Zweibrücken Überflieger: „Schon zehn Jahre nicht gebraucht“

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Mit 25 zu elf Stimmen hat sich der Stadtrat am Mittwochabend für den Bau des Überfliegers am Bubenhauser Kreisel ausgesprochen (wir berichteten gestern). Die Befürworter von SPD und CDU sehen in dem vom Bund bezahlten Bau eine dringend notwendige Maßnahme zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Für die Gegner ist das schlicht Geldverschwendung. Auch ein Appell von Wolfgang Ohler (SPD) an die Bescheidenheit konnte die Mehrheit nicht umstimmen.

Der Verkehrsexperte Markus Werhan vom Koblenzer Ingenieurbüro Vertec erklärte dem Rat nochmals, warum er den Überflieger für notwendig hält. Eine Verkehrszählung im Jahre 2014 habe ergeben, dass in der Spitzenzeit rund 2500 Fahrzeuge in den Bubenhauser Kreisel fahren. Die meisten kämen aus Richtung Stadtmitte über die Daimlerbrücke (rund 680) und aus der Gottlieb-Daimler-Straße (knapp 540). Die letztgenannten Fahrzeuge müssen an der Kreiseleinfahrt warten, da der Verkehr von der Daimlerbrücke Vorfahrt hat. Die Folge: In Spitzenzeiten komme es in der Gottlieb-Daimler-Straße zum Rückstau. Da könne der Überflieger helfen. Wer von der Daimlerbrücke aus auf die Autobahn Richtung Saarland will – Werhan zufolge 260 Fahrzeuge in der verkehrsreichsten Stunde –, müsse nicht in den Kreisel. Somit könne der Verkehr aus der Gottlieb-Daimler-Straße schneller abfließen. Am Computer habe man errechnet, dass der Kreisel überlastet ist und keine Reserven hat. Auf Nachfrage von Kurt Dettweiler (FWG) räumte Werhan aber ein, dass der Verkehr von 2003 bis 2014 am Kreisel nicht so stark zugenommen habe, wie man anno 2003 vorhergesagt hatte. Fazit: An der Situation hat sich seither nichts geändert. „Das heißt, wir haben den Überflieger zehn Jahre nicht gebraucht und brauchen ihn auch jetzt nicht“, kommentierte Achim Ruf von den Grünen. Wolfgang Ohler kritisierte, dass nur die Stunde mit der höchsten Belastung als Maß genommen wird. Doch dies, hielt Werhan dagegen, sei so üblich: Man müsse ja auch ein Hausdach so bauen, dass es der maximalen Schneelast standhalte. „Das Bild ist schief“, ließ Ohler dies nicht gelten: „Ein Kreisel muss nicht in jeder Sekunde maximale Last aushalten. Das kann man erdulden und ertragen. Der Verzicht auf den Überflieger wäre ein deutliches Signal für Bescheidenheit und Sparwillen.“ Dass nur von der stärksten Belastung ausgegangen wird, störte auch andere Ratsmitglieder. So kam die Frage auf, was denn die großen Städte machen, die „richtige“ Verkehrsprobleme haben. „Baut denn Frankfurt dreistöckige Kreisel?“, wurde spöttisch gefragt. Mit Blick aufs Sparen hatte Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) zuvor eingeworfen, dass der Bund die Baukosten von 1,4 Millionen Euro gar nicht bemerke. „Es geht nicht darum, dass die Bundesrepublik reich wird, wenn wir eine Million sparen“, meinte der OB. Nicht immer sei so etwas betriebswirtschaftlich, sondern vielmehr volkswirtschaftlich zu sehen. Ein gesicherter Verkehrsfluss sei für die Wirtschaft der Stadt absolut notwendig. Berni Düker (SPD) pflichtete bei: Durch die John-Deere-Brücke in der Wilkstraße sei mehr Verkehr zu erwarten. Außerdem wollten Möbel Martin und Globus expandieren. „Es geht um die Gewerbe-Entwicklung. Es ist an der Zeit, den Überflieger zu bauen“, befand Düker. „Der Wille zum Sparen eint uns alle. In diesem Fall stimme ich für die Fraktion jedoch zu“, erklärte CDU-Fraktionssprecher Christoph Gensch. Manfred Weber (AfD) störte sich an Pirmanns Aussage, dem Bund mache die Million doch nichts aus: „Wenn in 100 Städten jeweils zehnmal so gedacht wird, sind wir schon bei einer Milliarde“, konterte Weber. Am Ende waren CDU, große Teile der SPD und Linke-Fraktionschef Matthias Nunold für den Bau. Die restlichen Mitglieder der Linken und SPD sowie Grüne, FWG, FDP und AfD waren dagegen oder enthielten sich. Gerhard Burkei (Linke), der entschieden gegen das Bauwerk votierte, teilte mit, dass er 796 Unterschriften gegen den Bau gesammelt habe. (mco)

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