Zweibrücken Synagogen, die es nicht mehr gibt

Die zerstörte Zweibrücker Synagoge, gemalt von Alexander Dettmar.
Die zerstörte Zweibrücker Synagoge, gemalt von Alexander Dettmar.

Die Zweibrücker Synagoge, 1877 bis 1879 erbaut nach Plänen des Architekten Max von Siebert und des Bezirksbaumeisters Karl Rau, wurde vor 80 Jahren niedergebrannt. Was blieb, waren Fotos und Bauzeichnungen. Danach schuf der 64-jährige Berliner Maler Alexander Dettmar ein Ölgemälde. Es ist das zentrale Werk in der Ausstellung „Bilder der Erinnerung – Zerstörte deutsche Synagogen“ im Zweibrücker Stadtmuseum, die am Freitag eröffnet wird.

Wem der Ausstellungstitel bekannt vorkommt: Im Januar 2014 zeigte Alexander Dettmar seine gemalten Synagogen bereits im Homburger Saalbau – die Zweibrücker Synagoge war natürlich nicht dabei, sie entstand erst für die Zweibrücker Ausstellung. Das macht Dettmar immer so: Wenn ein Museum eine Auswahl seiner Synagogen-Gemälde zeigt, kommt eine aus der Ausstellungsstadt dazu. Detttmar hat es sich seit 1994 zur Aufgabe gemacht, diese verlorenen Kulturhäuser vor der völligen Vergessenheit zu bewahren, indem er sie auf seinen Ölgemälden festhält. Dettmar ist kein Jude, aber er malt Synagogen mit einer Schlichtheit und Wärme, dass sich die Betrachter in die Stimmung jener Zeit versetzen können, als es sie noch gab. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden mehr als 2500 Synagogen und jüdische Gemeindehäuser in Brand gesteckt und zerstört. So sieht Charlotte Glück, die Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums, die etwa 60 Ölgemälde der Ausstellung als Geschichtsstunde. An die Zweibrücker Synagoge erinnert seit 2002 eine Gedenktafel des „Zweibrücker Stadtspaziergangs“ an ihrem Standort Ecke Ritterstraße/Wallstraße. Darauf steht, dass damals sogar die Feuerwehr vor Ort war, aber nicht löschte. Die Zweibrücker Synagoge sieht auf Dettmars 70 mal 70 Zentimeter großem Ölgemälde aus, als stamme sie aus einem Holzbaukasten mit klar übereinander gebauten Quadern und zwei rundlichen Turmaufsätzen. Die länglichen Fenster sind schwarz, von der Rosette über der Tür ist nur ein schwarzes, rundes Loch geblieben. Die Wände sind beige, leicht verwaschen. Eingequetscht von anderen Häusern steht die Synagoge da. Was heißt: voll integriert. Dettmars Stil schwankt zwischen naiv und romantisch, er malt fast nur in Erdfarben. Das erinnert an alte Schwarzweiß-Fotos mit Sepiatönung. In der Pfalz kennt man Dettmars Gemälde gut. 2004 malte der Barlach-Preisträger im Auftrag der Evangelischen Kirche der Pfalz 56 Kirchen – der Stil war ähnlich, die Wirkung auch. „Steinerne Zeugen“ hießen die Ausstellung und das Buch, das daraus entstand. Dettmar malt sie alle nur von außen, im städtischen Zusammenhang. Dabei betont er architektonische Grundformen. Wie den markanten Rundbau der alten Mainzer Hauptsynagoge. Wie eine übergroße weiße Keksdose mit schwarzen Längsrillen und schwarzem, rundlichen Deckel sieht sie aus – während die beige-braune Saarbrücker Synagoge mit Turm und pilzartigen Turmaufsatz, der hinter einem verwinkelten, etwas windschiefen Haus aufragt, eher wie ein Sakralbau aus Georgien wirkt. Über 150 verschwundene deutsche Synagogen hat Alexander Dettmar inzwischen gemalt, von seinen Ausstellungen gibt es bereits mehrere Katalogbücher. Ausstellung —Alexander Dettmar: „Bilder der Erinnerung – Zerstörte deutsche Synagogen“, Malerei, Zweibrücken, Stadtmuseum, Herzogstraße 9 (Petrihaus), 24. Februar bis 2. April, Öffnungszeiten: Dienstag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Eintritt: fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren haben freien Eintritt. —Eröffnung: Freitag, 23. Februar, 19 Uhr. Es sprechen der rheinland-pfälzische Kultusminister Konrad Wolf, Kulturdezernent Henno Pirmann, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann (Beauftragter der Evangelischen Kirchen im Saarland, der am Zustandekommen der Ausstellung beteiligt war) und Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück. Es spielt ein Ensemble der städtischen Herzog-Christian-Musikschule. Die Eröffnung ist öffentlich.

x