Zweibrücken Für schnelles Internet müssen erst Glasfaserleitungen her

Das Internet: Es wird gesurft, geguckt, gespielt, geschrieben und gechattet. Aber um die vielen Bilder, Grafiken, Animationen, Musikstücke und Videos abspielen und Fernsehen ohne Stottern ansehen zu können, muss der Zugang ordentlich Power haben. Schwächelt die Leitung, weicht das Surfvergnügen dem Surffrust. Während Zweibrücken relativ gut mit Internet versorgt ist, gibt es im Umland noch Nachholbedarf.

99 Prozent aller rheinland-pfälzischen Haushalte waren 2013 laut TÜV Rheinland mit schnellem Internet versorgt. Das heißt, sie haben mindestens eine Datenübertragungsrate von einem Megabit pro Sekunde. Über die Hälfte surfen mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde, fast drei Viertel immerhin mit 30 Megabit. Die Pfalz ist fast flächendeckend schnell im Internet unterwegs. Aber wie sieht es in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land aus? Anfang Juni beschlossen die Vertreter des Kreises Südwestpfalz, bis 2018 so gut wie alle Haushalte im Landkreis mit schnellem Internet zu versorgen. Handlungsbedarf besteht: Die Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land zum Beispiel zeigt beim Internet deutliche Unterschiede. Die Grundversorgung von zwei Megabit pro Sekunde ist (fast) überall möglich, Breitbandinternet (noch) nicht. Einige Gemeinden sind so gut versorgt wie die Stadt Zweibrücken, andere hinken teils deutlich hinterher. Laut Karl-Heinz Brügel, Büroleiter der Verbandsgemeinde, liegt „die derzeitige Versorgungslage der Verbandsgemeinde zwischen zwei und 16 Megabit pro Sekunde.“ Der Grund für die unterschiedlichen Bandbreiten liegt in der weiten Verteilung der möglichen Internetnutzer und den häufig nicht mehr ausreichenden, weil noch auf Kupferleitungen aufbauenden Kommunikationsnetzen. Für Telefon sind sie ausreichend, für hohe Datenraten nicht. Um schnelles Internet zu bieten, müssen daher meist Glasfaserleitungen gelegt werden. Diese kosten je nach Streckenverlauf, Leitungslänge und Terrain mehrere zehn- bis hunderttausend Euro. Dadurch gibt es auf dem Land Orte, deren Anschluss sich für große Internetanbieter ohne staatliche Förderung wirtschaftlich nicht rechnet. Diese Förderung hängt wiederum von Vorgaben ab. Die Bundesrepublik förderte bis Ende 2014 mit dem Programm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) den Ausbau ländlicher Regionen bis zwei Megabit pro Sekunde. Ende 2014 wurde die Förderung auch auf Druck der rheinland-pfälzischen Landesregierung auf sechs Megabit pro Sekunde erhöht. Die Verbandsgemeinde will nun das Förderverfahren für die Gemeinden Althornbach, Dellfeld (Falkenbusch), Kleinbundenbach, Kleinsteinhausen, Mauschbach und Riedelberg durchlaufen. Sechs Megabit sind zwar grundsätzlich nicht schlecht – aber heutzutage nichts Besonderes mehr. Auch die Struktur des vorhandenen Netzes kann Probleme bereiten. So ist Contwig eigentlich gut versorgt, der Ortsteil Stambach jedoch nicht. Denn Contwig gehört zum Zweibrücker Ortsnetz und ist Teil des VDSL-Bereichs. Stambach aber gehört zum Ortsnetz Dellfeld, in dem noch kein VDSL verfügbar ist. Laut Brügel soll der Ortsteil Stambach nun ins Förderprogramm des Landes aufgenommen werden. Das Land hat dafür bereits eine Zusage über die Reservierung von maximal 130 000 Euro an Fördermitteln (65 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben) erteilt. Unabhängig davon streben viele kleinere Gemeinden auf dem Land auf eigene Faust nach Anschluss an leistungsfähige Netze, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden und attraktiv zu bleiben. Solche Nischen besetzen private Anbieter wie die Firma Inexio aus dem Saarland. Inexio betreibt im Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ein eigenes Netz mit Datenautobahnen, die mit dem zentralen Internetknoten in Frankfurt verbunden sind. An dieses Netz schließt Inexio gezielt Orte an, die sich für die großen Anbieter nicht lohnen. Möglich wird dieses private Engagement, weil die Nischen so klein sind, dass nur Platz für einen Anbieter ist. Das gibt Planungssicherheit. Bis Mai 2016 soll der Zweibrücker Stadtteil Mörsbach angeschlossen werden. Inexio investiert hier laut Pressesprecher Thomas Schommer „etwa 340 000 Euro“. Die Kabel verlaufen entweder durch extra verlegte oder vorhandene Rohrleitungen. Dabei wird nach Möglichkeit ein Kabelring über mehrere Ortschaften gelegt, was Aufwand und Kosten reduziert und die Ausfallsicherheit erhöht. Wiesbach, Käshofen und Battweiler wurden so von Inexio schon mit Breitbandinternet versorgt. Teilweise werden Strecken auf dem Land auch durch Richtfunkanlagen überbrückt. Laut Schommer wird beispielsweise Oberauerbach seit Sommer 2014 „über Richtfunk aus Battweiler kommend angebunden, geht dann über Glasfaser bis an die Technikstandorte und dann wie gehabt über Kupfer bis zu den Kunden“. Sorgen um mögliche Ausfälle hat Schommer nicht. Inexio hat bei seinen Richtfunkanlagen „keine erhöhten Ausfallzeiten“. Und wenn tatsächlich mal was kaputt gehen sollte, „wird schnell repariert“.

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