Zweibrücken „Ich will nicht als lebender Back-Katalog durch die Lande ziehen“

Pirmasens fest im Blick: Klaus Lage.
Pirmasens fest im Blick: Klaus Lage.

In guter Gesellschaft befinden sich die Besucher heute, Donnerstag, 20 Uhr, in der Pirmasenser Festhalle. Dann stellt dort Klaus Lage mit seiner Band „Gute Gesellschaft“ sein Album „Blaue Stunde“ vor – ein Programm, das Groove hat, Spaß macht und manche Überraschung bereithält. Dennoch werden die Zuhörer auf Hits wie „Faust auf Faust“ oder „1000 und eine Nacht“ nicht verzichten müssen. Über seine Musik sprach Klaus Lage mit unserem Redakteur Christian Hanelt.

Sind das die Lieder, die Sie spielen müssen, weil das Publikum sie erwartet?

Das machen wir auch gerne – so ist das nicht. Ich empfinde da keinen besonderen Zwang. Die Hits sind einfach ein Drittel des Programms. Dann mache ich ein weiteres Drittel aus dem Back-Katalog – der ist dann relativ frei verfügbar, je nachdem was in die Dramaturgie des Programms am besten passt. Und das letzte Drittel sind dann die Neuvorstellungen. Das wird also nie langweilig – auch für Leute, die das Repertoire kennen, weil ich ja auch immer wieder in unterschiedlichen Besetzungen spiele. Das heißt, Sie bringen die Lieder immer wieder in anderen Arrangements auf die Bühne? Die Hits sind natürlich immer zu erkennen. Das muss so sein, denn die Besucher wollen die ja auch mitsingen. Ansonsten sind die Lieder in Nuancen unterschiedlich, was meist der Besetzung geschuldet ist. Ich spiele auch Solo-Konzerte oder im Duo nur mit Klavier. Es klingt schon ein wenig anders, wenn man die Lieder allein auf der Gitarre begleitet. Der Besetzung geschuldet ist dann wohl auch, dass Sie noch nichts von dem kommenden Bigband-Album spielen? Ja. Das Album ist eigentlich schon fertig, wird aber erst im nächsten Jahr erscheinen. Diese Bigband-Swing-Arrangements sind natürlich in der aktuellen Quartett-Besetzung nicht möglich. Auf diesem Album wird es aber auch keine neuen Songs geben. Das ist nur Back-Katalog. Werden Sie dann mit einer Bigband auf Tournee gehen – so etwas ist doch sehr kostspielig? Ich habe früher versucht, immer alles unter einen Deckel zu kriegen, aber jetzt – und das ist vielleicht auch meinem Alter geschuldet – mache ich die Dinge nacheinander. Dieses Jahr ist „Blaue Stunde“ angesagt, und danach beschäftige ich mit dem nächsten Projekt. Natürlich blicke ich schon ein bisschen in die Ferne – und tatsächlich: Es wird schwierig mit der Bigband auf Tour zu gehen, weil das sehr aufwendig ist. Das heißt aber nicht, dass ich es nicht versuchen werde. Was steht hinter dem Titel „Blaue Stunde“ – es ist ja kein Songtitel? Der heimliche Titelsong des Albums ist „Land der Liebe“, weil der diese Stimmung repräsentiert. Diese Stimmung, wenn sich der Tag verabschiedet und umgekehrt, wenn der Morgen graut – die finde ich immer sehr spannend und intensiv. Ich kann mich an viele Gelegenheiten erinnern, wo einem viel durch den Kopf geht, wenn man entweder noch wach oder schon wach ist. Das ist eine Stimmung, die ich sehr mag, weil da alles eigentlich möglich ist und dann auch alles wieder im Nebel verschwindet. Da fand ich „Blaue Stunde“ passend. „Land der Liebe“ wäre auch ein schöner Titel gewesen, aber „Blaue Stunde“ schließt