Zweibrücken Zweibrücken: Auf Besuch in Boulogne-sur-Mer

Neun- und Zehnjährige des Jugendfördervereins Zweibrücken kickten mit jungen Fußballern des FC Conti Boulogne, dem Heimatverein
Neun- und Zehnjährige des Jugendfördervereins Zweibrücken kickten mit jungen Fußballern des FC Conti Boulogne, dem Heimatverein von Franck Ribéry. Sie verständigten sich mit Händen, Füßen und Smartphones.

„Es lebe unsere brüderliche, echte Freundschaft zwischen Boulogne-sur-Mer und Zweibrücken!“ Boulognes Bürgermeister Frédéric Cuvillier hob die Bedeutung einer solchen Partnerschaft für die europäische Verständigung hervor.

Er schwärmte von einer „tollen Partnerschaft und einer tollen Pfingstbegegnung“ mit den Zweibrückern. Eine solche Partnerschaft sei – auch mit Blick auf die Weltkriege – keineswegs selbstverständlich. Cuvillier nannte Zweibrücken außerdem ein „echtes Beispiel für Toleranz“ und lobte die Integration von Flüchtlingen. Der Zweibrücker Beigeordnete Henno Pirmann sprach von der Partnerschaft als einer zarten Pflanze, die zu einem Baum mit vielen Verästelungen herangewachsen sei. Es brauche engagierte und auch junge Leute, damit der Baum weiter gedeiht. Es sei richtig, dass der Schwerpunkt der Pfingstbegegnung auf den Vereinen liegt, „denn dort lernen sich die Menschen kennen, dort lernt man Menschen verstehen“. Das bekräftigten die sieben Zweibrücker Gruppen, die diese Begegnung mit Leben füllten. Darunter war erstmals der Jugendförderverein Zweibrücken, in dem sich junge Fußballer aus fünf Vereinen zusammengeschlossen haben. Die 19 Neun- und Zehnjährigen, darunter auch Flüchtlinge, kickten mit jungen Fußballern des FC Conti, dem ersten Verein von Franck Ribéry, in gemischten Mannschaften. Darunter waren auch viele Kinder aus sozial schwachen Boulogner Familien. „Das Tolle ist, dass Kinder gar keine Berührungsängste haben“, berichtete Thomas Bauer für den JFV. Die Verständigung klappe mit „Händen, Füßen und dem Smartphone“, das beim Übersetzen helfe. Darauf griff auch Marie Stark (15) zurück, die erstmals mit dem Zweibrücker Judoclub nach Frankreich gereist war. Sie kann kein Französisch, ihre Gastfamilie kein Deutsch. „Als sie fragten, ob ich ein Dessert möchte, fragte mich das Handy, ob ich in die Wüste möchte“, erzählte Marie – wobei sich das Missverständnis beim Essen schnell auflöste. „Es ist eine super Gelegenheit, in eine fremde Kultur reinzuschnuppern“, so Marie. Der Judoclub pflegt mit dem Judo Kan Club aus Boulogne seit Jahrzehnten eine „fast familiäre Verbindung“, sagte Trainer Stephan Hahn im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Der Zweibrücker Verein, einer der frühen Teilnehmer der Pfingstbegegnung, lege großen Wert darauf, dass die Sportler bei Familien und nicht im Hotel unterkommen. Gemeinsam wird dann nach dem Training gegessen, aber auch gewandert und die Gegend erkundet. „La vie est belle“, das Leben ist schön, schwärmte Althornbachs Bürgermeisterin Ute Klein, die über den Zweibrücker beziehungsweise Althornbacher Projektchor Boulogne-sur-Mer an der Pfingstbegegnung teilnahm. Mit dem Partnerchor „Chante Joie“ gab es ein Kirchenkonzert, aber auch viele schöne Erlebnisse abseits der Musik. Klein rät jedem, sich für einen solchen persönlichen Austausch zu öffnen – „sonst verpasst man was“. Wie andere hat auch sie sich vorgenommen, bis zur nächsten Pfingstbegegnung an ihrem Französisch zu arbeiten. Die Mitglieder der Saarpfälzischen Kantorei schwärmten von dem Austausch, den sie mit dem Chorale Notre Dame pflegen. „Es haben sich über die Jahre regelrechte Freundschaften gebildet, und man hat sich auch schon außerhalb der Begegnungen getroffen“, erzählt Felicitas Riller. Wobei, wie auch bei anderen Zweibrücker Gruppen, die Zahl der Teilnehmer zurückgeht. Kammerorchester-Leiter Bernd Wilms ist die Partnerschaft mit dem Orchester Opale Sinfonietta dennoch ein Herzensanliegen. Unter anderem, weil der heute 59-Jährige schon als Sechstklässler bei der Pfingstbegegnung mitmachte und längst Freundschaften geschlossen hat. Zudem wolle er in Zeiten, in denen die französische Gesellschaft auseinanderdrifte, ein Zeichen setzen, wie er sagte. Volker Petri, Abteilungsleiter der VT-Fechter, die die Pfingstbegegnung von Anfang an mittragen, ist von der Begegnung mit den französischen Partnern vom Verein „Cercle d’Escrime de la Côte d’Opale“ ebenfalls angetan. Mit seiner Gastfamilie hat er an der Opalküste sogar Seehunde beobachten und historische Stätten besuchen können – ein einmaliges Erlebnis, wie er versicherte. In der Zweibrücker Stadtkapelle, mit der Harmonie Municipale Boulogne verbandelt, blüht die Partnerschaft ebenfalls. Für den Vorsitzenden Volker Lehner ist die gegenseitige Wertschätzung der Nährboden. Er selbst macht seit 1980 mit und berichtete, in seinem langjährigen Gastgeber Philippe habe er einen Bruder gefunden. Die beiden Kapellen schenken sich bei den Begegnungen gegenseitig Musikstücke, die sie dann gemeinsam oder zu Ehren der Partner spielen, wie am Sonntag den Marsch „Per aspera ad astra“. Auch die Offiziellen der Pfingstbegegnung tauschten Geschenke aus. Die Zweibrücker bekamen eine Kopie „des berühmtesten Gemäldes von Boulogne“, das im Rathaus hängt. Es zeigt einen Bürgermeister von Boulogne, der ein Dokument zerknüllt: eine Urkunde, in der das nahe England Anspruch auf Boulogne erhebt. „Das ist ein wichtiges Symbol für uns“, erklärte Cuvillier. Die Zweibrücker schenkten dem Bürgermeister ein rotes Zweibrücker Rosi Ross aus Porzellan. Für drei Teilnehmer hatte die Pfingstbegegnung nicht nur schöne, sondern auch schmerzhafte Stunden: Eine Teilnehmerin bekam Zahnschmerzen. Ein junger Fußballer zog sich eine Prellung am Sprunggelenk zu, und ein Busfahrer musste mit Rückenschmerzen ins Krankenhaus, woraufhin ein Ersatzfahrer kam.

Die Stadt Boulogne-sur-Mer will unterhalb ihrer römischen Stadtmauer Rosen aus Zweibrücken pflanzen. Noch ist reichlich Platz.
Die Stadt Boulogne-sur-Mer will unterhalb ihrer römischen Stadtmauer Rosen aus Zweibrücken pflanzen. Noch ist reichlich Platz.
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