Speyer Von Rettich, Lauch und tropfenden Frauen

Ihre erste Grenzüberschreitung – von Baden in die Pfalz – hat die A-cappella-Gruppe Betont Männlich am Samstagabend gewagt. Die sieben Sänger im Alter von 40 bis Mitte 50 begeisterten das Publikum im Speyerer „Stage Center“ mit ihrem Programm „Vocalaffäre“.

Mit geballtem Humor widmeten Niclas Biehle, Frank Leininger, Axel Pallmer, Matthias Pfeiffer, Leiter Thomas Kessel, Michael Köhly und Peter Zimmermann sich Themen rund um Ernährung und Frauen, auch vor literarischen Werken hatten sie keine Scheu. Die Badener, die seit mehr als zehn Jahren zusammen auftreten, meisterten ihr Speyerer Debüt mit Bravour. Da erregte etwa ein Mann mit Sprachfehler, der keine S- und Z-Laute sprechen kann, im Song „Fpanniff“ der Gruppe Maybebop großes Mitleid. „Ich ging fu vielen Logopäden, die taten alle mit mir reden und machten Übungen mit der Funge“, sang er verzweifelt, doch sie müssen alle kapitulieren. Erst ein Plattenproduzent macht aus ihm einen echten „Fpanier“, der sich selbst nun nicht mehr „fpanisch“ vorkommt. Dass Obst und Gemüse für die Ernährung wichtig sind, machten die Interpreten klar, als sie sangen: „Du mein kleines Radieschen, komm mit in mein Paradieschen... ich bin scharf wie ein Rettich.“ Auch der Lauch kam zur Geltung, den ein Mann für seine Freundin zubereitet. Doch als sie nach dem Verzehr direkt mit ihm ins Bett will, kommt er zu der Überlegung: „Sex wird überschätzt – Lauch auch!“ Beim Liebeslied „Voulez-vous coucher avec moi“ knisterte es förmlich vor Erotik auf der Bühne, während es für die Zuhörer eher ein intensives Lachmuskeltraining war. Es endete auch nicht bei einem Stück der Gruppe Basta. Das beginnt zwar sehr liebe- und verständnisvoll. Doch nach einem Spaziergang durch Regen und Sturm stellt der Mann zuhause fest, was er der Frau immer schon mal sagen wollte: „Du tropfst!“ Derweil hat auch Iwan aus Russland in einem Lied Probleme mit seiner Frau Anuschka und bettelt sie um Wodka an – denn der ist sein Freund und sie gemein. Bei einem Frage- und Antwortspiel zwischen Ensemble und Publikum mussten schließlich Frauen und Männer jeweils einem Standesbeamten mit „Ja, ich will“ zustimmen. Natürlich waren es sehr spezielle Fragen wie „Willst du deinem Mann immer in Reizwäsche und Strapsen seine Lieblingsmahlzeit zubereiten?“. Die Männer mussten bejahen, dass sie immer der Frau die Fernbedienung überlassen und nie nach anderen Frauen sehen werden. Das erwartete „Ja, ich will“ fiel dabei doch sehr zaghaft aus.

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