eher auch die anderen Titel mit ein. Welche Bedeutung hat für Sie eine CD? Geld verdienen kann man damit doch heute kaum noch? Das ist wohl wahr. Durch die Digitalisierung der Musik hat die CD an Bedeutung verloren. Aber eine CD zu veröffentlichen, ist einfach mein Leben, das gehört einfach dazu – da denke ich gar nicht so darüber nach. Früher hat man eine Tour gemacht, um eine CD zu promoten – heute wird das oft im Umkehrschluss gemacht. Mir macht es einfach Spaß, neue Lieder zu veröffentlichen. Ich will ja nicht als lebender Back-Katalog durch die Lande ziehen. Ich will Neues verarbeiten oder einen neuen Zugang zu alten Titeln und Texten suchen. Wenn ich die Hemmschwelle überwunden habe, „so, jetzt mach mal wieder was“, fühle ich mich sehr wohl in dieser Produktionsphase. Jetzt, auf der Tournee, bin ich in der Reproduktionsphase. Das alles gefällt mir gut, gehört einfach dazu. Es ist einfach schön, weil man mit der CD auch die Leute erreicht, die nicht im Konzert waren. Aber ich bewerte das alles nicht so hoch, weil ich nicht alle Vertriebsmöglichkeiten wahrnehme. So gibt es die CD „Blaue Stunde“ gar nicht bei Amazon oder im Media-Markt, es gibt sie nur bei den Konzerten und über den Klaus-Lage-Shop im Internet, weil ich diese ganzen Mechanismen, die da eine Rolle spielen, nicht mitmachen will. Sonst ist man Sklave der Bedingungen, die man von der Industrie gestellt bekommt. Und das möchte ich gar nicht mehr. Natürlich verkaufe ich dadurch weniger. Das ist letztlich aber marginal, weil der CD-Markt sowieso nicht mehr läuft. Ich verstehe das eher als Dienst am Kunden und an den Fans. Was ist Ihnen dann wichtiger – die Arbeit an neuen Liedern oder das Spielen auf der Bühne? Konzerte sind es letztlich, weshalb man Musiker geworden ist. CDs und Schreiben von Stücken ist ja gut, weil man irgendwas auf die Bühne bringen will und dann auch eine Reaktion haben will. Aber live zu spielen ist letztlich das, worum es geht. Was den Veröffentlichungsrhythmus angeht, scheint es, als hätten Sie zwischen 1994 und 2000 ein kreatives Loch gehabt? Ja, tatsächlich. Da hatte ich – heute würde man sagen – einen Burnout. Jedes Jahr eine Platte, jedes Jahr zwei Tourneen – da war auf einmal die Luft raus. Da musste ich eine Pause machen und mich neu orientieren. Es ist in dem Geschäft aber nicht vorteilhaft, wenn man sich so lange eine Auszeit nimmt. Ich bin dann mit etwas ganz anderem gestartet, habe Musical gespielt und habe mit Bo Heart eine Platte gemacht, reduziert auf eine Stimme und Klavier. Die Leute haben sich erst die Ohren geschüttelt und die Augen gerieben, aber dann hat es gut funktioniert. Wenn man mit irgendetwas erfolgreich ist, wollen die Leute eigentlich nichts anderes von einem – aber es ist ja mein Leben, und mir hat es gut getan. Infos & Karten —Besetzung: Klaus Lage (Gesang, Akustik-Gitarre), Bo Heart (Keyboard, Gesang), Jürgen Scholz (Gitarre, Bass, Gesang), Stephan Emig (Percussion). —Karten gibt es im Vorverkauf für 29,10 Euro bis 36,05 Euro (erhöhte Abendkassenpreise) in Pirmasens im Reisebüro Satter und im Kulturamt, Telefon 06331/842352, unter Telefon 0651/9790770, kultopolis.com, ticketregional.de, adticket.de, reservoix.de und eventim.de.

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