Speyer Shakespeare ohne Weihrauch

Pathos weicht der Bodenständigkeit: Andrea C. Baur und Michael Bauer bei der Premiere des Shakespeare-Programms in Landau.
Pathos weicht der Bodenständigkeit: Andrea C. Baur und Michael Bauer bei der Premiere des Shakespeare-Programms in Landau.

„Shakespeare uf Paelzish“ erlebte am Donnerstag eine bestens unterhaltene Gästeschar im Landauer „Café am Markt“. Dort machten sich der Herxheimer Mundartpoet Michael Bauer und die Neustadter Lautenistin Andrea C. Baur ihre eigenen Reime auf die Sonette des großen englischen Dramatikers. Zum Rezitieren in den eigenen vier Wänden steuerte Xaver Mayer die Illustration einer Nachdichtung bei. Am 15. November gibt es das Programm in der Speyerer Johanneskirche.

Michael Bauer bleibt im mitunter derben Slang der Shakespeare’schen Vorgaben, die er in einen Pfälzer Zungenschlag umgedichtet hat. Da geht es freilich vor allem um die großen Dramen der Liebe, um schmachtende Sehnsucht und schmerzende Eifersucht, um den ewigen Erhalt des kostbar Schönen und das vage Wissen um sein Vergehen. „Ich will Shakespeare auch so verstehen, dass ich den Weihrauch von seiner Sprache ein bisschen wegpuste“, augenzwinkert der Pfalz-Poet und gibt – auch im rezitierenden Duett mit Andrea C. Baur – viele anrührende Proben auf’s Exempel. Die Unsterblichkeitsidee aus dem Sonett Nummer 18 füllt sich mit Bauers typisch träumerisch sommersonnenversonnener Elegie. Erstaunlich organisch, mitunter feenhaft leicht und doch mit tiefgründigem Ernst entfalten sich die Sonette 25, 44, 66, 91, 110, 128 oder 147 bei ihrer Mutation ins Pfälzische. Pathos weicht der Bodenständigkeit, hehres Begehren wird alltagstauglich und Weltschmerz konkret, wenn man vor seiner „Herzensliebschde“ auch in Zeiten besteht, in denen „die hinnerschd Null ganz vorne steht“ und „die Kunschd“ nur „als Mund vum Sponsor daherlavert“. Xaver Mayer war von der konkret verdichteten Wahrheit des Sonettes 91 so begeistert, dass er es in einer Tuschezeichnung lebendig werden ließ, die er – samt Sonett-Versen – als Kunstdruck vervielfältigte. „Das Gedicht handelt von der Rückbesinnung auf das Wesentliche. Nur die Liebe zählt – alles andere ist doch vergänglich“, meint der Künstler, dem bei seiner Arbeit geradezu symbolhaft ein Taubenpaar Gesellschaft geleistet hat, ganz ergriffen. Als ganz wunderbare Vermittlerin zwischen so viel handfester Gegenwart und gehaltvoller Vergangenheit erwies sich Andrea C. Baur mit ihrer historischen Knicklaute, deren sanfter und ruhiger Ton die fast intime Atmosphäre stimmig bereicherte. Mit gefühlvollen Interpretationen der Musik von John Dowland, Thomas Robinson und anderen, dazu stimmigen Eigenkompositionen und lautmalerischen Gedichtvertonungen, die auch mal dem Blues frönen konnten, bescherte die im klassischen Fach versierte Musikerin den Sonetten den perfekten Rahmen.

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