Zweibrücken „Sprung in der Schüssel“

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„Gerhard getauft. Gering gewachsen. Geheimratsecken. Gerne gebend, gelegentlich gerecht. Gestalterisch, geil auf gute Geschichten. Gar nicht geduldig, gelinde gaga. Geschäftsflüchtig.“ So beschreibt sich der Zweibrücker Poet Gerhard Rinsche in dem Buch „Angelika bis Zoe“ selbst. Rinsche (Jahrgang 1952) hat das Büchlein gemeinsam mit der Übersetzerin und Autorin Heide Werner verfasst, erschienen ist es im Saarbrücker OVD-Verlag. Heute stellen es die beiden in Zweibrücken vor.

Die beiden Mitglieder der Zweibrücker Autorengruppe haben 49 Tautogramme geschrieben, das im Buchhandel bestellbare Werk ist eher ein Heft. Auf der Rückseite steht zur Erklärung: „Das Tautogramm ist eine Sonderform der Alliteration, ein Gedicht, bei dem alle Worte oder Zeilen mit demselben Buchstaben beginnen.“ Weiter heißt es: „Skurril und verquer, in ungewohnter Reimform und mit unerwarteten Pointen, nehmen zwei Autoren sich selbst und das Leben auf die Schippe und kommen zu überraschenden Einsichten. Sie bringen uns zum Lachen und zum Nachdenken jeder auf seine Weise.“ Bei Gerhard Rinsches Beiträgen ist der Skurrilitäts-Faktor etwas höher als bei seiner literarischen Kollegin. Da gibt es beispielsweise den „Küster Konrad.“ Über den schreibt Rinsche: „Kränkelnd, Kamille kauend, kam Küster Konrad in Konstanz, Karfreitag früh, kaum vom Keuchhusten kuriert, in die kalte Kirche. Keine zehn Kamele können Konrad am Kehren hindern. Kein kerngesunder Konfirmand kehrt wie Konrad.“ Unter dem Buchstaben „Y“ wirft Gerhard Rinsche einen spöttischen Blick auf Yuppies. „Yuppies lieben Yachten statt Yang und Yin, YMCA und Yoga. Y-Chromosom!“ Ihre humorige Wirkung entfalten die Gedichte am ehesten beim Aufsagen. Die 1941 geborene Heide Werner nimmt in „Brandbekämpfung“ den Schönheitswahn aufs Korn: „Brütende Hitze bringt berstende Bäder, begeisterte Bikinibräute braten im Backofen. Brust, Bauch, Beine verbrannt, böse Blasen. Beleibte Blasse belächeln, bemerken, Buttermilch bringt Besserung. Blödkühe, die! Bekannt ist: Bräunung befördert Besenreiser, die sie bedecken soll. Binsenweisheit: Selbstbräuner bewirkt Braun ohne Brand. Bitte Baby, bleib bleich.“ Am Anfang von „Angelika bis Zoe“ wird der 2010 verstorbene Theaterregisseur Christoph Schlingensief zitiert: „Ich mag Menschen mit einem Sprung in der Schüssel.“ Gerhard Rinsche und Heide Werner muss man nach der Lektüre ihres Büchleins nicht unbedingt einen Sprung in der Schüssel bescheinigen. Einen Hang zum gepflegten Unsinn dafür absolut, außerdem die Fähigkeit, mit wenigen Worten Gelächter, zumindest aber ein Schmunzeln auszulösen. Lesezeichen „Angelika bis Zoe – Tautogramme“, Gerhard Rinsche, Heide Werner, 51 Seiten, OVD Verlag Saarbrücken, 6 Euro. ISBN 978-3-943853-01-8. Lesung Gerhard Rinsche und Heide Werner stellen ihr Buch heute, Mittwoch, um 17 Uhr im Pressezentrum des Pfälzischen Merkur in der Zweibrücker Fußgängerzone vor. Der Eintritt ist frei, aber man sollte sich unter Telefon 06332/8000-12 anmelden.

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