Zweibrücken Der „Stift“ freute sich über jeden Pfennig

„Dess war e ganz doller Sunndah fa mich, dess kannsche glaawe!“ Eigentlich ging es um die „Liedertafel Ixheim“ und deren Jubiläum. Aber für RHEINPFALZ-Leser Karl Sutter, ein Ur-Auerbacher, gab es einen besonderen Grund, sich mit dem Jubiläumsgesangverein zu freuen: Der kleine Karl durfte nicht nur stolz im Festzug das Schild „Volkschor Niederauerbach“ vor den mitmarschierenden Vereinsmitgliedern hertragen, es gab dafür auch „noch ebbes“: nämlich eine ganze Mark Lohn! Das war, umgerechnet in die 1958 noch üblichen Taschengeldbeträge, „glei zweemol Sunndahsgeld“. Diese Freude wurde sogar noch getoppt: Dem zuverlässigen Schildträger wurde zusätzlich ein „Libella“ spendiert. Klar, dass er das bis heute nicht vergessen hat. Auch im Gespräch mit Wolfgang Carius ging es um Trinkgeld vor langen Jahren. Zunächst wurde noch einmal die Erinnerung an den Stadtteil Bubenhausen und das Elektrogeschäft Hoffmann („gejeniwwer Aschde un newerm Helle-Katsche“) in Erinnerung gerufen. Dabei galt der Hinweis dem engagierten Firmenchef Julius Hoffmann, da nur dessen Sohn Heinz erwähnt war. Auch auf die damals noch selbstständige Gemeinde, wie es sich in der Geburtsurkunde des früheren Schulleiters des Hofenfels-Gymnasiums nachlesen lässt, kam das Gespräch. Carius war zunächst der Stellvertreter der Schulleiterin Wilhelmine Gölz, Chefin des Mädchen-Lyzeums am Himmelsberg. Und schon kam der Zwischenruf seines Gesprächspartners: „Die had ma vor ball sechzich Johr fuchzich Penning Trinkgeld gebb, dess wees ich heid noch!“ Und sie war sehr freundlich zu dem „Stift“ gewesen, der Drucksachen in die Schule brachte. Er habe Frau Gölz als Schulleiter beerbt, sagte Carius: Aus dem Mädchen-Lyzeum wurde das Neusprachliche Gymnasium und schließlich das Hofenfels-Gymnasium, in Erinnerung an den „Außenminister“ von Herzog Karl II August. Eine Besonderheit, die fast nur noch „die alten Zweibrücker“ verstehen, wurde bei der Unterhaltung mit dem Pädagogen nicht übergangen: Von einem Krankenhausaufenthalt war dabei die Rede. Da fehlte nicht die spontane Frage des Ortskundigen: „Unne odder owwe?“ und sie wurde mit „Beim Kessler, ned beim Buhree“ beantwortet. Alles klar, der Patient war im Katholischen Krankenhaus (dem heutigen Nardini-Klinikum) gesund geworden. Oben am Himmelsberg, das war das Evangelische Krankenhaus, „domols noch gejeniwwer, newerm Dokder Lessle“. Alles verstanden. Trinkgeld für den Lehrling der Druckerei gab es auch von einheimischen Geschäftsleuten, die beliefert wurden: Da wurde genau aufgepasst, wenn bei „Kleiderberater“ Alois Goebes angeliefert und gleich kassiert wurde, dass das „stimmd so!“ nicht überhört wurde. Ein Trinkgeld ganz anderer Art – „in Naturalien“ nämlich – gab es bei Jak Schliessmeyer: heiß begehrte Freikarten für seine Zweibrücker Kinos. Zwei Dinge waren dabei für den Stift wichtig: Die Rolle mit den Freikarten musste auf dem Sims des offenen Kamins im Büro liegen – und wichtig war, dass auch der Chef selbst in der Nähe war. Kartenrolle in der linken Hand, Kartenende in der rechten – und schon konnte man gewiss sein, von dem freigiebigen Kinobesitzer mindestens „e Meder Freikaade“ zu bekommen! Obwohl. Das bare Trinkgeld war ja auch nicht zu verachten zu jener Zeit, in der man die Worte „mir misse schbare, merk dir dess“, so oft zu hören bekam …

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