Zweibrücken Durch die Pfützen Hollywoods

Es ist heute in Zeiten von 3D, Dolby-Surround und ähnlichen Technikfinessen kaum vorstellbar, dass vor noch nicht allzu langer Zeit die Einführung des Tonfilms eine Sensation in den Kinos war. Der Siegeszug dieser Technik begann 1928 und hatte große Veränderungen zur Folge. Ein Thema, das der Hollywood-Streifen „Singin’ in the Rain“ 1952 humorvoll beleuchtete. Die Kammeroper Prag hat den Leinwandstoff jetzt zu einem Bühnenmusical verarbeitet. Rund 400 Zuschauer in der Zweibrücker Festhalle erlebten am Dienstag das Ergebnis.

„Singin’ in the Rain“ erzählt eine Geschichte aus den Jugendtagen Hollywoods. Don Lockwood und Lina Lamont sind gefeierte Stummfilmstars, die bereits neun gemeinsame Produktionen gemeistert haben. Auch das nächste Projekt soll im gleichen Stil wie zuvor realisiert werden. Doch dann entscheidet man sich, das neue Medium Tonfilm einzusetzen. Leider ist die schrille Stimme von Lina ebenso ungeeignet dafür wie ihr mangelndes schauspielerisches Talent. Doch zum Glück tritt die junge Theaterschauspielerin Kathy Selden in Lockwoods Leben. Das ist der Beginn einer überaus turbulenten Entwicklung, die natürlich unweigerlich zum Happy End führen muss. Regisseur Oldrich Kríž lieferte in Zweibrücken eine amüsante und temporeiche Inszenierung, die sowohl Glanzpunkte als auch Schwächen aufwies. Die Lieder wurden komplett in englischer Originalsprache gesungen, wobei über der Bühne ein Schriftband die deutsche Übersetzung anzeigte. Die gesprochenen Dialoge hatte man ins Deutsche übersetzt. Bemerkenswert, dass das tschechische Ensemble sich wirklich um eine fehlerfreie Aussprache bemühte. Leider konnte dabei ein starker Akzent nicht vermieden werden. Letztendlich hatte man sich jedoch nach kurzer Zeit daran gewöhnt. Besser gelang die Sache bei den gesungenen Passagen. Wobei die Leistungen des kleinen Orchesters durchaus begeistern konnten. Die Sängerinnen und Sänger lieferten solide, wenn auch nicht überragende Leistungen. Ganz anders sah die Sache bei den Tanzszenen aus. Hier erlebte das verblüffte Zweibrücker Publikum echte Spitzenleistungen. Besonders von Jan Kríž in der Rolle des Don Lockwood. Seine Nummern zusammen mit Jan Révai als Cosmo Brown standen denen von Gene Kelly und Donald O’Connor im Filmklassiker von 1952 kaum nach. Temporeich und exakt, manchmal mit artistisch anmutenden Bewegungen wirbelten die beiden Tänzer über die Bühne. Selbst die berühmte Szene, als Don Lockwood durch eine Pfütze steppt, wurde in die Inszenierung eingebaut. Marie Blahynková, die in die Rolle der Kathy Seldon schlüpfte, konnte mit diesen Leistungen durchaus mithalten. In einer Mischung aus klassischen Balletteinlagen und Stepptanz ließen die Szenen mit Don Lockwood den Stil vergangener Zeiten auferstehen. Eine wirklich gelungene Arbeit von Choreografin Petra Parvonicová. Auch die Einlagen des Balletts gerieten unterhaltsam und mitreißend. Eine schöne Idee waren auch die Filmausschnitte, die man im Laufe der Handlung zeigte. Ganz im Stil der Stummfilmära hatte man diverse Szenen mit den Darstellern der Kammeroper Prag nachgestellt. Natürlich in klassischem Schwarz-Weiß und mit entsprechenden Untertiteln. Was in den 20er Jahren sicherlich als Höhepunkt der Dramatik angesehen wurde, entlockte dem Zweibrücker Publikum heute nur noch ein Schmunzeln. Am Ende spendete man viel Applaus für eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit.

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