Speyer Landesbibliothek: Abend zu NS-Bücherverbrennungen

Bücherverbrennung der Nazis: eine Aufnahme von 1933.
Bücherverbrennung der Nazis: eine Aufnahme von 1933.

Armin Schlechter vom Landesbibliothekszentrum (LBZ) gab während der von Initiator Jan Schenck kuratierten Projektvorstellung „Verbrannte Orte“ einen Überblick über NS-Bücherverbrennungen in Speyer.

Die Verbrennung von Büchern vorwiegend jüdischen Schriftstellern gehört zu den unerfreulichen Speyerer Vorgängen während des Nationalsozialismus. Ute Bahrs begleitete die Veranstaltung als Vertreterin des Standorts Speyer des Landesbibliothekszentrums/Pfälzische Landesbibliothek.Zu der am „Tag der bayerischen Jugend“ angesetzten Buchvernichtung am 6. Mai 1933 waren 2.500 Jungen und Mädchen von Speyerer Schulen zitiert worden. Der aus Lingenfeld stammende Westmark-Gauleiter Josef Bürckel hatte am Vortag in der nationalsozialistischen Tagezeitung „NSZ-Rheinfront“ angekündigt, dass Speyer wie 163 andere Städte „alles undeutsche Schrifttum den Flammen übergeben wird.“

Schlechter: „Angeführt von einem Musikzug zogen an dem genannten Tag fünf Kapellen und der Spielmannszug des Kriegervereins vom Festplatz aus auf den Marktplatz gegenüber dem Rathaus in der Maximilianstraße. Ihnen folgten verschiedene Jugendorganisationen, neben der Hitlerjugend auch kirchliche Verbände, Sportvereine, Vertreter der Lehrerbildungsanstalt und des Marinevereins“.

Die damalige Aktion leitete der Unterbannführer Jotter aus Ludwigshafen. Er warf mehrere aus Schulbibliotheken entfernte Bücher in einer Eisenschale den Flammen, erwähnte dabei als Schriftsteller nur Erich Maria Remarque, den Autor des Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“.

Redakteur festgenommen

Die sogenannte Säuberung der öffentlichen Büchereien begann in Speyer erst nach dem „Flammentod“ auf dem Marktplatz. Sie betraf Werke, die bolschewistische, marxistische, pazifistische und atheistische Tendenzen aufwiesen. Betroffen waren die Städtische Volksbücherei, Büchereien der Kirchenverwaltungen, der Volksschulen und Gymnasien. Schlechter: „Bücher dieser Art durfte die Pfälzische Landesbibliothek in ihrer Eigenschaft als wissenschaftliche Bibliothek weiterhin besitzen, sie durften aber nur an politisch zuverlässige Persönlichkeiten abgegeben werden“ .

Im allgemeinen richtete die NSDAP das Augenmerk auf „belastendes Schriftmaterial“. Als Speyerer Beispiel hierfür wähnte Armin Schlechter den Zeitungsredakteur Rudolf Jöckle (1894-1978), der ab 1926 Chefredakteur der „Speyerer Zeitung“. Am 22. Juni 1933 wurde er vorübergehend festgenommen. Im Januar 1934 übergab sieben in seiner Wohnung verwahrte politische Schriften der Pfälzischen Landesbibliothek, weil er wusste, dass er wegen des Besitzes dieser Bücher schärfer verfolgt würde.

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