Zweibrücken Der SVN als Wundertüte

Zweibrücken (daa). Es hätte am Freitagabend schlimmer kommen können, als der SVN Zweibrücken zum Auftakt der Fußball-Oberliga den FC Hertha Wiesbach empfing. Zwar ist das 0:4 (0:3) eine deutliche Niederlage, die auch in der Höhe verdient war. Aber die schlimmsten Befürchtungen sind nicht eingetroffen. Zumindest in der zweiten Halbzeit hielt die Elf von Trainer Sorin Radu mit.

Man muss es sich immer wieder vor Augen führen: Heute vor drei Wochen erfuhr der SVN-Vorsitzende Richard Denger bei der Rundenbesprechung der Oberliga, dass der dritte Trainerkandidat, der die Nachfolge von Guido Hoffmann beim Regionalliga-Absteiger hätte antreten sollen, doch nicht kommt. Der ersten Ratlosigkeit und den spontanen Rückzugsgedanken folgte mit Sorin Radu unerwartet Trainer Nummer vier – innerhalb weniger Wochen. Der 40-jährige Deutsch-Rumäne kam, um zu bleiben. Auch nach dem vorläufigen Insolvenzverfahren, das am 17. Juli, 14 Tage vor dem ersten Saisonspiel, beantragt wurde. Das Zusammenstellen einer Mannschaft erwies sich schwieriger als erwartet, erst in den letzten Tagen vor dem Start konnte der letzte Schwung Spieler zur Komplettierung des Kaders verpflichtet werden. Und so ist der SVN derzeit eine Wundertüte. Kein Spieler ist richtig fit, taktisch konnte nur Basisarbeit geleistet werden, das Zusammenspiel kann nach der Kürze der Zeit noch nicht funktionieren. Vor dem Spiel gegen Wiesbach traten erste kleinere Wehwehchen auf, der Verein wartet zudem auf Freigaben für Spieler. So standen Radu am Freitagabend nur 14 Mann zur Verfügung. Es ist anzunehmen, dass es nicht die beste Elf war, die auf dem Platz stand. Und doch ist es erstaunlich, dass der SVN in der zweiten Hälfte ganz gut mithalten konnte. Hätte Wiesbach in der ersten Hälfte konsequenter nach vorne gespielt, in der zweiten Hälfte nicht die Zügel komplett schleifen lassen, hätte es um den SVN schlecht gestanden. So zog er sich achtbar aus der Affäre, weil er in Philipp Rommelfanger einen guten Schlussmann hatte und weil sich die Mannschaft konzentrieren konnte, als Henry Alika nach 59 Minuten die Ampelkarte gesehen hatte. „Wir wollten kompakt stehen, deshalb ärgern mich die ersten beiden Gegentore“, sagte SVN-Trainer Radu mit Blick auf die Treffer von Björn Recktenwald (20.) und Marcel Noll (24.). Da hatten die Wiesbacher zu viel Raum, konnten nach Belieben agieren und nutzten ihre Chancen. „Wir hatten zu viel Respekt vor dem Gegner“, nannte Radu einen Grund, warum die beiden Tore so einfach zu erzielen waren. „Kopf hoch, wir haben alles gegeben, was wir in der Situation geben konnten“, sagte Radu aufmunternd. „Ich habe zur Mannschaft gesagt, die ersten drei, vier Spiele sind eine Art Vorbereitung für uns“, bemerkte er mit Blick auf die Fitness-Defizite, die noch aufgearbeitet werden müssen. Radu spricht viel mit der Mannschaft, seine Art kommt an. „Er macht gute Arbeit“, sagte SVN-Kapitän Peter Müller. „In dem kleinen Chaos sehe ich Licht am Ende des Tunnels“, bemerkte er mit Blick auf die Leistungssteigerung im Vergleich zum Auftritt im Testspiel beim A-Klassisten Bellheim. Das 0:4 gegen Wiesbach wertete er als Folge einiger „ungünstiger Szenen“. Trotzdem könne das Team „mit erhobenem Kopf rausgehen“. Für Trainer Radu ist der zu gehende Weg klar: „Wir versuchen, von Woche zu Woche besser zu werden.“ Der nächste Prüfstein des SVN ist die Spielvereinigung Burgbrohl, bei der die Niederauerbacher am kommenden Sonntag antreten. Burgbrohl unterlag am Samstag mit 2:3 beim Aufsteiger SV Mehring.

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