Speyer Knapp unter der Rekordmarke

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Zum Übertreffen der 270 Chorsänger aus der Uraufführung von Felix Mendelssohns „Elias“ hat es bei der Wiedergabe des Oratoriums mit Pfälzischer Singgemeinde und Laien-Gästen am Sonntagnachmittag in der Speyerer Gedächtniskirche zwar nicht gereicht. Dennoch begeisterte die Aufführung unter Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald mit großzügiger melodischer Entfaltung und packenden Momenten.

Zur im Altarraum hinter der Kammerphilharmonie Mannheim postierten Singgemeinde gesellten sich in den vorderen Reihen des Kirchenschiffs Laiensänger mit eigenen „Elias“-Klavierauszügen. Sie integrierten sich nach einer einzigen Vorprobe der Chorsätze mit dem gesamten Apparat gut in die von Steuerwald mit markanten Gesten geleitete Aufführung. So war ein Gesamtchor von gut 200 Sängern am Werk, gegenüber denen die reinen Zuhörer in der Minderzahl waren. Da der „Elias“ durch zwei vorangegangene Aufführungen von Singgemeinde und Kammerphilharmonie in der Westpfalz sicher saß, gab es für den Zusammenhalt des Gesamtchores unter dem nach vorn und hinten dirigierenden Steuerwald kein Risiko. Die gelungene, im Dramatischen wie Lyrischen ausgewogene Wiedergabe von zweieinhalb Stunden Dauer war so recht dazu angetan, dem Chorgesang durch Mitmachen neue Freunde zu gewinnen. Denn der „Elias“ verbindet Johann Sebastian Bachs Tiefenmalerei mit Georg Friedrich Händels Schlagkraft, stößt aber mit seiner volksnah-eingängigen Melodik und seinem dramatischen Atem vom Barock in die Romantik vor. Beim unablässig belebenden und mit klarer, einladender Gestik dirigierenden Landeskirchenmusikdirektor lagen all diese Elemente in besten Händen. So waren die allesamt chorisch gesungenen Engels-Chöre fein austariert. Die dramatischen Baal-, Feuer- und Himmelfahrts-Chöre hatten hohe Eindringlichkeit. Zu majestätisch aufgewölbten Höhepunkten wurden „Dank sei dir Gott“ und „Heilig ist Gott“. Mit dem profilierten und engagierten Spiel der Kammerphilharmonie Mannheim verband Steuerwald den Chor-Wohlklang zu eindrucksvoller Klangschönheit. Für den Elias-Part brachte Markus Krause einen großen, voluminösen Bass ein. Für die Tenor-Partien setzte Andreas Weller eine schlanke, helle und gepflegte Stimme ein. Vera Steuerwald brachte die Sopranpartien mit silbriger Helle ein, mobilisierte ebenso engelsgleiche Leichtigkeit wie energische Akzente und sinnvolle Temporückungen. Sandra Fechner hob sich nach anfänglich leichter Belegtheit ihre Alt-Kraft für die Anklagen von Königin Isebel auf. Die Knaben-Ausschau nach dem Regen sang Mira Steuerwald mit reinem Höhen-Sopran von der Kanzel herunter. Am Ende applaudierten sich Dirigent und rund 270 spielende sowie singende Mitwirkende gegenseitig.

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