Speyer Lautmalerei und Kunstfertigkeit

Chorklang von malerischer Farbigkeit und virtuoser Beweglichkeit hat die Evangelische Jugendkantorei der Pfalz am Sonntagabend in ihrem „Bach-Familienkonzert“ dem Publikum in der nicht voll besetzten Speyerer Gedächtniskirche geboten. Effektvolle Lautmalerei beeindruckte bei Bach-Sohn Carl Philipp Emmanuel, hohe Kunstfertigkeit in einer Motette und einer Messe von Vater Johann Sebastian.

Chronologisch korrekt begann Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald als musikalischer Leiter mit den beiden Werken des Vaters. Die anspruchsvolle, doppelchörige Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ forderte den drei Dutzend Jugendkantoristen höchste Konzentration ab, die sie mit hoher Kunstfertigkeit in sauberer Intonation und entspannter, lockerer Metrik einlösten. Der aufgelichtete Chorklang schwang in den fein leuchtenden Bögen nie massig aus. Wie pendelnde Glocken fielen die Silben des ersten in die strahlenden Vokalisen des zweiten Chors ein. Die Choralmelodie des Mittelteils erklang tröstlich schlicht, und im lockeren Gestus führte Steuerwald durch den freudigen Schlussteil. Hatte hier in der unbegleiteten Motette der schlanke Kantoreiklang noch genug Dynamik, traten in der vom 25-köpfigen Barockorchester „Le Consort Lorraine“ begleiteten Messe F-Dur doch einige dynamische Unvollkommenheiten auf. Den überanstrengten Männerstimmen fehlte es an markanter Kraft, während die Frauen zwar prompter im Antritt herüberkamen, dafür mitunter aber in kantige Schärfen verfielen. Im „Gloria“ der Messe riss Steuerwald die locker laufenden Bewegungen immer wieder zu kraftvoller Leuchtkraft empor. Die festlich flutende Dynamik der Schlussfuge ging von den Sopranen und vom spielfreudig aufgelegten Lothringer Barockorchester aus. Eine andere Welt tat sich in den beiden Werken des vor 300 Jahren geborenen Carl Philipp Emmanuel Bach auf: spritzige Läufe, zarte Brechungen und farbenreiche Wiederholungen des Rokoko. In seinem deutschsprachigen „Sanctus“ trieb Bach seine Lautmalerei auf die Spitze, indem er mit einem Himmels-Chor von der Empore den Hauptchor zum Diesseits-Jubel ermunterte. Steuerwald und seine Jugendkantorei erzielten dynamisch gut gestufte Raumklangeffekte. Im abschließenden „Magnificat“ des Bach-Sohns beeindruckte die Jugendkantorei unter anderem im prächtig aufgewölbten Schlusschor mit hoher stimmtechnischer Bravour. In den Arien zeichneten sich die feinsinnige, sauber intonierende Sopranistin Vera Steuerwald, die weittragend substanzreiche Altistin Margot Oitzinger, der hoch bewegliche Tenor Christian Rathgeber und der klangvoll profilierte Bass Felix Rathgeber aus.

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