Zweibrücken Ende eines Wald-Idylls

Anfang Juli feierten die Mieter zum letzten Mal ihre Kerwe auf dem Reisler Hof. Ende September müssen sie den Hof verlassen.
Anfang Juli feierten die Mieter zum letzten Mal ihre Kerwe auf dem Reisler Hof. Ende September müssen sie den Hof verlassen.

46 Jahre war der abgelegene Reisler Hof an der Landesstraße 478 bei Ludwigswinkel ihr zweites Zuhause. Eine Gruppe von Familien aus dem Speyerer und Ludwigshafener Raum hat das Gebäude im Wald bei Ludwigswinkel gemeinsam als Freizeit- und Wochenendhaus gemietet. Nun verkauft der Forst das Haus, die Mieter haben das Nachsehen. Ende September müssen sie den Hof verlassen.

Eine große Gruppe hatte sich Anfang Juli auf dem Reisler Hof versammelt, um ein letztes Mal eine Hof-Kerwe mit Gottesdienst zu feiern. „Für uns ist das hier das Paradies“, sagt Klaus Müller aus Speyer. Wie Ralf Neuheisel, Leiter des Forstamts Wasgau, auf Nachfrage berichtet, ist der Reisler Hof noch nicht verkauft. Derzeit erstelle der Landesbetrieb Bauen ein Wertgutachten. „Wir sind noch mitten im Vorgeplänkel“, sagt Neuheisel. Die Gemeinde Ludwigswinkel habe ein Vorkaufsrecht, ob sie dieses nutzen wird, hängt laut Neuheisel auch vom Ergebnis des Gutachtens ab. „Wir streben an, den Hof zu verkaufen“, sagt der Forstamtsleiter. Dazu habe man zunächst den Mietern gekündigt, mit einer „entgegenkommenden Kündigungsfrist von fast einem halben Jahr. Wir wollten den Mietern ermöglichen, noch ihre Kerwe auf dem Hof zu feiern“, sagt Neuheisel. Der Forst brauche das Haus nicht mehr, außerdem gebe es erheblichen Sanierungsbedarf, sagt der Amtsleiter zu den Gründen für den geplanten Verkauf. Sechs Familien hatten den alten Hof, der unter Denkmalschutz steht, vor fast einem halben Jahrhundert entdeckt und gemietet. Inzwischen sind es Mitglieder von 18 Familien, die ihre Freizeit dort verbringen. „Im Laufe der Jahre wurde unser Bekanntenkreis größer, und wir haben weitere Leute mit hierher genommen“, erzählt Klaus Müller. Für 30 Personen gebe es Schlafstätten im Haus. „In diesem Jahr haben unsere Enkel hier Geburtstag gefeiert“, sagt Müller. Feste und Gottesdienste wurden jahrzehntelang auf dem Gelände veranstaltet. „Es ist abgelegen, und man kann viel mit den Kindern unternehmen. Wir waren Pilze sammeln und angeln und haben zusammen Forellen geräuchert oder Pfälzer Spießbraten gemacht“, berichtet Müller von glücklichen Tagen. Spielzeug für die Kinder hätten die Erwachsenen oft selbst gebastelt. An einer Feuerstelle gab es Stockbrot. „Jeder macht was. Einer kocht Kaffee, einer holt Brötchen, der Dritte macht Feuer.“ „In der Ferienzeit war das Haus immer belegt.“ Auch Weihnachten und Neujahr haben die Mitglieder der Gruppe oft in der Südwestpfalz gefeiert. Den größten Teil des Winters jedoch stand das Haus Müller zufolge leer. „Das hat einen einfachen Grund: Wir haben keine Heizung, nur die Holzöfen.“ Wenn es warm sein soll, muss Holz gehackt und Feuer gemacht werden. Zum Forst habe man all die Jahre gute Kontakte gehabt. Die Förster seien froh gewesen, dass sich jemand um das Gebäude kümmert und „standen uns wohlwollend gegenüber“, meint Müller. Vor drei oder vier Jahren habe man erfahren, dass der Forst das Haus verkaufen will. War ursprünglich das Forstamt Schönau zuständig, gehöre das Haus inzwischen zum zusammengelegten Forstamt Wasgau. Doch nach dieser Ankündigung habe man lange nichts mehr gehört, erzählt Müller, der diesen Umstand auf personelle Wechsel im Forstamt zurückführt. Das Amt habe wohl anderes zu tun gehabt, als sich um den Verkauf des Gebäudes zu kümmern. Ende Mai dieses Jahres kam dann überraschend die Kündigung, berichtet Müller. Bis 30. September müssen die Familien das Haus verlassen. Die Familien wollten das Haus zwar weiter mieten, es selbst zu kaufen, sei aber keine Option.

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