludwigshafen. Weitere Infos unter www.britta-habekost.de.

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