Zweibrücken Damals wie heute: Angst und Verunsicherung in schwierigen Zeiten

Wäre Martin Luther mit seinen Thesen 100 Jahre früher gekommen, hätte niemand Notiz davon genommen, glaubt der Zweibrücker Dekan
Wäre Martin Luther mit seinen Thesen 100 Jahre früher gekommen, hätte niemand Notiz davon genommen, glaubt der Zweibrücker Dekan Peter Butz.

Am Samstag Podiumsdiskussion zur Zeit der Reformation in der Alexanderskirche: „Zeitenwenden 1523 - 2023“

Nicht nur heute fühlen sich die Menschen ob all der Krisen – Klimakrise, Kriege, Seuchen – verunsichert und bedroht. Vor 500 Jahren, zur Zeit der Reformation, war die Welt ähnlich in Aufruhr. Aus diesem Anlass lädt das Protestantische Dekanat Zweibrücken zusammen mit Stadtmuseum und Historischem Verein für Samstag, 4. November, um 18 Uhr in die Alexanderskirche zu einer Podiumsdiskussion ein.

„Die Reformationszeit zeigt erstaunlich viele Analogien zu unserer Gegenwart. Wie heute waren viele Menschen existenziell erschüttert, mutlos und in Angst – wobei unsere heutigen Unterstützungssysteme fehlten“, sagt Dekan Peter Butz. Vulkanausbrüche lösten eine Eiszeit und damit eine Klimakrise aus, an den Grenzen des Reiches wurden Kriege geführt, mit der Entdeckung Amerikas begann die Globalisierung, Handelsbeziehungen veränderten sich, und nicht zuletzt tobten Seuchen, allen voran die Pest, zählt Butz auf.

„Die Verunsicherung war ähnlich wie heute, damals allerdings ohne das sozialstaatliche System. 500 Jahre später schwinden alle Gewissheiten dahin, mit denen wir groß wurden“, sieht Butz Parallelen. Auch die damalige Bildungsrevolution und das Aufkommen der Medien weise Ähnlichkeiten mit heutigen Zeiten auf. Butz: „Die Menschen haben sich gefragt, wo sie Halt finden. Wer befreit sie von der Angst? Was ist die Antwort des Glaubens?“ Wäre Luther mit seinen Thesen 100 Jahre früher gekommen, hätte niemand Notiz davon genommen, ist Butz überzeugt. Nur zu dieser Zeit hätten die Reformatoren eine solche Wirkung erzielen können.

Zweibrücken gehörte laut Butz zu den ersten Gebieten, in denen die Reformation eingeführt wurde. Nicht zuletzt auch deshalb, weil im Jahre 1523 Johann Schwebel von Herzog Ludwig II. als Hofkaplan nach Zweibrücken berufen wurde. In diesem und dem folgenden Jahr wurde die Feier des Abendmahls „in beiderlei Gestalt“ – Brot und Wein – und der evangelische Wortgottesdienst in deutscher Sprache eingeführt. „Damit begann vor 500 Jahren der Weg des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zur Reformation, der mit der maßgeblich von Johann Schwebel verfassten Kirchenordnung Herzog Wolfgangs zum Ziel kam“, fasst Butz zusammen.

Die Podiumsdiskussion führen Butz zufolge Charlotte Glück, Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums und Stadtarchivs; Christian Witt, Kirchenhistoriker Universität Tübingen; Antje Schönwald, Kulturwissenschaftlerin Evangelische Akademie im Saarland sowie Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin Evangelische Kirche der Pfalz. Moderiert wird die Veranstaltung von dem Theologen Martin Schuck; Dekan Peter Butz führt in seiner Begrüßung in das Thema ein. Der Dekan verspricht „kurze Impulse von je fünf Minuten für jedes Ressort“. Nach der Diskussion auf dem Podium darf sich das Publikum an der Aussprache beteiligen.

INFO

Podiumsdiskussion am Samstag, 4. November, um 18 Uhr in der Alexanderskirche „Zeitenwenden 1523 - 2023 – 500 Jahre Reformation in Pfalz-Zweibrücken“. Anschließend Umtrunk mit Möglichkeit zum weiteren Austausch.

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