Speyer Mit neuer Technik gegen Stickstoff

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Die Speyerer Kläranlage hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Um die geplanten Neubaugebiete anzuschließen, muss sie erweitert werden. Die Planungen dafür sind angelaufen. Favorisiert wird der Bau einer sogenannten Prozesswasserbehandlung, mit der Stickstoff entfernt werden könnte. Kostenschätzung: mehr als 600.000 Euro.

Die Stadtwerke sprechen eher ungern über das Projekt, weil es noch nicht in trockenen Tüchern ist: „Es wurden mögliche Lösungen gegenübergestellt. Die favorisierte wurde der Genehmigungsbehörde vorgelegt“, so Sprecherin Angela Sachweh auf Anfrage. Aber: „Eine Genehmigung mit eventuellen Änderungswünschen steht noch aus.“ Dabei ist das Problem klar und im Bebauungsplanverfahren für den Bereich des Priesterseminars thematisiert: Wenn dort die geplanten mehr als 100 Wohneinheiten ans Kanalnetz angeschlossen sind, würde ohne Investition der Puffer von etwas mehr als zehn Prozent „angenagt“, der bei der Kläranlage für das Abfedern von Extrembelastungen nötig sei. Ein typischer Fall laut Sachweh: „Wenn nach langen Trockenperioden mit dem ersten Regen der ,Dreck’ von Wochen konzentriert ankommt.“ Schon die zu erwartenden Abwässer aus dem Vogelgesang könnten voraussichtlich nicht mehr aufgenommen werden, so die Stadt. Zudem wachse Speyer noch an anderen Stellen und teils sei das Umland angeschlossen. Ziel sei daher, 2018 oder spätestens 2019 höhere Kapazitäten zu haben. „Die technischen Möglichkeiten auf dem Gebiet der Abwasserreinigung sind sehr breitgefächert“, so Sachweh. Das bedeute, dass nicht unbedingt wie bei der letzten Erweiterung der Anlage in der Franz-Kirrmeier-Straße im Jahr 2002 eine komplette neue „Beckenstraße“ in Betrieb gehen müsse. Die Werke drücken es so aus: „Wir werden im Sinne der Speyerer Gebührenzahler eine smarte, zukunftsorientierte Aufrüstung finden.“ Bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt als favorisierte Variante eingereicht sind Pläne für eine „Prozesswasserbehandlung“. Bei dieser würde aus einem Teil des zur Aufbereitung zugeleiteten Wassers, der einen besonders hohen Stickstoffgehalt aufweist, eben dieser Stickstoff entfernt. Dadurch würde die bestehende Anlage soweit entlastet, dass sie wieder eine ausreichende Reinigungsreserve für zusätzliche Baugebiete hätte. „Der Genehmigungsantrag liegt vor. Die SGD Süd plant eine Entscheidung bis zum Jahresende“, teilte gestern deren Sprecherin Nora Schweikert auf Anfrage mit. Mit geschätzten Kosten von 622.500 Euro netto wäre die Maßnahme etwa im Vergleich zum großen Kläranlagen-Umbau 1999 bis 2002, der 23,5 Millionen Euro gekostet hat, eher günstig. Eine verlässliche Aussage über die Höhe der bevorstehenden Investition sei allerdings noch nicht möglich, betonen die Stadtwerke.

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