Speyer Wochenchronik :

Die große Koalition funktioniert bereits blendend. Das zeigten die Besuche der Fraktionschefs von CDU und SPD in der Redaktion. Sie beurteilen politische Fragen tatsächlich identisch – klingt wie abgesprochen. Konkret: Da verrät der ehemalige/wieder/immer noch-König und Macher von Speyer-Nord und Ehrenchef der Genossen im Stadtteil, Friedel Hinderberger, am Rande einer SPD-Mitgliederversammlung, wo die neue Feuerwache hinkommt – ins Wäldchen. Keiner aus der Koalition widerspricht, also stimmt es wohl. Das bestätigen Jung und Feiniler zwar nicht, aber sie gehen politisch clever damit um. „Eine Meinungsäußerung“, urteilt der CDU-Mann. „Unter anderem auch ein denkbarer Standort“, sagt Feiniler. Alles schon sehr diplomatisch. Aber eine Entscheidung muss dennoch bald her. Die Feuerwehr leidet, der Stadtteil Nord wartet auf Anbindung und die Wehrleute setzen auf die Koalition und den Rat. Die Diskussion läuft: Anlegesteg für Kreuzfahrtschiffe oder für Lastkähne, beides oder überhaupt nix. Wichtig wären alle beide für die boomende Tourismus- und Gewerbestadt. Über die Versuche, Touristen und der Wirtschaft den trockenen Weg vom Schiff an Land und umgekehrt zu ebnen, darf aber eine dritte Gruppe nicht vergessen werden, die immer öfter in Speyer anlandet: die Rheinschwimmer. Der Schweizer Ernst Bromeis war gerade da, der Speyerer Andreas Fath kommt am Montag. Während ersterer unbemerkt am Dom vorbei rheinabwärts trieb, wird Fath schon von der Stadt empfangen. Da hat man also schon hinzugelernt. Eine Brezel hätte ein Städtischer dem Schweizer zumindest auch schon mal zuwerfen können. Kann ja nicht jeder Rheinschwimmer ein Speyerer sein. Neuer Vorsitzender, alte Tradition. Das Siedlerfest ist Rentner geworden, die 65. Auflage des Vergnügens ging heuer über die Bühne. Der neue junge Siedler-Chef Stefan Broßmann hat die Premiere gemeistert. Er gefällt mit Schwung, Ideen und Ambitionen. Er ist nicht auf den Mund gefallen und hat gute Sprüche drauf. Und er findet schon einigermaßen den Mix zwischen Neuem probieren und Traditionen wahren. Dass er doch noch etwas mehr an den alten Gepflogenheiten hängt, mussten die Grünen wieder spüren. Während Broßmann beim Festauftakt jeden Genossen namentlich begrüßte, hatte er für die Grünen-Repräsentanten kein Wort übrig. Auch das hat Tradition in Nord. Für die Zukunft gibt es also noch alte Zöpfe zum Abschneiden. Den richtigen Moment dafür zu finden, erfordert große Kunst. Wie die Kinder freuten sich viele Speyerer und Auswärtige über die Eröffnung der Schützenstraße. Selbst dem Oberbürgermeister kam die Bauzeit wie 100 Jahre vor. Sehr viel Geld musste für die Sanierung ausgegeben werden. Deshalb wurde beim „Festakt“ auf dem neuen Asphalt schnell deutlich, dass die Stadt gar kein Geld hat. Denn beim Festakt wurde nicht geklotzt, sondern gekleckert. Alles blieb im Mini-Rahmen und war blitzschnell vorbei, ohne Sekt und Brezeln, ohne alles. Und als wäre das noch nicht genug, musste der OB auch noch mit anpacken und die letzten Absperrungen beiseite tragen. „Ich muss auch mal was schaffen für mein Geld“, kommentierte er den Einsatz ehrlich. Richtig Spaß auf der Gass’ hatte auch Bürgermeisterin Monika Kabs. Sie ward beim offiziellen Teil am Morgen gar nicht gesehen. Sie rollte mit ihrem Auto am Mittwochabend über die Avenue, ließ die Scheibe runter und winkte sichtlich gut gelaunt, ganz huldvoll den Passanten zu, die sie auf den ersten Blick gar nicht erkannten. Es hatte was von „Dank mir, mein Volk für die schöne neue Straße“. Im milden Licht der Abendsonne erschien sie vom Straßenrand aus wie die neue Königin von Speyer. Es ist immer Sommer. Sommerzeit ist Biergartenzeit, meldet die Deutsche Verkehrswacht und warnt davor, nach dem Bier aufs Fahrrad zu steigen. Ab 0,3 Promille schon werden Entfernung und Tempo eines herankommenden Autos falsch eingeschätzt. Alkohol und Fahrrad ist in Speyer kein wirklich neues Thema. Es gibt Speyerer, die leidvolle Erfahrungen sammeln mussten damit. Täglich meldet der Polizeibericht Radlerunfälle, ohne und mit Alkohol. Gestern hat die längste Kaisertafel der Welt geöffnet. Das ist im Prinzip ja auch ein, wenn auch ganz besonderer Biergarten. Vorsicht also also beim Wegfahren mit dem Fahrrad. Respekt Straubing und herzlichen Glückwunsch. „Brezel-Uwe“ hat sofort gratuliert, Leistung und Titel anerkannt. Ein fairer Verlierer. Was soll man auch sagen, angesichts des Ergebnisses. Eins noch, aber das wussten wir schon länger: Hund san’s scho, die Bayern. Richtige.

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