Speyer Nur normaler Stahlschrott bleibt übrig

Am Ende sollen es nur noch grüne Wiesen sein – bis das Kernkraftwerk Philippsburg mit seinem beiden Reaktoren verschwunden ist, wird es noch Millionen Euro kosten. Wieviel Geld für den Rückbau eingeplant wird, wollte der Kraftwerksbetreiber EnBW Kernkraft (EnKK) gestern nicht sagen. Immerhin: Rund 800 Arbeitsplätze sollen bleiben, wie Jörg Michels, Geschäftsführer der EnKK berichtete.

Tatsächlich kann der Rückbau erst beginnen, wenn das baden-württembergische Umweltministerium die Genehmigung dafür erteilt. Die Anträge für Block 1, der sich im Nachbetrieb befindet, laufen nach Angaben von EnKK. Ein bis zwei Jahre dürfte die Genehmigung auf sich wartenlassen. Für Block 2, der bis längstens 2019 zur Stromerzeugung genutzt wird, sollen die Anträge in den nächsten Jahren gestellt werden. Damit die Demontage gelingt, soll bis 2017/18 erst einmal gebaut werden; ein Reststoffbearbeitungszentrum (RBZ) und ein Standortabfalllager (SAL) sollen entstehen. Der Baukomplex wird insgesamt 9000 Quadratmeter groß. Eine bisher noch nicht bebaute Fläche auf dem Kraftwerksgelände ist dafür vorgesehen. Das SAL soll eine Gesamtaufnahmefähigkeit von 14.000 Kubikmetern haben. Bauherr und Betreiber der RBZ wird eine alleinige Tochter der EnBW: Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling. Was auch die Antwort auf das neue Geschäftsfeld gelten dürfte, das Michels für den Energiekonzern im weltweiten Rückbau von Atomkraftwerken sieht. Antragssteller und Betreiber der SAL ist dagegen die EnKK. Zwar macht der radioaktive Abfall nur einen geringen Teil der gesamten Reststoffe aus, die beim Rückbau der beiden Reaktorblöcke anfallen. Der Abfall hat es aber in sich: Im RBZ werden abgebaute Anlagenteile, die mit radioaktiven Partikeln in Berührung gekommen sind, von Strahlung befreit. Wenn nichts mehr strahlt, bleibt nur normaler Stahlschrott übrig. Die radioaktive Abfälle, die übrig bleiben werden zur Zwischenlagerung im SAL gepresst oder getrocknet und zum Transport in ein Endlager verpackt. Schwach- bis mittelradioaktive Abfälle, sollen in Schacht Konrad bei Salzgitter ihr Endlager finden, der aber kaum vor 2021 in Betrieb genommen wird. Wo stärker strahlendes Material seine endgültige Bleibe findet, ist noch bis mindestens 2031 offen. Michels machte dazu eine Ansage an die Politik: „Um das Kapitel Kernenergie in Deutschland zu beenden, braucht es Endlager.“ Dabei sei bisher noch nicht einmal die Kommission besetzt, die bis 2015 Rahmenbedingungen für die Suche festlegen soll. Wie lange der Rückbau der gesamten Anlage dauert, darüber wollte Michels keine konkreten Angaben machen. Er verwies aber auf Obrigheim, wo der Rückbau aktuell stattfindet und zwischen 2020 und 2025 beendet sein soll. Michels beruhigt zudem schon einmal die Gemüter: RBZ und SAL werden nur dem Rückbau von Kraftwerken der EnBW dienen. Abfälle von Dritten sollen weder bearbeitet, noch gelagert werden. Allerdings werden Transporte, möglicherweise über den Rhein, zwischen den Standorten stattfinden: Großkomponenten aus Philippsburg – etwa der Dampferzeuger aus Block 2 – sollen in Neckarwestheim bearbeitet und vorübergehend gelagert werden. Zur heiß diskutierten Lagerung „fremden Atommülls“ aus den Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield und La Hague in Philippsburg will der Konzern dagegen noch keine Stellung beziehen. Michels sagte, dass die Politik dazu erst ihr Konzept vorlegen müsse – was noch vor Ostern geplant sei.

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