Zweibrücken Aus dem Land der nicht ganz Dichten

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In der Woche vom 5. bis zum 11. September kämpfen wieder 13 Künstler um die St. Ingberter Pfanne. Der Wettbewerb für Kleinkunst und Kabarett feiert dieses Jahr sein 30. Jubiläum.

Am Freitag, 1. September, gibt es keinen Wettbewerbsbeitrag, sondern nur eine einzige Vorstellung: Ehrengast Rüdiger Hoffmann tritt auf. Der erste Gewinner der St. Ingberter Pfanne kommt nun zum Jubiläum zurück – und sinniert über Aprikosenmarmelade und die Notwendigkeit von Humor. Danach findet an vier Tagen der eigentliche Wettbewerb statt. Drei Künstler kommen an jedem Abend nacheinander auf die Bühne und präsentieren ein 45-Minuten-Programm. Das Fernsehen des Saarländischen Rundfunks wird alle vier Wettbewerbsabende mitschneiden. Als Moderator engagierten die Veranstalter der Pfanne erneut Philipp Scharri, der ursprünglich als Poetry-Slammer bekannt wurde und 2010 selbst Gewinner des Wettbewerbs war. Am Samstag, 5. September, übernimmt Jochen Falck mit seinem Programm „Betreutes Lachen“ den Auftakt zum Wettbewerb. Er verbindet Artistik, Musik und Comedy zu einer einzigartigen Mischung. Der Meister im Um-die-Ecke-Denken bastelt mit Liebe und Holzleim krude Gegenstände, mit denen er dann alberne Kunststückchen aufführt. Nach ihm betritt Matthias Ningel die Bühnen. Er betrachtet sich keineswegs als Alpha-, sondern eher als „Omegamännchen“, bedingt durch die eigene höfliche Zurückhaltung und sympathische Unbeholfenheit. In seinem Programm bricht er eine Lanze für das Unvermögen: Missglückte Liebesliedkompositionen treffen auf selbstdiagnostizierte Begeisterungsarmut. Den Abschluss des ersten Wettbewerbsabends macht Katie Freudenschuss, die mit ihrem ersten Programm „Bis Hollywood is eh zu weit“ nach St. Ingbert kommt. Die Sängerin, Musikerin und Sachensagerin aus Hamburg greift alltägliche Begebenheiten aus ihrer Umwelt auf und analysiert sie messerscharf und ironisch. Sonntags macht Moritz Neumeier den Anfang. „Kein scheiß Regenbogen“ heißt sein Bühnenprogramm. Es orientiert sich an der englischsprachigen Stand-Up-Kultur. Grundbausteine sind die Wut und die Ratlosigkeit, die jeden befallen muss, der unsere moderne Welt mit Verstand betrachtet. Verpackt in kleine Alltagsgeschichten und manchmal verwirrende Monologe schlägt Neumeiers schwarzer Humor zu. Zweite Künstlerin am Sonntag ist Senay Duzcu. In ihrem Programm „Ich bleib’ dann mal hier“ greift die türkische Komikerin kulturelle Unterschiede humoristisch auf. Der Zuschauer erfährt etwa, warum ihr Papa „Schwein“ zu einem Storch sagt, und warum er seine Frau als „Das ist meine Lebensgefahr“ vorstellt. Das Duo Stenzel & Kivits beendet den zweiten Wettbewerbsabend mit seinem „Impossible Concert“. Jazz, Pop und Folklore werden mit außergewöhnlichen Instrumenten interpretiert. Am Dienstag, 8. September, beginnt Ludger K. den Abend mit seinem Programm „Hilfe, ich werd’ konservativ“. Ein gereifter Berufsjugendlicher outet sich als konservativ und meint das todernst. Oder nicht? Seine Erkenntnis: Das Land der Dichter ist zu einem Land der nicht ganz Dichten geworden. Eine gallige Analyse der Bunten Republik Deutschland auf sprachlich und inhaltlich hohem Niveau, sehr provokativ, sehr anders. Danach betritt Friedeman Weise die Bühne. Sein erstes Soloprogramm nennt sich „Der große Kleinkunstschwindel“. Müsste man das Programm ohne Verben beschreiben, dann am besten so: Anarchohumor mit funny Bones zu drei Akkorden. Die Kabarettisten Ulan & Bator treten mit „Irreparabeln“ auf. In ihrem neuen Programm zelebrieren Sebastian Rüger und Frank Smilgies erneut ihren eigenen Stil zwischen Theater, Comedy und hoher Kunst – und bringen damit die Freunde des abseitigen Humors zum Strahlen. Die gewohnten Strickmützen sind übrigens auch bei den aktuellen Bühnenauftritten des Duos dabei. Den letzten Wettbewerbsabend am Mittwoch beginnt Poetry-Slammer Jan Philipp Zymny mit seinem „Bärenkatapult“. In seinem ersten Solo-Programm vereint er seine besten Poetry-Slam-Texte mit Musik, Improvisationen und Live-Hörspiel. Sein größter Erfolg ist es nach eigenen Angaben allerdings, die Einladung zum RTL Comedy Grand Prix abgelehnt zu haben. Wenigen ist überdies bekannt, dass er Türen als seine ältesten und ärgsten Feinde ansieht. Danach kommt der Kabarettist Veri mit „Typisch Verien“. Er wundert sich während der Urlaubszeit über ausgesetzte Katzen, karierte Hosen und im Sand eingegrabene Kinder. Als letzter Künstler tritt Desimo – alias Detlef Simon – auf die Bühne der St. Ingberter Pfanne. In „Übersinnlose Fähigkeiten“ klettert er über geistige Absperrbänder. Der Zauberkünstler entführt in die Welt seiner Lieblings-Unerklärlichkeiten. An allen Wettbewerbstagen sind die Künstler ab 23 Uhr im Festivalclub Ratskeller unter der Stadthalle und dürfen angesprochen werden. Am Freitag, 11. September, werden zwei Jury- und ein Publikumspreis verliehen, der von der Sparda-Bank Südwest gestiftet wird. Neu ist ein Sonderpreis des saarländischen Kulturministeriums. Alle Preise sind mit 4000 Euro dotiert. (mefr) Karten — Hoffmann: 20-30 Euro, ermäßigt 15-25 Euro, Einzelkarte pro Wettbewerbstag: 12-16 Euro, ermäßigt 11-14 Euro, Abo (Hoffmann, Wettbewerb, Abschlussparty): 50-80 Euro, ohne Hoffmann: 35-55 Euro. – Vorverkauf: Zweibrücken: Buchhandlung Bäuerle & Vogt, Fußgängerzone, Telefon 06332/907901, Musikladen Philippi, Lammstraße, Telefon 06332/17176. – Pirmasens: Reisebüro Satter, Telefon 06331/24270, Werbetechnik Unicorn & Chick. Telefon 06331/259208, Pirmasenser Zeitung 06331/80050. (mefr)

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