Speyer Esskastanien für Vater und Sohn

Begehrte Setzlinge: Gerhard Strehl (links) holt sich ein Exemplar bei Peter Eberhard (Mitte) und Bernd Zettler ab.
Begehrte Setzlinge: Gerhard Strehl (links) holt sich ein Exemplar bei Peter Eberhard (Mitte) und Bernd Zettler ab.

Schon am ersten Sonntag im März hatte Ortsbürgermeister Peter Eberhard (CDU) rund 550 Spaziergänger im Dudenhofener Wald gezählt. Am Sonntag waren wieder Hunderte zwischen den Bäumen unterwegs. Die meisten in Richtung Schutzhütte „Waldfrieden“. Da verteilten Mitglieder des Waldbauvereins Ganerb Esskastanien-Setzlinge an Passanten.

Vor fast 20 Jahren sei im Verein die Idee entstanden, den jeweiligen Baum des Jahres an Waldspaziergänger weiterzugeben, erzählt Eberhard der RHEINPFALZ von den Anfängen der Aktion, die bis heute einmal im Jahr Waldbesucher anlockt. Thomas Hauswirth ist aus Römerberg gekommen. Dem Wald zu helfen, ist für ihn Ehrensache. In seinem heimischen Garten wüchsen inzwischen die Waldbauverein-Setzlinge der vergangenen zwei Jahrzehnte heran, berichtet er. „Jetzt kommt die Esskastanie dazu“, freut er sich auf die Aufforstung seines Gartens. 200 kleine Esskastanien habe der Verein einer Baumschule für die Aktion abgekauft, weist Eberhard auf die Geschenke in Tüten inklusive Info-Broschüre über den 30. Baum des Jahres hin. Dafür interessiert sich auch Roswitha Steinbacher. Als gebürtige Dudenhofenerin komme sie zum ersten Mal vorbei, sagt sie. Dass sie von der traditionellen Aktion zum Tag des Waldes bisher nie etwas gehört hat, wundert Steinbacher. Der „Gruß aus Dudenhofen“ soll in ihrem Lingenfelder Garten wachsen und gedeihen. Eberhard gibt gute Ratschläge zur Aufzucht des Baums, der nach seinen Angaben in 20 bis 30 Jahren Früchte trägt. Rolf Stauder zweifelt daran, dass er die noch ernten kann. „Die Nachwelt soll die Kastanien genießen“, meint er. „Im Endeffekt haben Mensch und Natur etwas davon“, betont der Hanhofener. Das sieht auch Jürgen Schmitt aus Hanhofen so. Er ist mit Sohn Luis (10) zur Schutzhütte Waldfrieden geradelt, um zwei Setzlinge mit in das eigene Hanhofener Waldstück zu nehmen. Eine reife Esskastanie stehe da bereits, erzählt er. „Die kleinen sind für meinen Sohn.“ Für Schmitt gehört die Nachhaltigkeit beim Umgang mit der Natur zum Generationenvertrag. „Unsere Eltern haben doch auch die Bäume gepflanzt, von denen wir heute ernten“, sagt er. Außerdem hofft er, dass Luis Esskastanien-Ernten in ein paar Jahrzehnten mit guten Erinnerungen an den Vater verbinden wird. Auch seine Bienen könnten nicht genug vom Nektar der Blüten bekommen, berichtet der Hobby-Imker. „Esskastanien-Nektar gibt besonders würzigen Honig.“ Ein Vereinsmitglied ist damit beschäftigt, Wurstbrote für hungrige Spaziergänger und Radfahrer zu schmieren. An Biertischgarnituren stärken sie sich damit und wärmen sich mit Glühwein auf. Hermann Rost radelt lieber wieder zurück nach Dudenhofen. Die Tüte mit zwei Setzlingen hängt am Fahrradlenker. „Morgen stehen sie in meinem Waldstück“, kündigt der Senior an. Eberhard ist sicher, dass bis zum Mittag sämtliche Setzlinge verteilt sind. Damit wird er recht behalten. Von weitem sind bereits die nächsten Abholer zu sehen.

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