Zweibrücken An Kultur hat’s hier nie gemangelt

„Hasche dei guuder Konfirmandeanzuch angehadd odder warsche garned dord geween?“, fragte Lehrmeister Hans Nicklas den „Stift“. Er war „dort“ und beeindruckt: Hatte es doch in der Festhalle eine öffentliche Gedenkfeier für Friedrich Schiller gegeben! Anlass bot die 150. Wiederkehr des Todestages des großen Schriftstellers, den man, im Gegensatz zu seinem Kollegen Goethe, nicht gleich in Zusammenhang mit Zweibrücken brachte. Dass der Geheimrat aus Weimar Zweibrücken als eine besondere Residenzstadt gelobt hat, davon hatte man schon in der Pestalozzischule bei Lehrer Emil Schöneberger gehört. Aber Schiller und Zweibrücken? Dennoch wurde im Mai 1965 in den Großen Saal der Festhalle zur Feier eingeladen, und der damalige Oberbürgermeister Ignaz Roth, von dem Vater immer mit größter Anerkennung sagte, „dess is e Schreinermeeschder“, hielt die Begrüßungsansprache. Hier lernte man als junger Mensch den Chorleiter Otto Andreas Köhler, in der Stadt nur „de O. A. Köhler“, kennen, dem man später noch oft bei Konzerten und musikalischen Veranstaltungen begegnen sollte. Ob im damaligen Quartett, das bei der Gedenkfeier für die musikalische Darbietungen im Einsatz war, auch die allen vertraute Leni Cartharius aus dem Uhrenfachgeschäft in der Hauptstraße dabei war, ist längst vergessen. Aber die Musikerin hat man in späteren Jahren bei Konzerten mit dem einheimischen Kammerorchester noch oft angetroffen. Das galt auch für Friedrich Schönborn, der bei dem Schiller-Gedenken die Rezitationen übernommen hatte: Mit ihm hatte man dann Kontakt, als er die einheimische Volkshochschule leitete, die damals noch in der früheren Pestalozzischule an der Bleicherstraße war. Wer jetzt feststellt, „es is bei uns schunn immer wass gebodd wor an Kuldur“, darf das ruhig weitersagen. Natürlich waren die Räume des früheren Rathauses 3, der Villa Froehlich, dem heutigen Johann-Hinrich-Wichern-Haus, für Kunstausstellungen nicht geeignet, aber wer hier vor einem halben Jahrhundert eine Präsentation expressionistischer Meisterdrucke anschauen konnte, war für alle Zeit Kunstfreund. Auch das Foyer der Berufsschule war keineswegs die ideale Ausstellungshalle für die großartigen Zeichnungen, die Max Slevogt zu Mozartopern geschaffen hatte. Doch nicht allein der musikalischen Rosinen, die es beim Deutschen Mozartfest in Zweibrücken zu hören gab, war das Fest ein Erlebnis – auch wegen Slevogt. Dass die Galerie Monika Beck, die vor einem halben Jahrhundert am Otterstein „in Auerbach“ startete, dann im Rosengarten eine vieldiskutierte Objektausstellung mit namhaften Künstlern arrangierte – auch das ist stets im Gedächtnis geblieben. Dazu gehört aber auch die abendliche Mithilfe beim Abtransport einer großen Holzarbeit von O. H. Hajek: „E Laschdaudo vum Pörringer un Schindler nemmds mid, mir brauche e paar Mann zum Ufflade“, hatte Bernhard Beck die Kunstliebhaber aufgefordert. Aber man war zuvor ja stolz, was es alles „in unserm Rosegaade“ zu sehen gab. Das galt dann aber auch für eine Plastikausstellung pfälzischer und saarländischer Künstler an gleicher Stelle, bei der der damalige Kulturbeigeordnete Werner von Blon gleich darauf verwies, dass wohl nicht alle gezeigten Arbeiten Zuspruch finden würden. Die Hauptsache aber war doch: Es wurde in der Stadt stets „ebbes gebodd“.

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