Zweibrücken Romantische Höhepunkte

Wie fühlt sich ein Künstler, der normalerweise nur in den Großstädten der Welt auftritt, wenn er zu einem Gastspiel nach Pirmasens kommt? Offensichtlich gut. Denn der Tenor Christoph Prégardien zeigte sich am Sonntag beim Konzert auf Einladung der Mozartgesellschaft in Höchstform. Zumal das Publikum sicherlich ebenso begeistert war, wie das in den Metropolen.

Rund zwei Stunden lang machten der Sänger und sein Begleiter am Flügel Daniel Heide einen Ausflug in die Welt des romantischen Liedes. Es sollte ein sehr emotionaler Abend werden – auch dank der einfühlsamen Interpretation der Lyrik. Zum Auftakt kam die märchenhafte, geheimnisvolle Seite der Romantik zum Vorschein. Drei Balladen aus dem Werk von Carl Loewe ließen verstehen, warum man sich auch heute noch gerne über die gespenstischen Einzelheiten von „Der Nöck“, „Erlkönig“ oder „Tom der Reimer“ gruselt. Bewegt und geheimnisvoll interpretierte Prégardien diese Lieder. Und fand auch bei Robert Schumanns (1810-1856) Vertonung von „Belsazar“ und Franz Liszts (1811-1886) unvergleichlicher „Loreley“, beide von Heinrich Heine verfasst, den richtigen klanglichen Ausdruck. Dann aber wandte sich Prégardien dem Lieblingsstoff der Romantik zu, der Liebe und der Natur. In sechs Liedern aus Franz Schuberts „Schwanengesang“ hörte man sanfte, zärtliche Töne voller Gefühl. Der Titel der Liedersammlung rührt daher, dass es sich um das letzte große Werk vor dem Tod des Komponisten handelt. Sie beinhaltet Texte verschiedener Autoren. Am Sonntagabend trug der Tenor von Heinrich Heine verfasste Verse vor. Reicher Applaus für eine einzigartige Interpretation belohnte den Auftritt. Der galt nicht nur dem Sänger, sondern auch seinem Klavierbegleiter Daniel Heide. Überaus einfühlsam spielte der 1976 geborene Pianist die Noten, die nur selten die Funktion einer tragenden Melodie übernahmen, sondern Akzente und Kommentare zum Gesang darstellten. Heide vermochte dabei eine bemerkenswerte Bandbreite sowohl an Lautstärke als auch an Emotionalität zu spielen. Sanfte, leise Töne wechselten ab mit heftigen, aufwühlenden Passagen. Alleine dieses virtuose Spiel hätte den Besuch schon gelohnt. Den Höhepunkt des Abends erlebten die rund 400 Zuhörer allerdings nach der Pause. Mit Robert Schumanns „Dichterliebe“ stand ein Werk auf dem Programm, das als Höhepunkt des romantischen Liedes gilt. Die Interpretation von Christoph Prégardien gehört dabei zu den weltweit anerkanntesten, was man am Ende der 16 Verse sehr wohl verstehen konnte. Kein Wunder, dass Prégardien als Liedinterpret fast schon eine lebende Legende geworden ist. Der 1956 geborene Tenor zeigte, dass er ein bemerkenswertes Talent hat, Geschichten zu erzählen, Stimmungen einfühlsam nachzuempfinden oder die feinen Nuancen einzelner Wörter auszuloten. Man konnte wahrhaft Liebesglück und Liebesleid miterleben, die in Heines Zeilen verewigt sind. Am Ende erhob sich das Publikum zum Applaus für einen Abend in selten erlebter Qualität. Prégardien und Heide bedankten sich ebenfalls – mit zwei Zugaben, die noch mehr von der Dichtkunst Heinrich Heines offenbarten.

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