Zweibrücken „Zuerschd die Union der Herzen, dann Weihnachde“

„In de Midde uffem Schlossplatz stehder, do kannsche dann dei Päckelscher hinbringe, bis de middem Bus widder heemfarschd!“ Der Stadtbus war zu jener Zeit noch ein recht beliebtes Transportmittel, um von Rimschweiler oder Auerbach „in die Schdadt“ zu fahren. Zur Weihnachtszeit, wenn es ohnehin galt, die Glücksrosen der Werbegemeinschaft zu ergattern, da war es ein besonders geschätzter Service der Stadtwerke, einen Bus zur Aufbewahrung der Einkäufe zur Verfügung zu stellen. Da damals der Schlossplatz der zentrale Busplatz war, stand eben mitten auf dem Platz der Geschenkebus. Und wurde, nachdem man seine Einkäufe zwischendurch abgeladen hatte, zum Abholen der „Chrischkindscher“ aufgesucht, bevor es dann nach Mittelbach oder Wattweiler wieder heimwärts ging. Auch wusste man als Einkäufer, dass es durchaus gut war, in den Geschäften nach den begehrten Glücksrosen zu fragen, damit der Inhaber nicht vergaß, sie gleich über die Theke zu geben. Die moderne Kundenkarte, wie sie im Internetzeitalter gang und gäbe ist, war längst noch nicht erfunden. Und da man von „Schreiwersch un Edelschdolze“, die mehrere Lebensmittelfilialen in der Stadt hatten, die „Rabattmärkelscher“, kannte und wusste, dass sie auf eine Karte aufzukleben waren – 1,50 Mark bekam man für eine voll geklebte Rabattkarte –, hatte man mit dem Bekleben der Glücksrosenkarten das gleiche System anzuwenden. Aber wichtig war: „Vegess bloß dei Name ned!“, denn im Januar war meist mit großem Veranstaltungsprogramm die Glücksrosen-Auslosung der Werbegemeinschaft. Dann stand da die gläserne Lostrommel. „De Carbon Heinrich, de Geschäfdsfiehrer vun denne“, unterstützte Jakob Roth und Kurt Breiner bei der Auslosung. Und wenn noch Wolfgang Gretscher vom Saarländischen Rundfunk, den man vom Radiohören kannte, kam, hatte man schon ein besonderes Erlebnis. Auch wenn die Rosenkönigin einen Saarländer als Gewinner gezogen hatte. So einmalig wie die Glücksrosen im Advent und die „Goldi-Truppe“, die sich bei der Werbung dafür um den gleichnamigen Esel kümmerte, war auch eine andere besondere Großveranstaltung: Die „Union der Herzen“, eine internationale Weihnachtsfeier der Stadtverwaltung. Lange Jahre wurde sie von Verkehrsdirektor Heinz Geitner und danach von Kulturamtsleiter Fritz Presl organisiert. Keine andere Stadt konnte da mithalten – denn welche Soldatenstadt hatte schon gleichzeitig vier Garnisonen in ihren Mauern? Ein echtes Alleinstellungsmerkmal, wie die „Kleine Nato“: Auf dem Kreuzberg waren die Amerikaner, auf dem Flugplatz die Kanadier, in der Niederauerbach-Kaserne waren französische Soldaten, dazu kam dann 1957 eine Transporteinheit der Bundeswehr. Und so war Jahr für Jahr der große Saal der Festhalle bei der „Union“ mit festlich gekleideten Zivilisten und Militärs in Uniform gerammelt voll. Thea Barthel, die langjährige Wirtin der Halle, hatte alle Hände voll zu tun. Auch wenn es ein recht unterhaltsames Programm mit Beiträgen aller Garnisonen gab, so soll nicht verschwiegen werden, dass es auch zur Tradition dieser Vorweihnachtsveranstaltung gehörte, dass die meisten hinterher klagten: „E bisje lang, e bisje viel lang, war’s mol widder geween. Ich wees ned, ob ich es negschde Johr widder hingeh?“ Im Jahr darauf, aber wollte keiner „vun Vorsjohr“ dann zu Hause bleiben.

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