Speyer Wochenchronik:

Er ist zu riechen, zu fühlen und zu sehen. Nur so wirklich kommen will er bisher noch nicht – und leider – schon gar nicht so richtig bleiben. Der Frühling. Vor dem Altpörtel und entlang der Hauptstraße sind vor den Cafés Tische und Stühle schon erwartungsvoll aufgebaut. Doch die Bedienungen frösteln noch beim Eindecken. Aber alles wartet. Nach den langen grauen Tagen dieses „Winters“ sind Sonne und laue Temperatuten heiß ersehnt. Die Speyerer sind durch und durch auf milde Zeiten eingestellt. Doch im Auto erscheint im Display noch viel zu oft und immer wieder neu gehasst: Glättegefahr! Es ist noch nicht soweit. Obwohl die Meteorologen das Gegenteil behaupten. Durchhalten. Die Lust auf Neues, etwas tun, etwas anpacken und es erreichen hat – den kalten Nächten und grauen Tage zum Trotz - viele Bereiche des Lebens erfasst. Aktiv werden ist angesagt. Am nächsten Wochenende werden zum Beispiel Hunderte die Natur putzen, Vereine wie die Anglerfreunde gehen ganz neue Wege bei ihrer Arbeit mit einem Benefizkonzert am Ufer „ihres“ Sees, der Oberbürgermeister redet mit den S-Bahn-Halt-Gegnern und räumt Fehler ein und die Aktion „Stadt ohne Rassismus“ hat richtig Fahrt aufgenommen, die Sportvereine erscheinen dabei neu motiviert. Da geht wieder was in der Stadt. Wobei Friedel Hinderberger vom AV 03 schon seine Grenzen erkennen musste. „Bei uns können schon Sechsjährige Gewichte stemmen, die machen das mit Besenstielen“, verkündete er stolz beim Integrationstreffen der Sportvereine. Herbert Kotter, Kollege vom TSV Speyer, kontert. „Bei uns gibt es Mutter-Kind-Turnen.“ Und schon war es auch vorbei mit der AV03-Herrlichkeit. „Da sind wir raus“, musste der Friedel einräumen. Frühlings Frust. Nicht alle sind schon hellwach, aktiv und haben die Zeichen der Zeit schon erkannt. Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche und die Zuständigen für die Rubrik „Termine und Tipps“ im Evangelischen Kirchenboten zum Beispiel. In seiner jüngsten Ausgabe vom 1. März verkündet das Blatt für 3. März den Termin für das Tagesseminar „So nicht! Männer beziehen Position zur aktuellen Politik“. Veranstaltungsort: Bistumshaus St. Ludwig. Wo bitte? Selbst der als Seminarleiter ausgewiesene Männerreferent der Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, Gerd Humbert, ein Speyerer, wundert sich bei der Nachfrage. „Was steht da? Doch, er wisse schon, dass das Bistumshaus geschlossen sei. Das Seminar sei von ihm längst abgesagt. Weil der Referent nicht feststand. Es solle erst im Herbst stattfinden. Ort unbekannt, Referent nach wie vor ebenso. Nach Anzahl der Anmeldungen haben wir gar nicht erst gefragt. Humbert klingt müde am Hörer. Noch oder schon wieder, blieb offen. Aufgebrochen in seine Vergangenheit und den Frühling seiner Karriere war am Montag Jonas Doerr. Aus dem Speyerer Schüler am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium ist ein Nachfolger des Namensgebers geworden. Doerr ist inzwischen promoviert und forscht über Stammzellen-Einsatz unter anderem für Chancen auf Heilung oder Vermeidung von Alzheimer. Darüber referierte er – vor vollem Haus – in der Aula seiner alten „Penne“ und eröffnete damit eine neue Vortragsreihe der „Ehemaligen“. Die Gastgeber schickten den Wissenschaftler am Ende dann vollends zurück in seine Vergangenheit. Lehrer Johannes Seither