Zweibrücken Doktorand gesucht, Arbeitskreis geplant

Zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit Zweibrückens und der Folgen wäre ein Doktorand ideal, meinten Kulturdezernent Henno Pirmann und Stadtarchivleiterin Charlotte Glück am Donnerstag übereinstimmend im Kulturausschuss. Den will man suchen, ebenso wie Leute mit Vorwissen, um einen Arbeitskreis zu gründen.

Der Fall Woelbing (wir berichteten zuletzt am 13. Januar) sei typisch für die Zeit des Übergangs zwischen dem NS-Staat und dem Aufbau einer kommunalen Demokratie, und er sei kein Einzelfall, meinte Ratsmitglied Ingrid Kaiser (FDP). Sie plädierte dafür, eine Dokumentation zu einem Thema der Nazizeit und den Folgen zu erstellen. Weil das Thema aber „so komplex“ sei, schlägt sie im Einvernehmen mit Pirmann vor, dass es ein Doktorand machen soll – mit Unterstützung der Stadt. Sie weiß aber auch: „Konkret ist noch niemand da, der es machen könnte“. Das sieht auch Charlotte Glück so: „Geschichtsdoktoranden mit Zweibrücker Bezug sind rar, denn wir haben in der Nähe keinen regionalgeschichtlichen Lehrstuhl“ Sie nannte zwei Möglichkeiten: Man könnte es wie Neustadt machen, die dem Mainzer Lehrstuhl für Geschichte 30 000 Euro gab, der nun jemanden an das Thema dransetzt. „Es ist die Frage, ob sich Zweibrücken das leisten kann“, gibt sie zu bedenken. Die andere Möglichkeit wäre es, einen Arbeitskreis zu gründen mit „Leuten, die wissen, wie man im Archiv arbeitet und die genügend Zeit haben, in Speyer im Landesarchiv und in Berlin im Bundesarchiv die Akten zu studieren.“ In Speyer liegen 50 000 Akten zur Entnazifizierung und 12 000 zur Gestapo, nur zum Teil verschlagwortet, so Glück. „Da sitzt man allein zwei Jahre im Archiv, um das Material zu sichten.“ Die Städte Frankenthal und Landau hätten die Nazizeit gut aufgearbeitet, weil sie sich – im Gegensatz zu Zweibrücken – einen hauptamtlichen Archivar leisten, so Glück. Nun will die Stadt abwarten, ob sich Interessenten melden unter E-Mail stadtarchiv@zweibruecken.de oder Telefon 06332/871382.

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