überreichte Doerr bei diesem Treffen im Frühling zum Dank für den Vortrag dessen Lieblings-„Pausenbrot“ zu Schulzeiten. Es wird immer noch am Schulkiosk verkauft wie schon 1993, als der Forscher dort eincheckte: „Ein Stück labbrige Pizza und eine Dampfnudel in Alufolie“. Ob er die Dampfnudel denn tatsächlich noch essen wolle, wurde Doerr gefragt. „Ja klar, bevor sie schlecht wird …“, antwortete er. „Gesunde“ Ernährung, kluger Geist. „Die Luft riecht ganz anders. Sie riecht endlich nach Frühling“, sagte in dieser Woche an einem sonnigen Morgen der Kollege beim Eintreffen in der Redaktion. Es stimmt. Wer tief Luft holt am offenen Fenster und dabei in die doch schon wärmende Sonne blinzelt, kann es nicht mehr abstreiten: Die Luft riecht frisch, vital, belebend. Und auch die ersten neuen Vogelstimmen klingen durch diese Luft. Hell, laut, klar und eifrig zwitschert es da. Selbst die Hammerschläge von der Baustelle nebenan tönen nicht mehr so nach schwerer Arbeit, sondern viel mehr nach guter Laune, Kraft und Tatendrang. Und neuerdings ist hin und wieder ein „Danke“ zu hören. Etwas mechanisch, aber deutlich. Es sind die sprechenden Mülleimer am Rheinufer. Drei Jahre lang ruhte das Thema Müllleimergestaltung sanft bei der Verwaltung, dann hat es die Nachfrage der RHEINPFALZ neu belebt. Es ist jetzt wieder einmal Chefsache im Rathaus. Seitdem melden sich sprechende Mülleimer erfreut von ihren Standorten aus und verlangen nach ähnlich innovativ gestalteten Kollegen in der Innenstadt. Frühlingsluft macht mobil. Überraschende Begegnung auf dem Bauhaus-Parkplatz am Mittwoch gegen 15 Uhr: Ein Dingo und ein Lastwagen der Bundeswehr fahren im Konvoi aus Richtung Cura-Center an der Frikadellen-Braterei vorbei in Richtung Eingang des Heimwerker-Paradieses. Was ist los? Muss die Bundeswehr Ersatzteile schon im Baumarkt kaufen? Brauchen die Spezialpioniere neue Besen zum Auskehren der Kaserne oder haben die Soldaten einen neuen Einsatz-Auftrag Parkplatzüberwachung ziviler Objekte im Inland? Alles völlig falsch, klärt der Presseoffizier auf. „Die Kameraden hatten die letzte Ausbildung Auslandseinsatz auf dem Landplatz zwischen Dudenhofen und Speyer. Natürlich war der Dingo draußen.“ Und auf dem Rückweg hinter den Kasernenzaun hat er sich bestimmt gefreut über ein bisschen Auslauf auf dem großen Parkplatz zwischen den kleinen Autos. In der Frühlingssonne hat er sogar ein bisschen geglänzt. Leute, Speyerer und Freunde der Stadt. Jetzt gilt’s. Noch bis kommenden Dienstag habt ihr alle es in der Hand beziehungsweise im Finger an der Computermaus. Im Städte-Ranking um den Titel „Liebenswerteste Stadt Deutschlands“ bei Hotel.de liegt Speyer – seltsam, seltsam – noch nicht ganz vorne. Einige Klicks fehlen. Also auf, Leute. Wir alle wissen doch, wie liebenswert die schnucklige Domstadt ist. Wir stehen drauf. Wir holen den Titel. Nicht, dass wir ihn unbedingt brauchen zu unserem Glück. Denn wir sind schon da. Aber der Titel würde uns das Frühlings Erwachen versüßen. Die verdiente Krone aufsetzen. Deshalb: votet, klickt, was die Tastatur hergibt. Sagt es euren Freunden und Bekannten, die alle nur einen Klick entfernt von Speyer in bestimmt ganz annehmbaren Städten wohnen. Jeder Klick für Speyer zählt: www.hotel.de/abstimmen/ Also abstimmen bitte. Jetzt.

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